Kommentar
08:19 Uhr, 08.06.2004

Renditen klettern auf neue Höchststände

Erwartungsgemäß beließ die EZB die Leitzinsen bei 2,0 Prozent. Nach den erfreulichen Arbeitsmarktdaten hat in den USA die Wahrscheinlichkeit für Zinserhöhungen bereits im Juni dagegen nochmals zugenommen. Die OPEC beschloss eine schrittweise Erhöhung der Ölförderquote, woraufhin es eine leichte Entspannung an der Preisfront gab.

Die Renditen in der Eurozone sind auf neue Höchststände geklettert. Sie folgten damit den Vorgaben des amerikanischen Rentenmarktes, an dem die Kapitalmarktzinsen nach Veröffentlichung der Beschäftigungszahlen nach oben gingen. Zehnjährige Bundesanleihen rentierten zum Wochenschluss mit 4,4 Prozent und damit sieben Basispunkte höher als in der Vorwoche. Allerdings machte die Europäische Zentralbank keine Andeutungen, dass sie in absehbarer Zeit an ihrer Zinspolitik etwas ändern wolle, nachdem sie wie erwartet den Hauptrefinanzierungssatz bei 2,0 Prozent belassen hatte. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet sagte, die EZB werde an ihrem neutralen monetären Kurs festhalten. Allerdings hob er auch hervor, dass durch die hohen Ölpreise Gefahren für die Preisniveaustabilität bestünden und die Inflationsrate einige Zeit über der Zwei-Prozent-Zielmarke bleiben könne. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die geldpolitischen Entscheidungsträger den insbesondere ölpreisbedingten Anstieg der Inflationsrate längere Zeit beobachten werden, bevor sie Gegenmaßnahmen in Form höherer Zinsen ergreifen werden.

Überraschend freundliche Wirtschaftsdaten weckten in der letzten Woche Hoffnungen auf eine Stabilisierung des Konjunkturaufschwungs in der Eurozone. Die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und für den Dienstleistungssektor verbesserten sich im Mai auf 54,7 Punkte (April: 54,0) bzw. 55,8 (April: 54,3), wobei die stärksten Anstiege bei den Unterkomponenten Produktion und Auftragseingänge zu verzeichnen waren. Erfreulich war auch die Zunahme der Einzelhandelsumsätze im April um kräftige 1,3 Prozent gegenüber dem Vormonat. Schließlich konnten insbesondere gestützt auf einen starken Zuwachs ausländischer Konsumgüteraufträge die Auftragseingänge in Deutschland im April um 2,5 Prozent im Monatsvergleich zunehmen. Insgesamt scheint damit das Bild einer langsamen konjunkturellen Erholung in Europa intakt zu sein.

Dazu passt auch, dass die Prognose für das BIP-Wachstum im ersten Quartal von 0,6 Prozent auch in der zweiten Schätzung bestätigt wurde, wobei die leichte Wachstumsbeschleunigung vor allem auf den kräftigen Exportanstieg zurückzuführen war, während die Binnennachfrage kaum von der Stelle kam. Die Staatsausgaben und die private Investitionstätigkeit sorgten dabei sogar für negative Wachstumsbeiträge, während die Konsumnachfrage wenigsten etwas zulegen konnte. Für die Rentenmarktaussichten hat sich damit vorerst nichts geändert. Während in den längeren Laufzeiten ein weiterer Renditeanstieg möglich erscheint, sollte das kurze Ende vorerst weitgehend stabil bleiben. Vor diesem Hintergrund halten wir auch an unserer Empfehlung für Kurzläuferfonds fest.

In den Vereinigten Staaten hat die Zahl der neu geschaffenen Stellen im April um 248.000 zugenommen, was leicht über den Erwartungen des Marktes lag. Damit wurde der positive Trend aus den Vormonaten fortgesetzt. Die Wirtschaftsdaten sprechen trotz des gestiegenen Ölpreises damit für einen sich selbst tragenden US-Aufschwung. Für die amerikanische Notenbank dürfte es jetzt keinen Grund mehr geben, an den extrem niedrigen Zinsen festzuhalten. Bereits auf der Juni-Sitzung der FED sollte daher eine Zinsanhebung beschlossen werden. Aufgrund der günstigen makroökonomischen Rahmenbedingungen ist sogar eine Leitzinserhöhung von 50 Basispunkten denkbar, jedoch nicht allzu wahrscheinlich. An den Rentenmärkten hat der Arbeitsmarktbericht nur zu leichten Renditesteigerungen geführt, da das Gros der Marktteilnehmer diese neuerliche Verbesserung antizipiert hatte. Insgesamt raten wir im Hinblick auf den US-Markt weiter zur Vorsicht, da ein weiterer Renditeanstieg nicht ausgeschlossen erscheint. Dagegen könnte die Aussicht auf eine verringerte Zinsdifferenz zwischen den USA und Europa dem US-Dollar etwas Rückenwind verleihen, nachdem die US-Währung in jüngster Zeit wieder etwas an Boden verlor und der Euro dadurch auf den höchsten Stand seit zwei Monaten klettern konnte.

Ausblick: In der kommenden Woche stehen keine wichtigen Konjunkturdaten zur Veröffentlichung an. Am ehesten könnte noch das US-Verbrauchervertrauen die Märkte beeinflussen. Hierzulande dürfte die Industrieproduktion leicht zugelegt haben. Demgegenüber ist von der Arbeitsmarktseite kein positiver Impuls in Sicht. Vor diesem Hintergrund ist nicht mit einer erhöhten Volatilität an den Renten- und Devisenmärkten zu rechnen.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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