Kommentar
10:39 Uhr, 20.12.2005

Renditen gehen spürbar zurück

Die US-Notenbank hat in der vergangenen Woche ihren Leitzins zwar um 25 Basispunkte erhöht, zugleich aber signalisiert, dass der Zinserhöhungszyklus bald zu Ende gehen könnte. Zusammen mit rückläufigen Inflationsdaten hat dies die Rentenmärkte beflügelt. Sowohl in den USA als auch in der Eurozone gingen die Renditen spürbar zurück. Der Euro hat zugleich gegenüber dem US-Dollar Boden gut gemacht.

USA: Rhetorisch einen Gang zurückgeschaltet

Auf ihrer letzten Sitzung im Jahr 2005 hat die FED ihren Leitzins erwartungsgemäß um einen weiteren viertel Prozentpunkt auf 4,25 Prozent erhöht. Anders als in den vorherigen begleitenden Presseerklärungen verzichteten die Währungshüter diesmal allerdings auf die Einschätzung, dass die Geldpolitik weiterhin akkomodierend sei. Die Märkte werteten dies als klares Signal, dass der Zinserhöhungszyklus bald zu Ende gehen könnte. Die Rendite von US-Treasuries kam daraufhin deutlich zurück. Die von der FED geäußerte Notwendigkeit weiterer maßvoller Schritte, steht dem nicht entgegen. Unter den Renteninvestoren herrscht weitgehend Konsens, dass die Fed Funds Target Rate ihren Zenit in der Spanne zwischen 4,5 bis 5,0 Prozent erreichen wird. Die bisherige Schrittgeschwindigkeit vorausgesetzt, gäbe es also noch maximal drei Erhöhungen, was auf den nächsten drei Sitzungen des FOMC am 31. Januar, 28. März und am 10. Mai 2006 umgesetzt werden könnte.

Rückenwind erhielten US-Bonds in der abgelaufenen Woche außerdem von einer günsten Inflationsentwicklung. Im Sog der stark rückläufigen Energiepreise ging das Verbraucherpreisniveau im November gegenüber dem Vormonat kräftig um 0,6 Prozent zurück. Die Jahresteuerungsrate ermäßigte sich auf plus 3,5 Prozent nach plus 4,3 im Oktober. Allerdings ist das streng genommen schon wieder Schnee von gestern. Nach vorn geschaut lässt der bisherige Verlauf der Energiepreise im Dezember wieder einen Anstieg des Preisniveaus erwarten, womit der Inflationsdruck also bestehen bleibt. Das positive Umfeld am US-Rentenmarkt könnte somit nur von kurzer Dauer sein und alsbald von wieder steigenden Renditen abgelöst werden.

Euroland: Renditerückgang parallel zu US-Bonds

Beeinflusst vom Geschehen in Übersee gingen die Renditen in Euroland jüngst ebenfalls merklich zurück. Zudem schlug sich auch hierzulande die nachlassende Inflation positiv an den Märkten nieder. Nach einer Jahresteuerungsrate von 2,5 Prozent im Oktober wurde im November ein endgültiger Preisanstieg von 2,3 Prozent gemessen, was auch leicht unterhalb der Schnellschätzung von vor zwei Wochen lag. Die Kernrate blieb im November unverändert bei plus 1,5 Prozent. Von Konjunkturseite kamen unterdessen aus Deutschland sehr solide Daten. Sowohl ZEW-Index als auch Ifo-Geschäftsklimaindex machten im Dezember einen großen Satz nach oben. Der Ifo erreichte mit 99,6 Punkten sogar seinen höchsten Stand seit fünf Jahren. Wenngleich es sich hierbei nicht um harte Zahlenfakten handelt, sondern nur um weiche Stimmungsindikatoren, so lassen sie doch eine weitere Steigerung der Wirtschaftsleistung im vierten Quartal vermuten. Am Rentenmarkt riefen ZEW und Ifo aber noch nicht die erwartete Reaktion hervor. Das mag auch dem nahenden Jahresende geschuldet sein. Die Nachfrage der Investoren fokussiert sich dann nämlich aufgrund der nachlassenden Handelsvolumina eher auf risikoärmere Papiere, sprich Staatsanleihen, was entsprechend die Kurse steigen und damit die Renditen fallen lässt. Riskantere europäische Unternehmensanleihen haben jedenfalls in der vergangenen Woche auf Indexebene zwei Basispunkte gegenüber Staatsanleihen abgegeben, nachdem es in den Vorwochen jeweils nur eine Stelle war.

Inflationsgeschützte Anleihen: Deutschland kommt

Im Segment der inflationsindexierten Anleihen, kurz Linkers, wird voraussichtlich Deutschland im kommenden Jahr sein Debüt geben. Im Rahmen der Bekanntgabe seiner Emissionsplanung 2006 teilte der Bund mit, bei entsprechendem Marktumfeld solche Papiere begeben zu wollen. Frankreich ist in diesem Segment Vorreiter unter den EWU-Staaten. Unser Fondsmanagement erwartet, dass die Emission deutscher Linkers dieser Anlageform und auch dem bereits 270 Mio. Euro schweren UniEuroRenta Real Zins (A und -net- A) spürbare Impulse geben wird. Anders als bei traditionellen Anleihen werden bei inflationsgeschützten Anleihen die Zahlungsströme (Zinsen und Tilgung) an die Inflation angepasst. Für nähere Informationen siehe auch Investment-Ticker zum UniEuroRenta Real Zins vom 19. Oktober 2005.

Ausblick:

Nach ZEW und Ifo kommen in der laufenden Woche die Pendants aus anderen wichtigen Staaten Eurolands (ISAE, BNB, INSEE). Diese sollten das positive deutsche Bild bestätigen. Mit der Industrieproduktion Deutschlands im Oktober wird zudem der erste handfeste Beleg für die BIP-Entwicklung im vierten Quartal geliefert. In den USA stehen die Erzeugerpreise, die endgültige Entwicklung des BIP im dritten Quartal sowie Angaben über den Konsum und die Stimmung der Verbraucher auf der Agenda.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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