Kommentar
13:34 Uhr, 15.04.2014

Relative Stärke im Depot

Auch wenn sich die Frage, was Gewinner- von Verlierer-Aktien unterscheidet, kaum beantworten lässt, hilft Anlegern das Relative-Stärke-Modell von Levy bei der richtigen Auswahl. Ein einschlägiges Strategie-Zertifikat von HSBC nimmt Investoren schon seit zwölf Jahren diese Entscheidung sogar komplett ab.

Erwähnte Instrumente

  • Partizipationszertifikat auf HSBC Relative Stärke DAX
    Kursstand: 147,45 € (Börse Frankfurt) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen

Wer in den vergangenen beiden Jahren über einen einfachen Index-Tracker in den DAX investierte, konnte dabei eigentlich wenig falsch machen, stand doch 2012 ein Gewinn von über 29 Prozent und 2013 immerhin noch ein Plus von etwas mehr als 25 Prozent auf der Kurstafel. Dabei zeigte sich insbesondere seit Mitte 2012 künstlich getrieben durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken ein extrem starker Aufwärtstrend. Dass einige DAX-Titel wie die Versorger RWE und E.ON oder der Düngemittelhersteller K+S sogar stark unter die Räder kamen, fiel in all der Aktien-Euphorie kaum ins Gewicht. Hätte man in dieser Zeit dennoch statt auf den ganzen Markt nur auf die Gewinner-Titel gesetzt, wäre noch eine deutlich höhere Performance herausgekommen. Um die maßgeblichen Aktien zu identifizieren wird gerne das sogenannte Relative-Stärke-Modell von Robert Levy verwendet, dessen Grundthese besagt: Aktien die sich in der Vergangenheit besser als der Markt entwickelt haben, dürften sich auch in der Zukunft positiv entwickeln. Um dies rechnerisch für jeden Einzeltitel zu dokumentieren führte er einen Trendindikator ein, der diese Aussage bei einem Wert größer als 1 unterstützt und umgekehrt. Nicht zu verwechseln ist der Ansatz mit dem in der technischen Analyse verwendeten Relative-Stärke-Index (RSI) von J. Wallace Wilder, bei dem es um das kurzfristige Erkennen von Hoch- oder Tiefpunkten bei Finanzinstrumenten geht.

Mit Strategie auf die Gewinner-Aktien setzen

HSBC Trinkaus hat das Modell von Levy bereits im Mai 2006 in ein Relative-Stärke-Strategie-Index-Zertifikat auf den Deutschen Aktienindex (TB00RS) ohne Laufzeitbegrenzung übernommen. Es simuliert eine fiktive Investition in die besten 10 Prozent, also beim DAX in die drei Aktien mit dem höchsten Relative-Stärke-Wert. Dieser wird für jeden einzelnen der 30 DAX-Werte einmal wöchentlich jeweils dienstags errechnet, wobei der aktuelle Aktienkurs ins Verhältnis zum Durchschnitt über die letzten 25 Stichtagskurse gesetzt wird. Anschließend wird aus den Ergebnissen eine Rangfolge erstellt. Eine Umschichtung und Rückgewichtung auf ein gleiches Maß findet am jeweils folgenden Handelstag erst dann wieder statt, wenn eine Aktie nicht mehr zu den zehn Bestplatzierten gehört (Cast-out-Rank). Allerdings kann eine Investition auch ganz unterbleiben und das nicht investierte Kapital zum Geldmarktsatz verzinst werden, wenn ein weiteres Kriterium der sogenannte Trendfaktor unter eins notiert. Dieser ergibt sich aus dem durchschnittlichen Relative-Stärke-Wert der jeweils vergangenen drei Stichtage über alle 30 DAX-Titel. Dadurch wird sichergestellt, dass überhaupt ein positiver Aktientrend vorliegt und in Baisse-Phasen kein Investment vorgenommen wird. Im Moment ist das Zertifikat über den HSBC-Relative-Stärke-Index voll in die Aktien von Continental, Commerzbank und Lufthansa investiert. Dafür, dass sich der Anleger hier um nichts kümmern muss, wird eine Managementgebühr von 1,68 Prozent p.a. in Abzug gebracht. Eventuelle Dividendenzahlungen werden ebenfalls beim Index berücksichtigt.

Starke Performance im Trendmarkt

Zieht man bei dem Strategie-Produkt nach knapp acht Jahren Bilanz, hat sich das Papier mit einem Zugewinn von knapp 50 Prozent durchaus positiv entwickelt. Den DAX mit einer Performance im gleichen Zeitraum von 68 Prozent konnte es zumindest langfristig gesehen allerdings nicht schlagen. Denn obwohl besonders negative Marktphasen zum Teil durch ein langes Desinvestment ausgeklammert werden konnten, brauchte es immer auch entsprechend Zeit bis sich ein neuer Trend herausbilden und wieder eine Anlage eingegangen werden konnte, wodurch ein Teil der Erholung verpasst wurde. Außerdem ist natürlich auch diese Strategie gerade in eher trendlosen Zeiten nicht frei von Fehlsignalen. Wie gut das Papier aber funktioniert, wenn ein starker Trend vorliegt, zeigt das Zertifikat auf Jahressicht mit einer Performance von etwa 35 Prozent. Interessanterweise liegt die Strategie auch im aktuellen eher wechselhaften Jahr schon wieder mit über 13 Prozent vorne, während die Benchmark selbst noch ein Minus aufweist.

WKN

Emittent

Basiswert

Fälligkeit

Gebühr p.a.

TB00RS

TUB

HSBC Relative-Stärke-Strategie-Index

Endlos

1,68 %

Selbst ist der Anleger

Anleger können die von HSBC für das Zertifikat regelmäßig zur Verfügung gestellten Informationen aber auch selbst als Anhaltspunkt für ein Do-it-yourself-Investment nutzen, veröffentlicht der Emittent doch wöchentlich auf seiner Internetseite die aktuellen Relative-Stärke-Werte für alle 30 DAX-Titel, sowie den jeweiligen Trendfaktor. Den individuellen Interpretationsmöglichkeiten des Anlegers sind mit diesen Grunddaten im Gepäck keine Grenzen gesetzt. So stellte das Börsenmagazin „Aktionär“ vor einigen Wochen mehrere Anlage-Strategien vor, darunter mit der „Dividenden“- und der „Hebel“-Strategie auch zwei infrage kommende Relative-Stärke-Ansätze. Zwar beziehen sich beide Vorgehensweisen auf den DivDAX, der die 15 Titel des großen Bruders DAX mit der höchsten Dividendenrendite abbildet, doch kann der Investor die überzähligen Werte auch ganz einfach streichen. Bei der „Dividenden-Strategie“ wird beispielsweise direkt in die fünf Aktien mit den höchsten Relative-Stärke-Werten über die vergangenen sechs Monate investiert, was mit den HSBC-Daten bei einmaliger Betrachtung ganz gut zu bewerkstelligen ist. Ein Austausch erfolgt bei der fränkischen Variante allerdings nur dann, wenn ein 20-prozentiger Trailing-Stopp ausgelöst wird. Fällt die relative Stärke des DivDAX unter 1 zurück, stellen die Experten vom „Aktionär“ das Investment glatt und packen das Kapital stattdessen vollständig in den ShortDAX bis der DivDAX wieder an relativer Stärke für ein anschließendes Neu-Investment gewinnt. Seit 2003 soll diese Strategie gegenüber dem DAX eine Outperformance von 527 Prozent bzw. eine Rendite von 21 Prozent p.a. erzielt haben. Bei der „Hebel-Strategie“ geht man im Prinzip genauso vor mit dem Unterschied, dass statt direkt in Aktien in spekulativere Faktor-Zertifikate mit einem Hebel von zwei investiert wird. Die Outperformance gegenüber dem DAX hier: 2614 Prozent bzw. ein Zugewinn von 35 Prozent p.a. Im Vergleich zu dem HSBC-Produkt, bei dem eine wöchentliche Anpassung erfolgen kann, waren bei den „Aktionärs“-Strategien jährlich lediglich acht Transaktionen nötig, was die Kosten für den Investor auf ein Minimum beschränkt. Außerdem ist bei den aktiven auf den DivDAX bezogenen Strategien erheblich mehr an Rendite drin, folgt man den Angaben des Anleger-Magazins.

Der BörseGo Tipp:

Die Relative-Stärke-Strategie von Levy bietet Anlegern die Möglichkeit zur Identifikation von Aktien mit starkem Momentum und eignet sich deshalb insbesondere für Phasen mit einem starken Trend. Ist dieser allerdings nicht ausreichend vorhanden, kann es zu Problemen kommen. Auch müssen allzu häufige Umschichtungen und zwischenzeitliche Aus- und Wiedereinstiege nicht unbedingt zu besseren Ergebnissen führen, wie das Relative-Stärke-Zertifikat von HSBC zeigt.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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  • 280a
    280a

    Absolutes Schrottpapier, den Kursverlauf halten die stärksten Nerven nicht aus.

    17:58 Uhr, 15.04.2014

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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