Kommentar
10:15 Uhr, 07.01.2021

Rekordwohlstand trotz Krise?

Steigender Wohlstand und größte Krise aller Zeiten: Was sich wie ein Widerspruch anhört, hängt eigentlich zusammen.

Trotz des wohl größten Wirtschaftseinbruchs in der Geschichte der Bundesrepublik im vergangenen Jahr ist der Wohlstand der Deutschen 2020 auf ein Rekordniveau gestiegen. So nahm das private Geldvermögen der deutschen Haushalte im vergangenen Jahr um 393 Milliarden Euro auf 7,1 Billionen Euro zu.

Dass sich der Wohlstand auf einem Rekordniveau befindet, während die Wirtschaft am Boden liegt, mag sich nach einem großen Widerspruch anhören. Tatsächlich hängt beides aber zumindest mittelbar miteinander zusammen. Denn Notenbanken und Regierungen bekämpften auch diese Krise, wie sie jede Krise bekämpfen: Mit viel billigem Geld.

Die Notenbanken erhöhten munter die Geldmenge und die Regierungen pumpten schuldenfinanziert Billionenbeträge in die Volkswirtschaften. Dass in einem solchen Umfeld auch das Geldvermögen der privaten Haushalte steigt, ist wenig verwunderlich.

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Allerdings hat die wundersame Geldvermehrung natürlich einen großen Haken. Denn der Wohlstand steigt dadurch nur nominal, also in Euro bemessen. Dass der Wert eines Euros allerdings zwangsläufig sinkt, wenn die reale Produktionsmenge der Volkswirtschaft nicht ebenso stark wächst wie die Geldmenge, liegt auf der Hande.

Notenbanken und Regierungen setzen auf einen Taschenspielertrick, der sich Geldillusion nennt: Haben Menschen mehr Geld auf dem Konto, fühlen sie sich reicher. Dass jede einzelne Geldeinheit aber weniger wert ist als früher, machen sie sich oft nicht bewusst.

Natürlich kann man einwenden, dass es trotz Ausweitung der Geldmenge bisher überhaupt keine nennenswerte Inflation gibt. Zuletzt lag die Inflationsrate in der Eurozone sogar bei minus 0,3 Prozent, die Verbraucherpreise sind auf Jahressicht also sogar gesunken und nicht etwa gestiegen.

Die Verbraucherpreise steigen zwar bisher nicht, dafür steigen aber andere Preise: Wie auch schon in der Zeit nach der Finanzkrise führt die Geldvermehrung der Notenbanken vor allem dazu, dass Vermögenswerte im Preis steigen, also zum Beispiel Aktien, Immobilien, Edelmetalle oder auch Bitcoin. Auch die Rekordstände im DAX oder bei Bitcoin sind also eine Folge der Geldmengenausweitung zur Krisenbekämpfung.

Wer Vermögen besitzt, wird durch die Krisenbekämpfung immer reicher. Wer nichts besitzt, bleibt arm wie eh und je. Diese Nebenwirkung der astronomischen Geldmengenausweitung besitzt eine ungeheure Spaltwirkung für die Gesellschaft, die in den vergangenen Jahren bereits den Aufstieg von Populisten wie etwa Donald Trump in den USA begünstigt haben dürfte. Auch um diese Nebenwirkungen abzumildern, haben die Regierungen im Zuge der Bekämpfung der Coronakrise auch ihre Hilfen für die Realwirtschaft und die Durchschnittsbürger ausgeweitet, etwa durch Transferzahlungen direkt an jeden Bürger.


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2 Kommentare

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  • mkronen
    mkronen

    Der Analyse kann man nur zustimmen.

    Familien unter Druck, Kleinunternehmer ausradiert, Wohnungsnot, Kinderarmut, die Altern sterben einsam im Heim, Denunzianten , Propaganda, Animal Farm.

    Oh Gott !

    18:32 Uhr, 07.01.2021