Kommentar
16:23 Uhr, 17.06.2005

Ratings als Orientierungshilfe

Mittlerweile sind in Deutschland die Fondsratings der unterschiedlichsten Anbieter im Umlauf. Sind so viele Ratings überhaupt nötig und was können sie leisten? Hier gilt es, einige Missverständnisse auszuräumen.

In einer kaum mehr überschaubaren Fondslandschaft scheint die Existenz unterschiedlicher Fondsratinganbieter erst recht Verwirrung zu stiften. Um hier für mehr Transparenz zu sorgen, hat sich die Ratingbranche in Zusammenarbeit mit dem deutschen Fondsverband BVI auf gewisse Mindestanforderungen geeinigt. So informieren die Anbieter, darunter Morningstar, über ihre Vorgehensweise, Prognosefähigkeit, Datenquellen, mögliche Interessenkonflikte oder Veröffentlichungsstandards.

Ob eine über hundertseitige Tabelle, die diese Angaben zusammenfasst, einen hohen Gewinn an Transparenz bringt, sei dahingestellt - zumal die Mindeststandards nicht verbindlich sind. Als Bestandsaufnahme sind sie jedoch zumindest ein Schritt in die Richtung, die Spreu vom Weizen zu trennen.

Rating ist nicht gleich Rating. Dies allein ist bereits Anlass für Kritik. Unterschiedliche Ratinganbieter und Bewertungsverfahren sorgen aber für mehr Diversifikation, die nicht nur bei der Geldanlage wichtig ist, sondern auch beim Sammeln von Informationen.

Bei Fondsratings lässt sich grob zwischen Ansätzen unterscheiden, die auf quantitativen Daten beruhen, und qualitativen Bewertungen, die subjektive Einschätzungen über Fondsmanager und Investmentprozesse beinhalten. Das Morningstar Rating gehört zu ersteren. Es belohnt diejenigen Fonds, die in ihrer Vergleichsgruppe über drei Jahre besonders gut abschnitten – bei unterdurchschnittlichen Wertschwankungen und Kosten. Detaillierte Erläuterungen finden Sie hier.

Wie können Sie Ratings sinnvoll einsetzen?

Fonds entwickeln sich in der Regel wie die Anlageklasse, in die sie investieren (z.B. europäische Standardwerte oder Schwellenländeranleihen). Letztendlich wird Ihre langfristige Rendite also davon abhängen, wie Sie Ihr eingesetztes Kapital auf die großen Anlageklassen wie Aktien oder Renten (und hierin auf Regionen, Branchen, Anlagestil, Bonität usw.) verteilt haben. Entscheidend ist daher, sich eine auf Anlageziele, Zeithorizont und Risikobereitschaft abgestimmte Strategie zurechtzulegen – ggfs. mit Hilfe eines Finanzberaters. Diese gilt es mit passenden Anlageprodukten zu befüllen.

Hier kommt das Rating ins Spiel. Es kann Ihnen helfen, die vielen für einen Anlagebereich verfügbaren Fonds auf eine handhabbare Auswahl herunterzubrechen. Und es erleichtert die Kontrolle bereits vorhandener Investments.

Wie jeder Datenpunkt erzählt das Rating aber nicht die ganze Geschichte. Es bezieht sich auf einzelne Kategorien wie z.B. Aktien Osteuropa, sagt Ihnen aber nicht, ob ein Osteuropafonds in Ihre Anlagestrategie passt oder wie sich die Börsen der Region in Zukunft entwickeln werden. Es spiegelt die Leistung eines Fonds im Vergleich zu ähnlich gestrickten Produkten wieder. Während sich wohl niemand zu allererst für die schwächsten Fonds einer Kategorie erwärmen wird, ist eine gute Performance in der Vergangenheit leider keine Garantie dafür, dass der Fonds zukünftig zu den Spitzenreitern zählen wird.

Für einen umfassenden Fondsvergleich ist zusätzliche Recherchearbeit notwendig. Schauen Sie sich beispielsweise die Gebühren an. In Zeiten niedriger Renditen wird Ihnen hier jede Ersparnis willkommen sein. Suchen Sie nach Fondsgesellschaften, die ausführliche Informationen zu ihren Produkten sowie den dahinter stehenden Fondsmanagern und Anlageprozessen bieten. Überprüfen Sie, ob ein Fonds wirklich zur Risikostreuung in Ihrem Depot beiträgt oder sich zu sehr mit bestehenden Investments überschneidet. Hier hilft Ihnen das Portfolio X-Ray.

Quelle: Morningstar Deutschland

Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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