Analyse
18:57 Uhr, 02.04.2008

Ramschhypotheken und das Rettungsgerüst der Fed

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

in den USA werden Rufe nach einer neuen Regulierung des Finanzsektors laut. Nach der Rettungsaktion von Bear Stearns durch die Fed und JP Morgan – die US-Notenbank übernahm von Bear Stearns Sicherheiten in Milliardenhöhe – sollen nun Investmentbanken genauso reguliert werden, wie normale Geschäftsbanken. Denn nur Geschäftsbanken haben bisher Zugriff auf Kredite der US-Notenbank, müssen sich daher aber auch der strengeren Aufsicht der Zentralbanker stellen. Dass dies gegenüber Investmentbanken unfair ist, davon spricht jetzt auch US-Finanzminister Paulson. Er will eine stärkere Beaufsichtigung aller Banken. Damit scheint er eine Kehrtwende zu machen, denn nach der Depression trennte der Kongress das Bankwesen 1933 in Geschäfts- und Investmentbanken. Geschäftsbanken wurden stärker reguliert. Investmentbanken bekamen eine wesentlich freiere Hand. Das gilt bis zum heutigen Tag. Kritiker des Vorschlags sind der Meinung, dass erst die stärkere Regulierung und Beaufsichtigung bestimmter Börsengeschäfte dazu geführt hat, dass Investmentbanken auf der Suche nach höheren Renditen unkalkulierbare Risiken eingehen mussten.

Dabei spielte auch die Notenbankpolitik der letzten Jahre eine große Rolle. So entstand die Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt nicht durch den freien Markt, sondern durch zu starke Regulierung und Beaufsichtigung. Die Immobilienkrise, und die daraus entstandene Kreditkrise resultierten aus zu niedrigen Zinsen der US-Notenbank. Hätten sich die Zinsen nach dem Gesetz des freien Markts bilden können, wäre die Immobilienblase erst gar nicht entstanden. In den USA wären die Zinsen ziemlich hoch, da wenig gespart wird und die private Verschuldung sehr hoch ist. Durch die hohe Kreditnachfrage, aber das geringe Angebot an Spareinlagen, wären Kredite nun einmal sehr teuer. Auch wenn das für den Finanzsektor ungünstig gewesen wäre, hätten höhere Zinsen geringere Ausgaben und höhere Ersparnisse erwirkt. Letztendlich hätte der freie Markt dazu geführt, dass die Zinsen wieder fallen und eine stabilere Balance zwischen Ersparnissen und Ausgaben herbeigeführt. Ziel der US-Notenbank ist es aber, den Konsum zu stimulieren, an Ersparnissen ist sie nicht interessiert. Der endlose Konsumrausch stellt sich nun als Stolperstein im Wachstum der USA heraus.

Die US-Notenbank setzte den Zins unter ein Niveau, das vom freien Markt diktiert worden wäre, um den Konsum zu beflügeln. Das sendete falsche Signale an den freien Markt – dass also mehr Ersparnisse zur Verfügung standen, als dies tatsächlich der Fall war. Dies löste übermäßige Investitionen im Immobiliensektor aus. Außerdem lag der Zins unter der Inflationsrate, was die Spekulation nur noch mehr anheizte. Die Ramschhypotheken, die nun Banken rund um den Erdball an den Rande des Ruins treiben, sind ein Produkt dieser zügellosen Spekulation.

Fest steht: Die Krise, in der wir uns befinden, wird uns noch lange Zeit beschäftigen. Es ist nicht davon auszugehen, dass die laufende Stärke am Aktienmarkt mehr ist als eine technische Gegenreaktion auf die Verluste der Vorwochen. Vielmehr dürfte sich nach einem Anstieg der Kurse wieder Ernüchterung breit machen und es dürfte dann zu neuen Verlusten kommen. Die Rohstoffpreise setzen nun zu einer überfälligen Korrektur an, die neue Kaufkurse bei selektierten Rohstoffen mit guten Fundamentaldaten bringen dürften.

In dieser Ausgabe des Rohstoff-Reports bringen wir Ihnen eine Analyse zum Uransektor und zur Kernkraft, sowie eine Besprechung der Performance der Basismetalle im März. Außerdem gehen wir auf den Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums zu den geplanten Anbauflächen bei Soja, Mais, Weizen und Baumwolle ein. Er hielt einige Überraschungen parat. (Sie haben den Rohstoff-Report noch nicht? Abonnieren Sie den Rohstoff-Börsenbrief dauerhaft kostenfrei unter http://www.godmode-trader.de/newsletter/b2c).

Viel Erfolg bei Ihren Börsengeschäften

Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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