Kommentar
07:53 Uhr, 25.01.2005

Quartalssaison bisher enttäuschend

Die veröffentlichten Quartalsberichte wurden vielfach mit Enttäuschung aufgenommen. An den internationalen Aktienbörsen überwogen vergangene Woche daher die Minuszeichen, zumal auch von Konjunkturseite keine positiven Neuigkeiten bekannt wurden.

Die bisherige Quartalsberichtsaison in den USA konnte die Anleger nicht überzeugen. An der Börse wuchs daher die Sorge, dass sich die Unternehmensgewinne in 2005 weniger positiv entwickeln als bislang erhofft und erwartet. Die Aktienkurse gaben vor diesem Hintergrund vergangene Woche zumeist nach. Vor allem Technologiewerte präsentierten sich in schwacher Verfassung. Für Belastungen sorgte ferner der Ölpreis. Der Preis je Barrel (WTI) kletterte bis auf 49,30 USD. Seit Jahresbeginn ist dies ein Anstieg von fast 6 USD. Zum Wochenende enttäuschte ferner der schwache Verbrauchervertrauensindex der Universität Michigan. Das Wirtschaftswachstum wird von der amerikanischen Notenbank aber weiterhin zuversichtlich beurteilt. Die FED stellte in ihrem Konjunkturbericht Beige Book ein beschleunigtes Wirtschaftswachstum in 11 von 12 Distrikten fest.

Die Börsenstimmung wurde aber im wesentlichen durch die zahlreichen Quartalsberichte geprägt. Die vorgelegten Ergebnisse konnten dabei nur teilweise die vorherigen Hoffnungen erfüllen. Einen Rekordgewinn meldete General Electric, dennoch gab der Aktienkurs im Wochenverlauf nach. Erneut leichter präsentierte sich der Automobilsektor. General Motors hat 2004 die Verluste in seinem Europa-Geschäft mit der Hauptmarke Opel drastisch ausgeweitet. Im Gesamtjahr kletterte das Ergebnis jedoch vor allem dank eines Rekordgewinns in der Finanzsparte. Auch die Aktien der Luftfahrtbranche standen im Fokus des Anlegerinteresses. Delta Air Lines meldete für das vergangene Quartal einen Verlust von 16,58 USD je Aktie, woraufhin der Kurs um fast 10 Prozent nachgab. Im Technologiebereich stachen mit einem überproportionalen Kurseinbruch die Aktien von eBay hervor. Das Internetauktionshaus konnte die hochgesteckten Erwartungen nicht erfüllen und kappte darüber hinaus die Prognose für das erste Quartal 2005. Die Titel verloren daraufhin zeitweise rund 20 Prozent ihre Wertes. Auch andere Technologieaktien wie die des Telekomausrüsters Qualcomm und des Hanyherstellers Motorola wiesen nach ihren Quartalspräsentationen kräftige Einbußen auf.

Die Tokioter Börse tendierte in den letzten Tagen leichter. Der Nikkei 225 Index sank zwischenzeitlich auf den niedrigsten Stand seit fast einem Monat. Vor allem die Vorgaben aus New York, aber auch der gegenüber dem US-Dollar weiterhin starke Yen drückten auf die Marktstimmung. Technologie- und Einzelhandelswerte litten unter Kurseinbußen, aber auch Elektroniktitel zeigten sich spürbar belastet. Hierzu trug der Sony-Konzern bei, der seine Quartalsprognose für Umsatz und operativen Gewinn nach unten korrigierte.

Europas Aktienmärkte wurden im Sog der schwachen Vorgaben aus Übersee ebenfalls mit nach unten gezogen, wenn auch nur leicht. Der Euro bot mit seinem Rückgang gegenüber dem US-Dollar etwas Unterstützung. Dennoch überlagerte auch hier die Befürchtung um schwächere Unternehmensgewinne das Börsengeschehen. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis präsentierte ein zufriedenstellendes Ergebnis, allerdings fiel der Ausblick verhalten aus. In Deutschland gerieten Technologietitel wie Infineon und SAP unter Abgabendruck. Der DAX kämpfte wiederholt mit der Marke von 4.200 Punkten, konnte sich bis zum Wochenschluss aber darüber behaupten. Gute Quartalsdaten legte am Freitag der Stahlkonzern ThyssenKrupp vor und erhöhte gleichzeitig seine Prognose für das laufende Geschäftsjahr. Die weiterhin boomende Konjunktur in China beflügelt weltweit die Stahlnachfrage. Die HypoVereinsbank überraschte die Finanzmärkte am Freitag mit der Ankündigung von Abschreibungen über 2,5 Mrd. Euro. Die Dividenden für 2004 wird deshalb erneut ausfallen.

Ausblick: Auch in dieser Woche wird sich das Hauptaugenmerk der Anleger auf die Flut an Unternehmensdaten richten. Dabei wird der Großteil erneut aus den USA kommen, aber auch in Europa und Japan veröffentlichen einige Konzerne ihre Geschäftszahlen. Zur Konjunkturentwicklung sind in Deutschland der stark beachtete ifo-Geschäftsklimaindex sowie der GfK-Konsumklimaindex zu erwarten. Aus Amerika kommen ferner Zahlen zu den Aufträgen langlebiger Wirtschaftsgüter, dem Verbrauchervertrauen sowie dem BIP im vergangenen Quartal. Die wöchentlichen Daten zum dortigen Ölmarkt und die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe runden das Programm der nächsten Tage ab.

Quelle: Uniom Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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