Kommentar
11:54 Uhr, 20.04.2004

Qualität steht auch weiter im Mittelpunkt

Die US-Aktienmärkte schlossen in der letzten Woche uneinheitlich, weil der defensivere Dow Jones-Index die negativen Auswirkungen der starken Einzelhandelsumsätze abmilderte. So gaben die Märkte als Reaktion auf Berichte aus dem Handelsministerium nach, denen zufolge die Einzelhandelsumsätze (ohne Autos) im März um 1,7% und damit doppelt so stark gestiegen sind, wie die Analysten prognostiziert hatten. Zudem war es der stärkste Anstieg seit vier Jahren. Sorgen bereiteten Anlegern hierbei die zunehmenden Aktivitäten im Einzelhandel, die die Verbraucherpreisinflation anheizen. Auch diese stieg im März um das Doppelte des vom Konsens prognostizierten Werts, was die US-Notenbank (Fed) zu Zinserhöhungen veranlassen könnte. Die stärksten Verluste erlitten Finanztitel, deren Margen unter Zinsanhebungen leiden würden. Aber auch Technologiewerte gehörten zu den großen Verlierern, nachdem Intel (-3%) vor einer Umsatzabschwächung im zweiten Quartal warnte. Stärker als erwartet legten auch die Umfragen der Notenbank von Philadelphia und von Empire Manufacturing zu. Das stärkere Vertrauen wurde zudem durch den höchsten Zuwachs bei den Vorräten der Unternehmen seit August 2000 bestätigt. Anders als von Analysten erwartet, fiel jedoch der Index der Universität von Michigan zum Verbrauchervertrauen. Dem war der überraschende Rückgang der Industrieproduktion, steigende Benzinpreise und zunehmende Todesfälle im Irak vorausgegangen.

Uneinheitlich schlossen auch die japanischen Aktienmärkte. So kletterte der auf Nebenwerte konzentrierte Topix Second Section beflügelt durch positive Dynamik um 4% nach oben, während der Nikkei um 0,6% abrutschte. Sorgen bereiteten den Anlegern vor allem die starken US-Einzelhandelszahlen sowie die in der letzten Woche erfolgte Zinsanhebung in China. Höhere Zinsen in den USA und eine Abschwächung der chinesischen Wirtschaft würde die Nachfrage nach japanischen Exportgütern in zwei der wichtigsten Exportmärkte Japans bremsen. Im Februar stieg die Industrieproduktion erneut um annähernd 7%. Für Beruhigung sorgte ein Bericht über steigende Herstellerpreise im März - der erste monatliche Anstieg seit Juli 2000. Zur Zeit aber beschränkt sich die Teuerung auf die Anfangsstufen der Produktion, denn die Preise für Endprodukte fallen weiter.

Passend zum Allgemeinbild beendeten auch die europäischen Aktienmärkte die letzte Woche uneinheitlich. Defensiver ausgerichtete Indizes wie der FTSE 100 erzielten ein besseres Ergebnis als der Gesamtmarkt. Angeführt wurde der Markt von den Branchen Energie, Arzneimittel, Lebensmittel und Getränke, während Technologiewerte unter der neuerlichen Umsatzwarnung von Nokia (-12%) litten. Bergbauaktien gaben angesichts von Befürchtungen nach, eine Abschwächung in China könnte die Nachfrage nach Rohstoffen bremsen. Im Februar stieg die Industrieproduktion in der Eurozone um 0,1%.

In der Region Asien-Pazifik schwächte sich der H-Aktienindex der in Hongkong gelisteten chinesischen Werte um 7% ab, nachdem die Regierung ein deutlich über den Konsensprognosen liegendes BIP-Wachstum von 9,7% im ersten Quartal bekannt gab und Anleger nun damit rechnen, dass die Regierung Maßnahmen gegen eine mögliche Überhitzung der Wirtschaft ergreifen wird. So hatte die Regierung in der letzten Woche erneut die Mindestreserveanforderung der Banken angehoben und wies nun darauf hin, dass überhöhte Investitionen in einigen Branchen "erheblichen Druck" auf die Inflation ausüben würden.

Auch in der letzten Woche fielen die Kurse an den weltweiten Staatsanleihemärkten. Dem waren Spekulationen über steigende Inflation und Zinsen in der größten Volkswirtschaft der Erde, den USA, als Folge der starken Einzelhandelsumsätze vorausgegangen.

An den Devisenmärkten legte der US-Dollar die zweite Woche in Folge zu. Dieser Anstieg war in erster Linie auf die höheren US-Wachstumsprognosen nach den starken Einzelhandelsumsätzen zurückzuführen.

Um weitere 1% stieg der Rohölpreis an den Rohstoffmärkten, ausgelöst durch die anhaltend unsichere Lage im Irak sowie die den sechsten Monat in Folge von der Internationalen Energiebehörde nach oben korrigierten Schätzungen zur globalen Ölnachfrage. Gold verbilligte sich wegen der US$-Aufwertung um 4%.

Qualität steht auch weiter im Mittelpunkt

Derzeit mehren sich die Anzeichen dafür, dass sich die Gewinne in der letzten Zyklusphase befinden. Von makroökonomischer Seite erinnern die jüngste Erholung am Arbeitsmarkt sowie die wieder gewonnene Preismacht an die Grenzen des Konjunkturzyklus und unterstreichen, dass der nächste Zinsschritt nach oben gehen wird. Während die Gewinnkorrekturen in den USA und Japan neue Höchststände erklimmen und damit große Erwartungen zu den künftigen Gewinnen aufgebaut werden, hält die Berichtssaison in den USA bislang nicht mit den zu optimistischen Prognosen Schritt. Zwar liegen die Gewinne deutlich über dem Vorjahresniveau, die Gewinnzuwächse aber schwächen sich bereits wieder ab und insgesamt bleiben die Gewinne leicht hinter den überzogenen Erwartungen zurück. Und auch die Prognosen der Unternehmen sind verhaltener. Wir gehen zwar auch für dieses Jahr von einem Anstieg am Aktienmarkt aus, werden uns aber auf hochwertige Titel konzentrieren.

Quelle: Merrill Lynch Investment Managers (MLIM)

Merrill Lynch Investment Managers (MLIM) wurde 1976 gegründet und ist mittlerweile eine der größten Investmentfirmen der Welt. Das verwaltete Vermögen beträgt 471 Mrd. US-Dollar (per 30. Juni 2003). Als das Tochterunternehmen für Vermögensverwaltung von Merrill Lynch verfügt MLIM über eine breite Auswahl an prämierten Anlagefonds und umfassenden Einblick in die Märkte.

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