Analyse
07:18 Uhr, 27.08.2014

Putins Weltkrieg? Oder mit Toten Auflagen verkaufen?

Hier haben wir also zwei Ebenen: Die Augenwischerei der Medien und das, was wirklich geschah. Es zählt nicht meine Meinung. Es war richtig, dass wir uns an die technische Analyse hielten.

Erwähnte Instrumente

  • Gold
    ISIN: XC0009655157Kopiert
    Kursstand: 1.283,30 $/Unze (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 102,73 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.283,30 $/Unze (Deutsche Bank Indikation)
  • Brent Crude Öl - WKN: 967740 - ISIN: XC0009677409 - Kurs: 102,73 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation)

Als ich auf meinem Desktop auf Guidants Anfang August eine Long-Position im DAX und im portugiesischen PSI-20-Index empfahl schrieb ich:

„Espírito Santo ist nicht Portugal und auch nicht der europäische Bankensektor und die EZB dürfte genau beobachten, was hier gerade passiert. Sie wird es nicht zulassen, dass die Böden der südeuropäischen Indizes durchbrochen werden.“

EZB-Chef Mario Draghi nutzte wie einst Ben Bernanke die Bühne des Zentralbanker-Symposiums im amerikanischen Jackson Hole, um zumindest verbal einen großen Schritt in Richtung QE-Programm zu unternehmen. Auf die rückläufigen Preise sagte er am 22. August:

“Der Rat wird diesen Entwicklungen Rechnung tragen und innerhalb seines Mandats alle verfügbaren Instrumente einsetzen, die benötigt werden, um die Preisstabilität über das mittelfristige Zeitfenster sicherzustellen."

Damit fiel er zwar Jens Weidmann und der Kanzlerin in den Rücken (würde ich meinen), aber jetzt springen die Bankenaktien an und Hedgefonds stürzen sich auf Short-Positionen im EUR/USD. Zuletzt betrugen die Short-Positionen rund 15 Milliarden USD:

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Es wird in den Medien schon von der Strategie der drei Pfeile von Mario Draghi gesprochen - ein Hinweis auf Shinzo Abe, der den Yen mittels Wirtschafts-, Geld- und Konjunkturpolitik stark schwächte, um die Wirtschaft und Inflation anzukurbeln. Ich halte Aktien für eine gute Möglichkeit, sich gegen Geldentwertung in Zeiten von dauerhaften Nullzinsen abzusichern, aber nur bei Korrekturen ist ein Einstieg überhaupt sinnvoll. Die bei rund 9200 Punkten eröffnete Long-Position im DAX liegt jetzt rund 400 Punkte im Plus und der Boden im PSI-20-Index, dem "DAX Portugals" hat gehalten. Schalten Sie spaßeshalber einmal auf die Monatskerze im DAX und bei den südeuropäischen Indizes. Das sieht bullisch aus.

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Der Boden ist charakterisiert durch das Tief der rechten Schulter einer inversen Schulter-Kopf-Schulter-Formation, die im portugiesischen, aber auch in allen anderen südeuropäischen Aktienindizes in den Jahren 2011 bis 2013 ausgebildet wurde. Diese Formation steht am Ende eines Abwärtstrends. Wäre das Tief der rechten Schulter bei 5125 Punkten unterschritten worden wäre der charttechnische Boden im PSI-20-Index aufgebrochen worden und die Investoren hätten das Land zurück in die Eurokrise katapultiert. Ich hielt das für unwahrscheinlich, weshalb ich in Erwartung, dass dieser Boden halten wird (notfalls mit Draghis Hilfe) eine Long-Trading-Idee vorstellte.

Man mag von den Draghi-Maßnahmen halten was man möge. Aber der DAX und PSI-20 schaffen einen V-förmigen Boden, auch weil das Kriegsgetrommel der Medien eben das blieb, was es war: Kriegsgetrommel der Medien. Das ganze gipfelte in einem geschmacklosen Titelbild mit den Photos von Toten von MH17 bei einem immer zweifelhafteren deutschen Nachrichtenmagazin. Ich habe in der ganzen Zeit darauf hingewiesen, dass Ölhändler – erfahrungsgemäß sind das bis in die höchsten Kreise und damit exzellent informierte Investoren – sich im großen Stil von Long-Positionen im Brent-Öl trennten, einem Markt, in dem normalerweise schlagartig geopolitische Krisen eskomptiert werden, wenn es irgendwo brennt. Das geschah nicht, und die Ölhändler waren wieder richtig informiert:

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Erstaunlich ist, dass einige Kollegen hier keinen Abwärtstrend erkennen konnten. Es gab auch kein Kaufsignal beim Goldpreis. Und jetzt: Poroschenko hat in Minsk Hoffnung auf einen Friedensfahrplan genährt. Israel und die Palästinenser haben sich auf einen unbefristeten Waffenstillstand verständigt. Raketen steigen jetzt aus der US-Wirtschaft auf: Dort sind die Aufträge für langlebige Güter im Juli wegen der starken Nachfrage nach Flugzeugen so stark wie noch nie gestiegen. Wer aufgepasst hat weiß auch, dass auch Putin bei Boeing eingekauft hat – zwar nicht im Berichtsmonat Juli, aber im August.

Hier haben wir also zwei Ebenen: Die Augenwischerei der Medien und das, was wirklich geschah. Es zählt nicht meine Meinung. Es war erneut richtig, nicht zu antizipieren sondern zu interpretieren, was der Markt tut - und zwar mittels der Charttechnik, um dann danach zu handeln. Das war besser anstatt uns wie andere Kommentatoren leichtfertig vor irgendwelche politischen Wägen spannen zu lassen. Die Positionen im PSI-20 und DAX liegen im Plus. Nach wie vor kann die Situation kippen. Dafür gibt es Stopps. Viel mehr Aufregung muss man hier gar nicht mehr walten lassen. Jetzt müssen wir nur noch beobachten und warten. Im DAX haben wir bereits rund 400 Punkte verdient. Jedenfalls beginnt der Markt, eine schnellere Zinswende in den USA einzupreisen, was unsere Long-Position im USD/JPY erfreut. Sie liegt 50 % im Plus. Mehr dazu lesen Sie auf meinem Desktop auf Guidants in der Watchlist der laufenden Trading-Ideen.

5 Kommentare

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  • fehu001
    fehu001

    Und wenn das mit MH 17 wie geplant geklappt hätte, dann würden heute in der Ukraine die Nato-Waffen sprechen. Das plötzliche Schweigen der Medien zu diesem Vorfall spricht Bände und weist darauf hin, dass hier aus Sicht der Verantwortlichen für diese Tragödie einiges "schief gegangen" ist...

    Ich glaube, dass die überzogenen, öffentlichen Sanktionen gegen RUS den amerikanischen Kriegstreiber etwas beruhig haben. Damit war zeitlich etwas Luft und langsam konnte dann durchsichkern, dass wahrscheinlich die amerikanischen Söldner (Ausführung durch urainische Kampfflugzeuge) das malayische Flugzeug abgeschossen hatten.

    Also das durchsickerte konnte Kontinental-EUropa dafür sorgen, dass sich alle zurück zogen und somit auch der amerikanische Kriegstreiber hatte keine Möglichkeit mehr unsere NATO-Soldaten los zu schicken. Dass die NATO massiv dort Panzer hin gefahren hatte, ist ja vor ca. 2 Monaten durchgesickert, als man die Züge in Wien udn Dresden gesheen hatte.

    Aber man redet oben wieder miteinander, gibt sich die Hand und zwar OHNE die USA. Das ist für mich das Allerwichtgste, dass man den Kriegstreiber vor die Tür gesetzt hat, wenn anständige Menschen (Putin & Co) miteinander reden. ​​​​

    ​​​​​

    14:13 Uhr, 27.08. 2014
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    ​Hallo Jochen,

    Poroschenkos "Friedensplan" ist in Wahrheit ein Kapitulationsplan, der schon einmal abgelehnt wurde.Im Juni war das:

    http://www.tagesschau.de/ausland/friedensplan-ukra...

    Und wenn das mit MH 17 wie geplant geklappt hätte, dann würden heute in der Ukraine die Nato-Waffen sprechen. Das plötzliche Schweigen der Medien zu diesem Vorfall spricht Bände und weist darauf hin, dass hier aus Sicht der Verantwortlichen für diese Tragödie einiges "schief gegangen" ist...

    Wollen wir also hoffen, dass sich in der Ukraine die Vernunft durchsetzt, und es in naher Zukunft einen Friedensplan gibt, der diesen Namen auch verdient.

    Alles andere als eine Abspaltung der Ostukraine vom Rest des Landes erscheint vor dem Hintergrund der jüngsten Ereignisse jedoch vollkommen unrealistisch. Ob das durchsetzbar ist, muss sich erst noch zeigen...

    @ balkansahel

    Hier der dazu passende Link:

    http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2014/08...

    Die Zugriffszahlen bei den DWN und anderen alternativen Informationsdiensten explodieren geradezu. Das lässt hoffen, dass die Massenmedien noch viel mehr Gegenwind bekommen. Gut so...

    13:36 Uhr, 27.08. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • fehu001
    fehu001

    ​Gute Analyse. Das mit den gekauften Boings ist mit auch aufgefallen, wie eben auch, dass die Saktionen komischerweise fast nur Kontinental-EUropa betrifft.

    Es könnte sich lohnen auf die Differenz zwischen $/€ zu setzen.

    09:48 Uhr, 27.08. 2014

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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