Analyse
09:10 Uhr, 24.10.2022

PROmax Marktüberblick - Geht die Rally weiter?

Die Märkte zogen am Freitag deutlich an. Gab es damit neue Impulse oder droht ein direkter Abverkauf der Kursgewinne?

Erwähnte Instrumente

  • US 10Y Bond Yield
    Kursstand: 4,255 % (Bonds) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Nasdaq-100
    ISIN: US6311011026Kopiert
    Kursstand: 11.310,33 Pkt (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • US 10Y Bond Yield - Kurs: 4,255 % (Bonds)
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 11.310,33 Pkt (Nasdaq)
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 12.730,90 Pkt (XETRA)
  • Gold - WKN: 965515 - ISIN: XC0009655157 - Kurs: 1.657,36 $ (JFD Brokers)
  • Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 31.082,56 $ (NYSE)

Rendite 10jährige US-Staatsanleihen - Kein längerfristiges Zinshoch in Sicht

Dass die Zinsen seit Monaten deutlich steigen, ist keine neue Nachricht. Das dürfte inzwischen jeder Mensch, der nicht mit Scheuklappen durch die Welt läuft, mitbekommen haben. Die Frage ist aber, wie weit können die Zinsen noch steigen. Gibt es dafür im Chart Ansatzpunkte, um das Ausmaß des Zinsanstieges abzuschätzen?

Von Anfang der 1960er Jahr herrschte ein Aufwärtstrend bei den Zinsen. Dieser lange Aufwärtstrend, der erst zu Beginn der 1980er endete, fand seine fundamentale Begründung im Übergang in eine Hochinflationsphase. Dieser Aufwärtstrend wurde in der ersten Hälfte der 1980er Jahre getoppt. Danach folgte ein langfristiger Abwärtstrend. Dieser Abwärtstrend fand seine fundamentale Entsprechung in einem starken und dauerhaften Rückgang der Inflation. Im Jahr 2009 lag die Inflation in den USA bei -0,36 %, im Jahr 2015 bei 0,12 %. Seit 2015 steigt die Inflation in den USA wieder an. Der Anstieg an sich im letzten und in diesem Jahr massiv beschleunigt.

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Dieser Inflationsanstieg machte sich zunächst noch jahrelang nicht in einem neuen Aufwärtstrend bei den Renditen auf 10jährige US-Staatsanleihen bemerkbar. Im Coronacrash kam es bei den Renditen zu einem Sell-off. Die Rendite fiel auf ein Tief bei 0,423 %.

Seit diesem Tief hat sich ein neuer und steiler Aufwärtstrend entwickelt. Innerhalb dieses Trends wurde eine mehrjährige Bodenformation vollendet. Zudem wurde der langfristige Abwärtstrend durchbrochen.

Aus dem Ausbruch aus dem Abwärtstrend und aus der Bodenformation lassen sich Ziele im Bereich um 6,50 % abschätzen. Der nächste größere Widerstand wäre eine obere Trendbegrenzung bei aktuell 5,51 %.

Im kurzfristigen Rahmen ist der Renditeanstieg allerdings extrem. Anfang August lag die Rendite im Tief bei 2,55 %. Am Freitag schloss sie bei 4,255 %. Solch steile Renditeanstiege gab es in der Aufwärtsbewegung seit März 2020 mehrfach. Allerdings folgten dann zügig Konsolidierungen.

Fazit: Rücksetzer ja, Rallyende nein.

Der Aufwärtstrend in den US-Renditen ist ungebrochen. Er dürfte auch noch eine Weile anhalten. Ein erster wichtiger Zielbereich liegt bei grob 6,5 %. Im kurzfristigen Rahmen dürfte sich aber bald eine gewisse Beruhigung einstellen. Der steile Aufwärtstrend seit August nähert sich vermutlich seinem Ende. Anschließend wäre eine Rücksetzer gen 3,426 % keine Überraschung.

Der Aufwärtstrend seit März 2020 wäre aktuell frühestens mit einem Rückfall unter 2,709 % beendet. Ein solcher Rückfall ist nicht in Sicht.

Diese Analysen sind eine ausführliche Variante meines morgendlichen Marktüberblicks, den ich täglich in unserem kostenpflichtigen, redaktionellen Angebot PROmax veröffentliche. Der Marktüberblick enthält Kommentare zu vielen beliebten Basiswerten wie Nasdaq 100, Dow Jones, verschiedenen Rohstoffen oder Bitcoin. Er erscheint heute ausnahmsweise im freien Bereich.
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Stimmung an den Märkten:

Die Stimmung an den Märkten hat sich in den letzten Tagen massiv aufgehellt. Noch am 12. Oktober notierte der Fear & Greed Index von CNN bei 18 Punkten und damit im extremen Angstbereich. Allerdings fiel der Indikator dabei schon nicht mehr auf sein Tief vom 29. September bei 15 Punkten zurück. Obwohl die US-indices am 13. Oktober neue Jahrestiefs bildeten, war die Stimmung minimal besser als Ende September. In den letzten Tagen schoss die Stimmung nach oben. Am Freitag drang der Fear & Greed Index wieder in den neutralen Bereich.

Aus meiner Sicht geht der Stimmungsumschwung viel zu schnell, um eine dauerhafte Rally zu etablieren. Zwar hat die laufende Erholung anhand dieser Daten noch Potenzial. Aber eine Ende der Korrektur wird diese Rally vermutlich nicht mit sich bringen.

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Dow Jones - Doppelboden vollendet

Der Dow Jones befindet sich seit vielen Jahrzehnten in einer langfristigen Aufwärtsbewegung. Diese führte den Index am 05. Januar 2022 auf sein aktuelles Allzeithoch bei 36.952 Punkten.

Seit diesem Allzeithoch befindet sich der Index in einer großen Korrekturbewegung. Solche Korrekturbewegungen sind nichts Ungewöhnliches. Im Vergleich zu früheren Korrekturen fällt die aktuelle noch eher moderat aus. Im Coronacrash verlor der Index beispielsweise 38,37 %. In der laufenden Korrektur gab der Dow Jones bisher 22,44 % ab.

Interessant ist hier der Vergleich zur letzten Hochinflationsphase. Mitte der 1960er Jahre begann die Inflation anzuziehen. Unter Schwankungen kletterte die Inflation mit einem ersten Höhepunkt 1974 bei 11,05 %. Nach einem scharfen Rückgang kletterte die Inflation wieder und lag in den Jahren 1979-1981 bei 11,25 %, 13,55 % und 10,33 %. In diesen Jahren der Hochinflation lief der Dow Jones volatil seitwärts. Erst mit dem Abklingen der Inflation gelang der Ausbruch aus dieser Seitwärtsbewegung nach oben und damit der Start einer neuen Rallyphase. In dieser Seitwärtsbewegung verlor der Index in der Spitze fast 40 %.

Bisher lässt sich die Abwärtsbewegung seit Januar in einem Trendkanal eingrenzen. Dabei fiel der Dow Jones knapp unter sein alte Allzeithoch aus dem Jahr 2020 bei 29.568 Punkten und drang in das Aufwärtsgap vom 09. November 2020 ein. Dieses Gap schloss der Index teilweise. Es verbleibt ein Rest zwischen 28.431 und 28.660 Punkten.

Zuletzt bildete der Index einen Doppelboden aus. Am 18. Oktober 2022 gelang erstmals der Ausbruch über die Nackenlinie bei 30.454 Punkte. In der letzten Woche kämpfte der Index darum, diesen Doppelboden zu bestätigen. Es kam dabei immer wieder zu Rückfällen unter die Nackenlinie. Erst am Freitag wurde dieser Doppelboden mit einer langen weißen Kerze bestätigt.

Fazit: Kurzfristig im Rallymodus

Der Dow Jones befindet sich in einer Erholung innerhalb eines Abwärtstrends. Der Doppelboden hat das Potenzial eine Erholung einzuleiten, aber wohl keine grundsätzliche Trendwende. Das rechnerische Ziel liegt bei 32.360 Punkten. Bei 30.214-32.504 Punkten liegt ein wichtige Widerstandszone. Zudem kann eine Aufwärtsbewegung dorthin als Pullback an den gebrochenen Aufwärtstrend ab Juni 2022 gewertet werden. Ein Rückfall unter 30.226 Punkte könnte das Ende der laufenden Erholung einleiten.

Im längerfristigen Kontext ist noch kein Ende der Korrektur zu erkennen. Auch wenn man unterstellt, dass der Märkte und die Wirtschaft heute grundsätzlich volatiler als in den 60er/70er/80er Jahren sind und daher vieles schneller abläuft, muss man davon auszugehen, dass die Aktienmärkte noch mehrere Jahre mit den Folgen der Hochinflation zu kämpfen haben. In dieser Zeit wären neue Allzeithochs eine recht große Überraschung.

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NASDAQ 100 - Kann die Erholung weitergehen?

Der Nasdaq 100 bildete ab Februar 2021 eine SKS-Topformation aus. Diese vollendete der Index im April/Mai 2022 mit dem Fall unter die Nackenlinie. Aus dieser SKS ergibt sich ein rechnerisches Ziel bei 9.992 Punkten.

Nach einem ersten großen Tief bei 11.037 Punkten kam es zu einem Pullback an die Nackenlinie der SKS. Nach einem Hoch bei 13.720 Punkten drehte der Index Mitte August wieder nach unten und fiel auf ein Tief bei 10.440 Punkten.

Dort drehte der Index am 13. Oktober stark nach oben und kletterte innerhalb weniger Tage 11.374 Punkte. Nach einigen Konsolidierungstag zog der Index am Freitag wieder deutlich an und näherte sich dem Erholungshoch an. Während der Dow Jones am Freitag ein neues Erholungshoch markierte, notiert der Nasdaq aber noch unter seinem Hoch vom 18. Oktober. Zudem kletterte er am Freitag an den Abwärtstrend seit August.

Gelingt dem Nasdaq 100 ein Ausbruch über den Widerstandsbereich zwischen 11.374 und 11.589 Punkte, dann kann die Erholung der letzten Tage fortgesetzt werden. Ein mögliches rechnerisches Ziel 11.942 Punkte. Eine Ausdehnung gen 12.361 Punkte und damit an das log. 61,8 % Retracement der Abwärtsbewegung ab Mitte August 2021 erscheint ebenfalls möglich.

Sollte der Index aber unter das Tief vom Freitag bei 10.962 Punkte abfallen, wäre die Erholung seit 13. Oktober beendet. Der Index könnte dann schnell in Richtung 10.440 und später 9.992 Punkte abfallen.

Fazit: Noch auf Erholungskurs

Die Erholung im Nasdaq 100 scheint intakt. Weiteres Aufwärtspotenzial ist vorhanden. Aber am mittelfristigen Abwärtstrend ändert das nichts.

Nasdaq-100
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Ende Juli 2022 gingen Änderungen in PROmax live. Seitdem veröffentliche ich immer wieder Tradingideen und betreue sie weiter. Ich führe allerdings kein Depot. In diesen Tradingideen habe ich mich vor allem auf den Nasdaq 100 und die darin enthaltenen Aktien fokussiert. Die allermeisten Indextrades bezogen sich auf den Nasdaq 100. Nachfolgend finden sie eine Übersicht über alle seitdem veröffentlichten Tradingideen auf den Nasdaq 100 und die entsprechenden (Teil-) Verkäufe.

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DAX - Auch auf Erholungskurs

Der DAX scheiterte im Januar 2022 an seinem Allzeithoch bei 16.209 Punkten und befindet sich seitdem in einer Abwärtsbewegung. Dabei fiel er zunächst auf 12.438 und später auf 11.862 Punkte zurück.

Seit Ende September befindet sich der Index in einer Erholung. Dabei kletterte er am 18. Oktober auf ein Hoch bei 12.931 Punkte und damit leicht über das log. 38,2 % Retracement der Abwärtsbewegung ab Juni bei 12.878 Punkten. Der Index etabliert sich aber nicht über diesem Widerstand, sondern konsolidierte zuletzt.

Dabei fiel er am Freitag auf ein kurzfristiges log. 38,2 % Retracement bei 12.567 Punkten zurück. Diese Unterstützung bot Halt. Der Index drehte nach oben, scheiterte aber kurzfristigen Abwärtstrend seit 18. Oktober. Im nachbörslichen Handel kam es am Freitag aber zu einem kleinen Ausbruch über diesen Trend.

Bestätigt sich der Ausbruch über den kurzfristigen Abwärtstrend am Montag, dann hat der DAX eine gute Chance, seine Erholung fortzusetzen. Der Index könnte dann an den Abwärtstrend seit Juni bei 13.250 Punkte oder sogar in Richtung 13.549 Punkte ansteigen.

Sollte der Index aber doch noch unter 12.567 Punkte abfallen, wäre mit einer Verkaufswelle in Richtung 12.379 Punkte und möglicherweise sogar 12.150-12.120 Punkte zu rechnen.

Fazit: Die Chancen auf eine Fortsetzung der Erholung im DAX stehen nicht schlecht. Der Start am Montag kann bereits wichtige Hinweise geben.

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Gold - Doppeltop oder doch nicht?

Gold erreichte im August 2020 ein Hoch bei 2.074 USD. Nach einem Rücksetzer auf 1.676 USD erreichte das Edelmetall im März 2020 noch einmal fast dieses Hoch.

Seitdem befindet sich Gold in einem Abwärtstrend und fiel dabei im September 2022 unter 1.676 USD. Damit wurde aus der Bewegung seit August 2020 ein Doppeltop.

Das Edelmetall fiel 1.614 USD ab. Nach einer Erholung bis nahe an den Widerstand bei 1.735 USD testete Gold in der letzten Woche das Tief bei 1.614 USD erfolgreich.

Gold kämpft weiterhin um die Nackenlinie des Doppeltops bei 1.676 USD. Solange Gold unter 1.735 USD notiert, habe die Bären die besseren Karten. Mittelfristig ist mit einer Abwärtsbewegung in Richtung 1.354 USD zu rechnen.

Mit einem Ausbruch über 1.735 USD ergäbe sich ein neues Kaufsignal. In diesem Fall könnte es zu einer Rally gen 1.807 USD und 1.876 USD kommen.

Fazit: Die Goldbullen haben es aktuell nicht leicht. Eine weitere Verkaufswelle in Richtung 1.354 USD droht.

Zusätzlich lesenswert:

S&P 500 - Hat die Erholung noch Potenzial?

Gold
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Über den Experten

Alexander Paulus
Alexander Paulus
Technischer Analyst und Trader

Alexander Paulus kam zunächst über Börsenspiele in der Schule mit der Börse in Kontakt. 1997 kaufte er sich seine erste Aktie. Nach einigen Glückstreffern schmolz aber in der Asienkrise 1998 der Depotbestand auf Null. Da ihm das nicht noch einmal passieren sollte, beschäftigte er sich mit der klassischen Charttechnik und veröffentlichte seine Analysen in verschiedenen Foren. Über eine Zwischenstation kam er im April 2004 zur stock3 AG (damals BörseGo AG) und veröffentlicht seitdem seine Analysen auf stock3.com (ehemals GodmodeTrader.de)

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