Profi-Spekulant verbucht Milliardenverlust mit Short-Absicherungen
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Carl Icahn gehört zu den bekanntesten US-Investoren und hat mit seinen Spekulationen in den vergangenen Jahrzehnten ein zweistelliges Milliardenvermögen erwirtschaftet. Der in eher bescheidenen Verhältnissen aufgewachsene Icahn machte sich in den 80er Jahren als sogenannter Corporate Raider ("Unternehmensplünderer") einen Namen und diente angeblich als eines der Vorbilder für den fiktiven Charakter des Gordon Gekko im Film "Wall Street".
In den vergangenen Jahren lief es für Icahn allerdings nicht mehr so gut, wie jetzt auch ein Bericht der "Financial Times" (FT) nahelegt. Icahn habe innerhalb von rund sechs Jahren einen Verlust von 9 Milliarden Dollar mit Absicherungen gegen fallende Kurse verbucht, heißt es in dem Bericht. In der gleichen Zeit erwirtschaftete Icahn mit seinen aktivistischen Investments auf der Long-Seite einen Gewinn von rund 6 Milliarden Dollar, sodass unter dem Strich ein Verlust von 3 Milliarden Dollar zu Buche stand. Die Short-Absicherungen von Icahn bezogen sich auf breite Indizes, einzelne Aktien sowie Hypothekenpapiere und Anleihen.
Allein in den Jahren 2020 und 2021, als sich der Markt von der Corona-Pandemie erholte und die Aktienkurse stark stiegen, verlor Icahn 4,3 Milliarden Dollar mit Absicherungen gegen weitere Kursverluste. "Ich glaubte offensichtlich, dass der Markt in großen Schwierigkeiten war", sagte Icahn laut FT-Bericht. "[Aber] die Fed pumpte Billionen von Dollar in den Markt, um Covid zu bekämpfen, und das alte Sprichwort trifft zu: 'Don't fight the Fed'."
Die Verluste führt Icahn selbst auch darauf zurück, dass er sich nicht an seine eigenen Überzeugungen und Strategien hielt: "Ich habe den Leuten immer gesagt, dass niemand wirklich den Markt auf kurze oder mittlere Sicht vorhersagen kann", sagte Icahn der FT in einem Interview. "Vielleicht habe ich den Fehler gemacht, in den letzten Jahren meinen eigenen Rat nicht zu befolgen." Zudem ging Icahn mit seinen Absicherungen offenbar deutlich größere Positionen ein, als er es rückblickend selbst für sinnvoll hält. "Man bekommt nie die perfekte Absicherung, aber wenn ich die Parameter beibehalten hätte, an die ich immer geglaubt habe... hätte ich gut dagestanden", sagte er. "Aber das habe ich nicht." Laut FT hatten die Short-Wetten von Icahn zeitweise ein Volumen von mehr als 15 Milliarden Dollar. Völlig auf null zurückgefahren hat Icahn seine Absicherungen bis heute nicht. "Wir sind immer noch abgesichert, aber nicht in dem Ausmaß, in dem wir es waren", sagte Icahn laut FT.
Carl Icahn steht ohnehin unter großem Druck, seit der Shortseller Hindenburg Research Anfang Mai einen Bericht veröffentlicht hat, in dem behauptet wurde, dass der Wert von Icahns börsennotiertem Unternehmen Icahn Enterprises stark aufgebläht und die Dividende des Unternehmens nicht nachhaltig sei. Die Anteilsscheine des Unternehmens brachen nach dem Bericht ein.
Icahn soll seine Anteile an Icahn Enterprises außerdem dafür genutzt haben, um Margin-Kredite im Milliardenvermögen zu erhalten. Dies hatte zu Befürchtungen geführt, dass Icahn seine Anteile an Icahn Enterprises möglicherweise verkaufen muss, wenn er privat in eine finanzielle Schieflage gerät.
Fazit: Auch private Trader und Anleger können aus den schiefgegangenen Short-Wetten von Carl Icahn etwas lernen. Zum einen sind "Absicherungen" gegen Kursverluste in der Regel häufig nichts anderes als Wetten auf fallende Kurse, mit denen man ebenfalls viel Geld verlieren kann. Das gilt ganz besonders deshalb, weil die Aktienmärkte auf lange Sicht steigen und Short-Wetten deshalb bei langfristiger Betrachtung einen negativen Erwartungswert besitzen. Wer mit Wetten auf fallende Kurse Geld verdienen will, muss ein sehr gutes Timing besitzen. Denn häufig treten heftige Kursverluste innerhalb eines sehr kurzen Zeitfensters auf. Wer mit dem Timing nur etwas daneben liegt, läuft Gefahr, auf längere Sicht wie Icahn viel Geld mit Short-Absicherungen zu verlieren. Zudem führt das Beispiel von Icahn vor Augen, dass es katastrophale Folgen haben kann, wenn man sich nicht an die eigenen Überzeugungen und Strategien hält und zu große Risiken eingeht ("Overtrading"). Wer mit Wetten auf kurz- bis mittelfristige Kursveränderungen Geld verdienen will, braucht neben einer gewinnbringenden Strategie mit positivem Erwartungswert und dem nötigen Kapital auch noch die nötige Selbstdisziplin. Selbst für Profis wie Carl Icahn kann es zeitweise schwierig sein, die nötige Selbstdisziplin aufzubringen.
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