Kommentar
15:00 Uhr, 06.08.2004

Produktion - Wie stark ist sie nun gesunken?

1. Die deutsche Produktion im produzierenden Gewerbe ist im Juni kräftig um 1,9 % gegenüber dem nach unten revidierten Vormonat gesunken. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: -0,1 % mom) wie auch unsere Prognose (-0,3 % mom) deutlich unterschritten. Das Vorjahresniveau wird kalender- und saisonbereinigt nur noch um 2,2 % übertroffen.

2. Während die Bauproduktion um 0,4 % mom ausgedehnt wurde, sank die Energieproduktion um 2,4 % mom und die Industrieproduktion um 1,9 % mom. In allen Hauptgruppen war ein Rückgang zu verzeichnen, bei den Vorleistungsgütern um 1,0 % mom, bei den Investitionsgütern um 3,1 % mom und bei den Konsumgütern um 1,8 %.

3. Nicht erst nach den schwachen Auftragseingängen hatten wir mit einem Rückgang der Industrieproduktion gerechnet. Die vorlaufenden Indikatoren deuteten dies schon im Vorfeld an. Der jetzt gemeldete Rückgang übertrifft aber selbst die gestern noch angepassten Prognosen. Steht es so schlecht um die deutsche Industrie? Nein, denn das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit hat darauf hingewiesen, dass es zu einer "kräftigen Aufwärtsrevision" kommen wird. Damit stellt sich wieder einmal die Frage, inwieweit man der Industrieproduktionsstatistik glauben darf. Denn vor genau einem Quartal standen wir vor dem selben Problem, und damals hatte das Statistische Bundesamt für die Schnellschätzung des Bruttoinlandsprodukts nicht den extrem schlechten offiziellen Märzwert verwendet, sondern intern schon vorab eine Aufwärtsrevision vorgenommen. Wenn sich an dieser Veröffentlichungspolitik nichts ändert, dann wird der vormals so wichtige Indikator "Industrieproduktion" gänzlich entwertet. Abgesehen von den angekündigten Revisionen sind gerade die Sommermonate für Ausschläge in der Produktionsstatistik bekannt, die durch die variierenden Schulferientermine verursacht und von der Saisonbereinigung nicht vollständig eliminiert werden. Dass die Industrie sich derzeit noch in einer guten Grundverfassung befindet, zeigen die weiter nach vorne blickenden Stimmungsindikatoren. So hat sich erst jüngst die Beurteilung der Produktionstätigkeit sowohl in der ifo-Umfrage als auch bei den Einkaufsmanagern wieder verbessert. Die Fertigwarenlager wurden im Juni zwar als etwas höher eingestuft, das hat sich aber erstens im Juli wieder verbessert, und zweitens werden die Auftragsbestände so gut wie schon lange nicht mehr beurteilt. Einer weiteren Produktionsausdehnung in den nächsten Monaten sollte daher nichts im Wege stehen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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