Produktion - starker Januar, durchwachsener Ausblick
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1. Die Produktion im deutschen Produzierenden Gewerbe ist im Januar unerwartet stark um 1,9 % mom gestiegen. Damit wurden die Erwartungen der von Bloomberg befragten Volkswirte (Median: 0,4 % mom) und sogar unsere zuversichtlichere Prognose eines Plus von 0,6 % mom übertroffen. Das Vorjahresniveau wird nunmehr kalender- und saisonbereinigt um 7,9 % überschritten.
2. In weiten Teilen waren die Produktionsdaten ein Spielball der Witterung. So legte die Bauproduktion dank einer im Januar um über 4°C über dem langjährigen Durchschnitt (1992 bis 2005) liegenden Temperatur kräftig um 4,1 % mom zu. Des einen Freud ist des anderen Leid: Die Energieproduktion sank um 2,9 % mom, wohl auch weil weniger als üblich geheizt wurde. Noch nie war der Vorjahresabstand der Energieproduktion so negativ (-7,5 % yoy). Die Industrieproduktion schließlich wies eine Steigerung der Ausbringungsmenge um 2,2 % mom auf.
3. Unter den industriellen Hauptgruppen fielen die Investitionsgüterproduzenten positiv auf. Sie steigerten ihre Produktion um 4,5 % mom. Dies geschah freilich auch vor dem Hintergrund eines schwachen Vormonats (-1,7 % mom). Die dennoch guten Daten sollten allerdings nicht verleiten, auf starke Impulse für die Investitionen in Deutschland im Januar zu schließen. Betrachtet man die Industrieumsätze im gleichen Monat, so zeigt sich, dass die Inlandsumsätze wie schon im Dezember spürbar rückläufig waren. Es scheint vielmehr die Auslandsnachfrage nach Deutschlands Exportschlager Nr. 1, den Investitionsgütern, gewesen zu sein, denn die Auslandsumsätze legten um 7,4 % mom zu.
Erfreulich ist die konstant gute Vorleistungsgüterproduktion, die zum dritten Mal in Folge um über ein Prozent gegenüber dem Vormonat zunahm (1,3 % mom). Das Minus in der Konsumgüterindustrie (-0,3 % mom) ist vornehmlich auf die stark rückläufige Gebrauchsgüterproduktion zurückzuführen (-3,0 % mom). Hierin spiegeln sich die Nachfrageausfälle nach den infolge der Mehrwertsteuererhöhung in das Jahr 2006 vorgezogenen Käufen wider.
4. Wie geht es weiter? Zunächst mal bleibt die Witterung ein Verbündeter, denn auch im Februar lagen die Temperaturen um 3½°C über dem langjährigen Mittel. Mit einer scharfen Gegenbewegung in der Bauproduktion ist daher nicht zu rechnen.
5. Etwas düsterer sieht das Bild für die Industrie aus. Zuletzt haben die Unternehmen wieder weniger an Neuaufträgen hereinbekommen, als sie ihren Kunden in Rechnung stellten. Die geglättete Relation aus Auftragseingängen und Umsatz (Book-to-Bill-Relation) verschlechterte sich daher über die letzten vier Monate. Im Vergleich zum Vorjahr liegt die Relation 4,1 % unter dem Vorjahresstand. Das ist der niedrigste Wert seit November 2001. Auch im Vergleich zur Produktion kamen im Vorjahresvergleich zu wenige Neuaufträge herein. Zwei Reaktionen sind denkbar: Erstens, wenn die Aufträge abgearbeitet sind, reagieren die Unternehmen mit einer Drosselung der Produktion. Zweitens, sie könnten das Produktionstempo nur geringfügig reduzieren und die nicht abgesetzten Produkte in Erwartung einer sich wieder belebenden Nachfrage auf Lager vorhalten. Die Wahrheit wird wohl in der Mitte liegen. Klar scheint, dass die Unternehmen auf eine Fortsetzung des Aufschwungs setzen. Dies macht eine verstärkte Lagerhaltung wahrscheinlich, zumal das vierte Quartal starke Abverkäufe von den Lagern sah. Lagerhaltung kostet allerdings auch, so dass es wohl dennoch zu einer leichten Produktionsdrosselung in der nahen Zukunft kommen könnte. Angesichts der guten Grundvoraussetzungen – ein anziehender Arbeitsmarkt, ein intakter Investitionszyklus und ein Wiedererstarken der globale Impulse – wird diese Drosselung nur eine kurze Episode bleiben.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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