Kommentar
16:20 Uhr, 09.07.2007

Produktion - Sondereffekte dominieren das zweite Quartal

1. Die Produktion im deutschen Produzierenden Gewerbe nahm im Mai um starke 1,9 % mom zu. Das entsprach den Erwartungen der von Bloomberg befragten Analysten (Median: 1,9 % mom) und lag geringfügig unter unserer Prognose (2,2 % mom). Der Vorjahreswert wird nunmehr um 4,6 % übertroffen.

2. Im Detail kam es zu einer sehr heterogenen Entwicklung. Die Bauindustrie konnte erwartungsgemäß keine Akzente setzen (+0,3 % mom). Sie leidet immer noch unter der in die milden Wintermonate vorgezogenen Produktion und einer abgeschwächten Nachfrage (Schaubild unten): Seit sieben Monaten sind die Baugenehmigungen nicht mehr angestiegen, sie lagen im März 34,6 % unter dem Vorjahresstand. Diese Schwäche ist eine ausgemachte Schwäche des Wohnungsbaus. Während die Neuaufträge im Wohnungsbau 7,2 % unter dem Vorjahresniveau liegen, übertreffen die Auftragseingänge des Nichtwohnungsbaus das Vorjahresniveau um 6,1 %. Damit wird klar, dass die von der Mehrwertsteuererhöhung und der Abschaffung der Eigenheimzulage ausgelöste Sonderkonjunktur im Wohnungsbau zu Ende ist.

3. Die Industrieproduktion legte erwartungsgemäß spürbar um 2,3 % mom zu. Hierbei handelt es sich zum Teil um einen Rückpralleffekt: Der Aprilwert war aufgrund von Brückentagen unterzeichnet. Dass es den noch mit der Industrieproduktion im zweiten Quartal nicht zum Besten steht, kann man daran erkennen, dass sie im Quartalsvergleich – für Juni Stagnation unterstellt – um 0,1 % qoq geschrumpft ist. Selbst wenn der Juni nochmals einen kräftigen Schub um beispielsweise 2 % mom brächte, läge das Quartalswachstum nur bei 0,5 % qoq.

4. Woran liegt diese Schwäche? An mangelnden Aufträgen wohl nicht, denn diese legten – ebenfalls Stagnation für Juni unterstellt – im Quartalsvergleich um 2,7 % qoq zu. Viel plausibler erscheint folgende Überlegung: Die Unternehmen produzierten im ersten Quartal nach der Devise „Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen“. Im ersten Quartal war die Nachfrage schwach, doch die Unternehmen drosselten die Produktion nicht, sie produzierten vielmehr auf Lager. Entsprechend hoch war auch der Wachstumsbeitrag der Lagerinvestitionen. Nun, im zweiten Quartal wird ein Teil der Nachfrage aus den Lagern bedient, was die Produktionstätigkeit etwas dämpft. Hierzu passt auch die Schwache Importaktivität, die u.a. mit den Lagerinvestitionen zusammenhängt. Nach den heute vermeldeten Zahlen sanken die Importe im zweiten Quartal – Stagnation im Juni unterstellt – um 2,5 % qoq.

5. Alles in allem deutet sich damit an, dass die milde Konjunkturdelle des ersten Quartals in die Verlängerung geht. Ende des zweiten Quartals sollte dann aber für sie der Schlusspfiff erklingen. Unverändert gilt: Der Aufschwung läuft!

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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