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10:05 Uhr, 30.03.2022

Preisschub und BIP-Sorgen in Deutschland

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Die deutsche Inflationsrate dürfte im März noch stärker angestiegen sein als es ohnehin bereits erwartet wurde. Zusätzlich kürzt der Sachverständigenrat seine Wachstumsprognose und spricht von Rezessionsrisiken. Und die Bundesregierung hat heute früh die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Inmitten dieser Nachrichtenlage wird EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei einem öffentlichen Auftritt die Gelegenheit haben, die jüngsten Entwicklungen einzuordnen. Die Bundkurve flacht sich derweil weiter ab und notiert erstmals seit fast acht Jahren wieder inklusive der 2J-Laufzeit über der 0 %-Linie.

Das Top-Ereignis des heutigen Tages ist die Veröffentlichung der vorläufigen Verbraucherpreisdaten für den Monat März in Deutschland. Schon seit vielen Jahren werden diese scheibchenweise zunächst für fünf Bundesländer und mittags um 14 Uhr für die gesamtdeutsche Volkswirtschaft bekanntgegeben. Bereits um 6:30 Uhr heute früh wurden die Zahlen für Nordrhein-Westfalen publiziert. Im bevölkerungsreichsten Bundesland zogen die Preise im März um 2,7 % an – im Monatsvergleich, nicht im Jahresvergleich. Die Jahresrate kletterte damit von 5,3 % im Februar auf gleich 7,6 %. Landesweit war ursprünglich ein Anstieg der Jahresteuerung von 5,1 % im Vormonat auf etwa 6,2 % erwartet worden. Die NRW-Daten signalisieren jedoch, dass die Inflationsrate für Gesamtdeutschland im März deutlich stärker gestiegen sein dürfte.

Steigende Inflationsraten sind die eine Seite, gedämpfte Wachstumserwartungen die andere. Seit Ausbruch der Militärhandlungen in der Ukraine vor rund fünf Wochen wurden die Erwartungen für das diesjährige Wachstum des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland bereits um einen Prozentpunkt auf 2,7 % heruntergefahren, wenn man die Konsensschätzung der Agentur Bloomberg als Maßstab heranzieht. Auch wir haben unsere Wachstumserwartung von zuvor 3,0 % auf 2,4 % reduziert. Heute Vormittag wird der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (SVR) seine aktualisierten Prognosen vorlegen. Einem Bericht des Handelsblatts zufolge wird der SVR seine Prognose um gleich 2,8 Prozentpunkte von zuvor 4,6 % auf nur noch 1,8 % herunternehmen, womit sich der SVR im Lager der eher skeptischen Beobachter einsortieren würde. Nur vier von 45 Volkswirten in der Bloomberg-Erhebung haben eine noch vorsichtigere Meinung.

Dem Zeitungsartikel zufolge wird der SVR die große Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energielieferungen hervorheben, welche das „erhebliche Risiko einer geringeren Wirtschaftsleistung bis hin zu einer Rezession“ mit sich bringen würden. Nachdem Russland Berichten zufolge ab kommenden Freitag Gaslieferungen nur noch gegen Zahlungen in Rubel akzeptieren wird, hat Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck heute Morgen die Frühwarnstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. Dieser Schritt dient der Vorbereitung, sollten die Gaslieferungen aus Russland eingestellt werden. Die G7-Staaten hatten bereits vor einigen Tagen vereinbart, der Forderung nach Rubel-Zahlungen nicht Folge leisten zu wollen, da dies in den Lieferverträgen so nicht vorgesehen sei. Kernelement der Frühwarnstufe ist die Einrichtung eines Krisenstabes, welcher die Versorgungslage mit Gas fortwährend analysiert und bewertet.

Am Bundmarkt überwiegen heute Vormittag die Inflationssorgen klar die Wachstumssorgen. Dazu beigetragen haben dürften auch die Inflationsdaten aus Spanien, dem ersten Mitgliedsland der Eurozone, welches die landesweiten März-Zahlen veröffentlicht hat. In Spanien sprang die Jahresteuerung sogar von 7,6 % auf 9,8 %, allein von Februar auf März betrug der Preisauftrieb demnach 3,0 %. Die gesamte Renditekurve der Bundesanleihen bewegt sich infolgedessen heute wieder nach oben. Die 2J-Rendite klettert nach ihrem gestrigen 20-minütigen Kurzausflug heute erneut über die 0 %-Marke. Wie bereits in den Vortagen ist der Renditeanstieg in kurzen Laufzeiten stärker als in langen Laufzeiten, wodurch sich die Kurvenform insgesamt weiter abflacht. Im 10/30J-Laufzeitsegment ist die Bundkurve mit aktuell 7 Basispunkten sogar so flach wie noch nie zuvor…

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Der Beitrag Preisschub und BIP-Sorgen in Deutschland erschien zuerst auf onemarkets Blog (HypoVereinsbank - UniCredit Bank AG).

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