Kommentar
09:00 Uhr, 30.05.2008

Preisprojektions-Clusters - Doppelt gemoppelt hält besser

In vergangenen Lektionen wurde dargestellt, dass verschiedene Preisprojektions-Typen (Preiskorrekturen, Preisextensionen, Preisalternationen) kraft Fibonacci- und Quadratwurzelverhältnissen in der Lage sind, Unterstützungen und Widerstände präzise zu indizieren.

Nachfolgend finden Sie eine Übersicht aller besprochenen Preisprojektions-Typen mit ihren spezifischen Verhältniswerten. Jene Verhältniswerte, die im Allgemeinen signifikant im Hinblick auf die Indikation potenzieller Unterstützungen und Widerstände sind, wurden mittels Fettschrift hervorgehoben.

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Die Problematik einzelner Preisprojektions-Typen

Das typische Argument gegen die Anwendung eines einzelnen Preisprojektions-Typen mittels mathematischer Verhältnisse lautet, dass dessen Preisprojektionen über das ganze Chart verteilt sind. Insofern fällt es jedem Anleger schwer, abzusehen, an welchem dieser zahlreichen Preisprojektions-Levels die Wahrscheinlichkeit für ein potenzielles Unterstützungs- beziehungsweise Widerstandslevel besonders hoch ist.

Bei genauerer Betrachtung ist das erwähnte Argument gegen die Anwendung eines einzelnen Preisprojektions-Typen allerdings nicht mehr so stichhaltig. Denn schließlich können wir beispielsweise Preiskorrektur-Levels verschiedener Preisschwünge projizieren und Überlappungen suchen, die eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen potenziellen Widerstand oder eine potenzielle Unterstützung indizieren.

Was sind Preisprojektions-Clusters und welchem Zweck dienen sie?

Um sich dem Zweck von Preisprojektions-Clusters so weit wie möglich anzunähern, kombinieren wir die einzeln vorgestellten Preisprojektions-Typen zu einer ganzheitlichen Preisprojektions-Methode. Wir tun also nichts anderes, als dass wir Preiskorrektur-Levels, Preisextensions-Levels und Preisalternations-Levels verschiedener Preisschwünge projizieren. Auf diese Weise erhalten wir Überlappungen multipler Preisprojektions-Typen, sogenannte Preisprojektions-Clusters (PPCs).

Ein PPC ist gekennzeichnet durch die Überlappung von drei oder mehr Preisprojektionen zweier oder aller drei Preisprojektions-Typen innerhalb einer relativ engen Preisspanne. Wichtig: Je mehr Preisprojektionen und je mehr verschiedene Preisprojektions-Typen am einem PPC beteiligt sind, desto signifikanter ist das Cluster und damit das jeweilige Unterstützungs- beziehungsweise Widerstandslevel. PPCs weisen so gut wie fast immer auf signifikante Unterstützungen und Widerstände, an denen bedeutende Trendwechsel stattfinden.

Mit Hilfe der PPCs können Sie demgemäß auch entscheiden, auf welcher Seite der Markt zu handeln ist, bis die Kurszielzone erreicht ist. Wir müssen nämlich vermeiden, gegen den Trend zu handeln. Der Trend ist Ihr Freund und Sie sollten ihm unbedingt treu bleiben. Wenn Sie in Richtung des Trends handeln, haben Sie mit den PPCs eine bessere Vorstellung davon, wie lange Sie die Position halten können bis das Preisziel erreicht ist und können auf diese Weise Ihre Gewinne maximieren. Sie besitzen also ein Werkzeug, mit Hilfe dessen Sie Trendumkehrungen oder Trendfortsetzungen handeln können, abhängig davon, wo der Markt in Relation zu den PPCs positioniert ist.

PPCs weisen also mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auf potenziell besonders starke Unterstützungen und Widerstände hin. Wie jede Analyse-Methode sind auch PPCs nicht davor gefeit, (in seltenen Fällen) nicht zu funktionieren. Alle Analyse-Methoden beinhalten ein Risiko. Aber wenn der Preis an einem PPC nicht umkehren sollte, gehen Sie auch keine Position ein.

Vorgehensweise bei Preisprojektions-Clusters

Wie bei den bereits vorgestellten Preisprojektions-Typen geht der Anleger bei den PPCs so vor, dass zuerst eine Trendbewegung lokalisiert wird, also eine Preisbewegung von einem signifikanten Hoch zu einem signifikanten Tief oder umgekehrt. Das Hoch der Trendbewegung wird als Schwung-Hochpunkt und das Tief der Bewegung wird als Schwung-Tiefpunkt bezeichnet. Das sind die extremen Begrenzungen eines Trends.

Innerhalb dieses Trends mit seinen beiden Extrempunkten finden sich korrektive Preisschwünge. Sie verlaufen in die entgegengesetzte Richtung des (übergeordneten) Trends. Auch diese korrektiven Preisschwünge besitzen Schwung-Hoch- und Schwung-Tiefpunkte. Diese Schwung-Hoch- und Schwung-Tiefpunkte sind essenziell für die Analyse von PPCs, wie Sie in den gleich folgenden Beispielen ersehen können.

PPCs stellen die wirkungsvollste Methode unseres Konzeptes für die Preisachse dar. Lassen Sie uns die Effektivität dieser Methode anhand praktischer Beispiel nun genauer betrachten.

Abbildung 1 zeigt ein Chart des S&P 500 Index (SPX) in einem Wochen-Intervall. Ein PPC markiert weit im Voraus ein signifikantes Unterstützungslevel zwischen 1085 und 1108.

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Die Projektionen im Einzelnen:
• 70,7%-Quadratwurzel-2-Preiskorrektur
Oktober 1998-Tief zu Allzeithoch
• 141,4%-Quadratwurzel-2-Preisextension
Oktober 1999-Tief zu Allzeithoch
• 100%-Preisalternation
Allzeithoch zu Dezember 2000-Tief von Februar 2001-Hoch
• 223,6%-Quadratwurzel-5-Preisextension
Dezember 2000-Tief zu Februar 2001-Hoch

Das Cluster weist mindestens drei Preisprojektionen (tatsächlich vier) und mindestens zwei Preisprojektions-Typen (tatsächlich alle drei) auf. Die Bedingungen für ein PPC sind somit erfüllt. Der SPX startet von diesem Niveau aus seine erste Bärenmarkt-Rallye seit dem Allzeithoch.

Drei Faktoren sollten Sie hinsichtlich der PPCs immer beachten:
1. PPCs sagen nicht automatisch voraus, dass ein Markt die projizierte Preiszone tatsächlich auch erreicht. Vielmehr stellen PPCs wichtige symmetrische und mathematische Beziehungen vergangener Preisschwünge dar.
2. Jede Marktprognose handelt von Wahrscheinlichkeiten und nicht Gewissheiten. Wir wollen die Wahrscheinlichkeiten als möglichst hoch einschätzen können und das Risiko minimieren. Weil die meisten Unterstützungen, Widerstände und Tredumkehrungen an den PPCs stattfinden, haben wir einen analytischen Vorteil gegenüber herkömmlichen Methoden der charttechnischen Analyse.
3. Falls der Markt eine potenzielle Unterstützung beziehungsweise einen potenziellen Widerstand überschreitet, dann ist es wahrscheinlich, dass sich der Trend bis zur nächsten PPC fortsetzt. Dieses nächste PPC wirkt nämlich im Allgemeinen wie ein Magnet auf den Kurs. Falls also ein PPC vom Kurs überschritten wird, ist das Ziel wahrscheinlich das nächste PPC.

Nun zum September 2001-Crash-Tief und Beginn der zweiten Bärenmarkt-Rallye seit dem Allzeithoch. Sehen Sie dazu Abbildung 2.

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Gehen wir zum Dow Jones Industrial Average (INDU) über. Die zweite Bärenmarkt-Rallye endete wieder an einem PPC. Die Abbildung 3 zeigt vier Preisprojektions-Levels dreier verschiedener Preisprojektions-Typen.

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Nach dem Crash-Tief im September 2001, an dem die zweite Bärenmarkt-Rallye startet, läuft der S&P 500 Index mehrfach in ein Widerstands-Cluster. Und zwar dreimal, beginnend mit dem Ende, siehe Abbildung 4.

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Die Beispiele haben veranschaulicht, dass signifikante Widerstände und Unterstützungen durch PPCs gekennzeichnet sind und Trendumkehrungen indizieren.

PPCs indizieren wichtige Unterstützungs- und Widerstandszonen, an denen der Markt typischerweise ungefähr in 80% aller Fälle umkehrt. Die Methode der PPCs kann auf Aktien und Futures in allen Zeit-Intervallen angewendet werden. Sie funktioniert beispielsweise in allen liquiden Aktien, Aktienindizes, Währungs- und Rohstoffmärkten mit adäquater Preishistorie.
In einer der folgenden Lektionen soll dargestellt werden, wie wir noch eine weitere Indikation für die Signifikanz eines PPCs erhalten. Dabei soll eine weitere Marktdimension betrachtet werden. Anhand von praktischen Beispielen soll erläutert werden, wie bestimmte Konstellationen getradet werden können und worauf hinsichtlich des Positions Managements zu achten ist.

Autor: Frank Thönnißen

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