Kommentar
09:39 Uhr, 11.07.2007

Preisanstiege bei Energierohstoffen

Der erste Sommermonat verhalf den meisten Rohstoffen zu Preisanstiegen. Dabei heizten die Vorboten des Sommers vor allem den Energiewerten ein. Die Sommerreisezeit beflügelt die Benzin- und Rohölnachfrage und sorgt damit für Preisdruck. Die Edelmetalle tendieren derzeit ohne nachhaltige Impulse eher seitwärts, während die Entwicklung bei den Grundmetallen uneinheitlich ausfällt.

Energie: Die dynamisch expandierende Nachfrage verhilft den Energiewerten bereits zu Beginn des Sommers zu deutlichen Preisanstiegen. Dieser Trend dürfte auch in den weiteren Sommermonaten anhalten. Nur der Erdgaspreis kann, nicht zuletzt gedrückt durch einen kräftigen Ausbau der Netto-Short-Positionierung der Spekulanten, hiervon nicht profitieren.

Edelmetalle: Mit Ausnahme von Silber, bei dem sich die Nachfrageimpulse seitens der Finanzinvestoren tendenziell abschwächen, konnten die Edelmetallnotierungen leicht zulegen. Doch für kräftigere Preisanstiege fehlt die fundamentale Unterstützung.

Grundmetalle: Die erwarteten Preisrückgänge bei Nickel setzen sich fort. Bei den anderen Grundmetallen stehen die Zeichen jedoch eher auf Preisanstiege. Insbesondere bei Kupfer stützt die Kombination aus Produktionsausfällen und kräftiger Nachfrage aus China den Preis.

Rohölpreisanstiege – jetzt greifen die fundamentalen Marktentwicklungen

1. Aktuelles: Die Rohölpreise, sowohl für WTI als auch für Brent, haben in den letzten Wochen merklich angezogen. Wir führen diese Preisanstiege maßgeblich auf fundamentale Marktentwicklungen zurück, denn die geopolitische Lage hat sich in letzter Zeit in der Tendenz eher entspannt. Die Spekulanten wetten seit einiger Zeit relativ konstant auf steigende Ölpreise. Die Terminkurve für WTI ist derzeit ziemlich flach, deutet aber auch für die kommenden Monate die Erwartung von Ölpreisen oberhalb der 70 US-Dollar-Marke an. Zugleich liegt die Terminkurve Anfang Juli 2007 unter der Kurve vom Vorjahr, als das Allzeithoch von WTI (bei über 78 US-Dollar) kurz bevorstand.

2. Fundamentale Faktoren: Auch bis Ende Juni 2007 haben die OPEC-Länder nur ca. 2/3 der seit November 2006 und Februar 2007 geltenden Fördermengendrosselungen tatsächlich umgesetzt. Wir rechnen damit, dass die OPEC bemüht sein wird, bis zum nächsten geplanten Treffen im September die restliche Fördermengendrosselung weitgehend umzusetzen. Zugleich vermag das Nicht-OPECRohölangebot das Minus seitens der OPEC nicht auszugleichen. In Russland bspw., einem der bedeutendsten nicht-OPEC Ölproduzentenländer mit bislang dynamischen Outputerhöhungen, wurde die Ölproduktion im zweiten Quartal 2007 nicht so kräftig ausgeweitet wie noch im ersten. Der Ölmarkt wird derzeit auch deshalb fundamental enger, weil die Nachfrage weltweit merklich ansteigt. Nicht nur in den USA, sondern auch in Europa und Japan ist die Nachfrage nach Rohöl und nach Benzin kräftig. In den USA, wo die Sommerreisezeit (Driving Season) derzeit im Gange ist, liegt sowohl die Rohölals auch die Benzinnachfrage seit Jahresanfang betrachtet reichlich 1 ½ % über den Vorjahresniveaus.

3. Unsere Prognose: Die höchsten Ölpreise dieses Jahres sehen wir in einer monatsdurchschnittlichen Betrachtung im August. Danach dürften die Ölnotierungen langsam nachgeben, doch auch gegen Jahresende sich in der Spanne zwischen 65-70 US-Dollar für WTI bewegen. Bis dahin sollte sich auch der übliche Preisaufschlag von WTI gegenüber Brent wieder eingestellt haben.

Goldpreisentwicklung ohne Glanz

1. Aktuelles: Es gibt derzeit kaum nachhaltige Impulse für die Goldpreisentwicklung, weder in die eine noch in die andere Richtung. In den letzten Wochen tendierte die Goldnotierung zwar leicht nach unten und konnte sich damit besser behaupten als der Silberpreis. Doch sehen wir hierin keinen anhaltenden Trend nach unten. Zum Rückgang hat vielmehr beigetragen, dass die Spekulanten in dem derzeit relativ entspannten geopolitischen Umfeld ihre Netto-Long-Positionierung deutlich abgebaut haben. Es ist jedoch nicht mit einer Auflösung der Long-Positionierung zu rechnen.

2. Fundamentale Faktoren: Wir sehen mittelfristig weiterhin keine merkliche Verschärfung der Knappheitsverhältnisse am Goldmarkt. Wir rechnen für 2007/08 mit einer nur moderaten Ausweitung der geförderten Goldmengen. Die Veräußerung von Zentralbankgoldreserven, die allenfalls stagnieren dürfte, wird kaum zusätzliches Angebot am Markt schaffen. Zugleich gehen wir davon aus, dass die tendenzielle Schwäche der Goldnachfrage anhalten wird. Die Schmucknachfrage, die wichtigste Nachfragekomponente, die sich in der zweiten Jahreshälfte 2006 zwar etwas erholte, verzeichnete im ersten Quartal 2007 einen Rückgang um 9,3 %. Die gesamte Goldnachfrage ging im selben Zeitraum um 10,8 %, das Goldangebot sogar um 12 % zurück. Die Eigenschaft von Gold, ein gutes Angstbarometer der Weltwirtschaft zu sein, wird dem Goldmarkt mittelfristig aufgrund der robusten Weltkonjunktur ebenfalls keinen Auftrieb geben. Einzig die geopolitische Situation stellt ein bedeutendes Preisaufwärtsrisiko im Prognosezeitraum dar.

3. Unsere Prognose: Der Glanz bei der Goldpreisentwicklung lässt auf sich warten. Auf Sicht von 3 Monaten rechnen wir mit einer Seitwärtsbewegung, doch auch auf Sicht von 6 und 12 Monaten fehlen die fundamentalen Auftriebskräfte für deutliche Preissteigerungen. Der US-Dollar Wechselkurs, der traditionell eng mit dem Goldpreis zusammenhängt, dürfte bis Jahresende den Goldpreis in der Tendenz eher drücken.

Kupferpreis: das Allzeithoch in Sichtweite

1. Aktuelles: Nach den kräftigen Preisanstiegen bis Mitte Mai und dem anschließenden leichten Preisrückgang in der zweiten Maihälfte stand der Juni erneut im Zeichen leicht anziehender Kupfernotierungen. Anfang Juli kam es sogar zu kräftigeren Preisanstiegen, die u.a. durch Minenarbeiterstreiks in Chile und Peru ausgelöst wurden. Die Spekulanten glauben dennoch mehrheitlich weiterhin an fallende Notierungen, auch wenn die Netto-Short- Positionierung im Vergleich zum Jahresbeginn deutlich abgebaut wurde.

2. Fundamentale Faktoren: Der seit März 2007 anhaltende kräftige Lagerabbau an den großen Handelsplätzen London, Shanghai und New York deutet darauf hin, dass sich der Kupfermarkt im bisherigen Verlauf des Jahres erneut eingeengt hat. Anfang Juli erreichten die Lagerbestände der London Metal Exchange mit 110 Tausend Tonnen das tiefste Niveau seit August 2006. Auf die Einengung am Kupfermarkt deuten auch die Daten aus China hin, das knapp ¼ der weltweiten Kupfernachfrage stellt. Seit Mitte 2006 wurden die chinesischen Nettoimporte von Monat zu Monat ausgeweitet. In den Frühjahresmonaten 2007 erreichten sie mehr als 150 % ihrer jeweiligen Vorjahresniveaus. Eine leichte Entspannung für den Weltkupfermarkt, also eine Reduzierung der chinesischen Nettoimporte, kehrte im Mai ein, als mit fast 160 Tausend Tonnen „nur noch“ fast doppelt soviel Kupfer netto importiert wurde wie im Mai 2006.

3. Unsere Meinung: Die Minenarbeiterstreiks in wichtigen Produzentenländern stellen ein kurzfristiges Preisaufwärtsrisiko dar. Doch auch aus fundamentaler Sicht sind bei anhaltend hohen Nettoimporten aus China weitere Kupferpreisanstiege zu erwarten. Ein anhaltender Abbau der Netto-Short- Positionierung der nicht-kommerziellen Kupferhändler würde ebenfalls preistreibend wirken. Alles in allem rückt das Allzeithoch vom Mai 2006 nun doch näher, als wir das vor ein paar Monaten noch eingeschätzt hatten. Wir erwarten auf Sicht von 3, 6 und 12 Monaten einen Kupferpreis, der über seinem derzeitigen Niveau liegt.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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