Kommentar
00:00 Uhr, 05.06.2008

Preis- und Zeitsymmetrie - Es steigt solange, wie es davor gestiegen ist

Symmetrische Kursbewegungen tauchen immer wieder in den Charts auf. Die Symmetrie bezieht sich hierbei sowohl auf die Preisachse als auch auf die Zeitachse. Mit Preissymmetrie meine ich eine gleichgroße Kursbewegung unterschiedlicher Swings. Als Zeitsymmetrie bezeichne ich die identische Dauer verschiedener Swings.

Lassen Sie mich am besten mit einem Beispiel für eine Symmetrie in beiden wesentlichen Einflussgrößen des Charts, nämlich Preis und Zeit, starten.

Symmetrie in Preis und Zeit

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In Abbildung 1 sehen Sie ein 15-Minuten-Chart des Nasdaq-Futures, Märzkontrakt (NDM1). Der übergeordnete Trend zum Zeitpunkt des Trade-Setups in diesem Chart war bullish. Falls dieser bullishe Trend dazu tendieren sollte, intakt zu bleiben, hatte ich die Möglichkeit die Long-Seite nach der Korrektur einzugehen. Nun gut, aber welches Tool kann mir dabei behilflich sein, die Möglichkeit für das Ende dieser Korrektur anzuzeigen? Ein sinnvolles Tool ist beispielsweise die Symmetrie, die mich in diesem Chartbeispiel auf ein mögliches Ende der Korrektur hinweisen kann. In diesem Fall näherte sich der NDM1 während seiner Korrektur einer 100-prozentigen Preis-Projektion einer früheren Korrektur, welche zum Swing Low bei 1770 führte. Dieser frühere Downmove hatte eine Swing-Größe von 87 Punkten. Wenn Sie nun diesen Move (87 Punkte) vom Swing High bei 1918 subtrahieren, erhalten Sie 1831 für die Projektion und damit gleichzeitig ein potentielles Unterstützungsniveau. Von seinem Swing High bei 1918 Punkten beendete der NDM1 seine Korrektur genau bei 1831 und damit exakt 87 Punkte unter dem Swing High.

Aber das war nicht alles, denn dieses Pattern offerierte auch gleichzeitig eine Symmetrie in der Zeit. Der Time-Count beider Korrekturen ist nämlich identisch, das heißt: Das letzte Low wurde in exakt 100 Prozent der Zeit des früheren Downmoves ausgebildet; beide Downmoves dauerten nämlich genau 22 Bars. An diesem Punkt konnte ich das Low, weil es gehalten wurde, als Pivotal bezeichnen. Durch Switchen in ein niedrigeres Intervall (z.B. 3 oder 5 Minuten) konnte man beispielsweise beim Bounce vom Unterstützungsniveau mit Überschreiten eines Swing Highs eben in diesem niedrigeren Intervall die Long-Seite eingehen (das ist nur ein Beispiel für eine Entry-/Exit-Technik). Die anschließende Bewegung führte zu knapp 2000 Punkten.

In der nächsten Abbildung schauen wir uns eine intakte bearishe Symmetrie des Nasdaq-Futures (NDH2) in einem 60-Minuten-Intervall an.

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In der Abbildung 2 erkennen Sie eine weitere Symmetrie in Zeit und Preis. Anhand dieses Beispiels möchte ich Ihnen auch zeigen, dass Korrekturen des übergeordneten Trends nicht immer 100% exakt sind. Lassen Sie sich bitte nicht von den vielen Linien verwirren, das Chart ist aus dem Archiv! Worum es hier geht, sind die durch dicke rote Balken markierten korrektiven Rallies innerhalb eines übergeordneten bearishen Trends. Ohne die einzelnen korrektiven Upswings exakt zu berechnen, können Sie mit dem Augenmaß leicht feststellen, dass es sich bei den korrektiven Rallies nur um annähernd gleich große Kursbewegungen handelt. Des weiteren beträgt die zeitliche Ausprägung dieser Bewegung zwischen 8 bis 10 Bars. Dies soll ihnen nur vor Augen halten, dass die Symmetrie von sowohl Preis- als auch Zeit nicht immer 100-prozentig exakt ist wie in der Abbildung 1, Sie aber dennoch mittels der Verwendung dieses Tools wertvolle Hinweise erhalten, wo sich wertvolle Trading-Opportunitäten ergeben können.

Fokus Preissymmetrie
Bei der überwiegenden Anzahl der Fälle, in denen Symmetrie eine Rolle spielt, ist zu beobachten, dass sie sich entweder im Preis oder in der Zeit widerspiegelt. Lassen Sie uns im folgenden einen genaueren Blick auf die Preis-Symetrie werfen, siehe Abbildung 3.

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In der Abbildung 3 sehen Sie ein Chart des für den Technologiesektor wichtigen U.S.-amerikanischen Halbleiterindex (SOX). Die Preisbewegungen beider Upmoves entsprechen einander sehr. Einmal führt ein Move 246 Punkte nach oben, anschließend geht es um 256 Punkte nach Norden. Die bearishe Symmetrie bleibt intakt, solange nicht eine Upmove folgt, der mit seiner Größe die vorangegangenen Upmoves signifikant übertrifft. Diese Indikation kann wertvoll sein, um seinen Bias entsprechend der bearishen Marktstruktur auszurichten. In diesem Fall hieße das konkret, dass wir vorrangig versuchen sollten, Upmoves leerzuverkaufen und weniger Downmoves zu kaufen. Die nachfolgende Abbildung 4, verdeutlicht auch noch einmal, warum: Der pinkfarbene Pfeil belegt, wie sinnvoll es war, den bearishen Bias beizubehalten, solange die bearische Symmetrie intakt war.

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Gehen wir nun ein bisschen weiter in der Zeit und schauen uns die weitere Entwicklung des SOX an, siehe Abbildung 5.

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In der Abbildung 5 sehen Sie, dass auch der Upmove, der vom September-Low ausging zunächst einmal nicht in der Lage war, die bearishe Symmetrie zu brechen. Vielmehr legte er für Long-Positionierte nahe, Gewinne an der 600er-Marke mitzunehmen, was auch eine gute Entscheidung gewesen wäre, denn im Anschluss daran korrigierte der SOX seinen Upmove um 100 Punkte! (Zum aktuellen Zeitpunkt entwickelt der SOX eine neue Symmetriestruktur).

Sie hatten folglich mittels des Konzeptes der symmetrischen Kursbewegungen im Beispiel des SOX zwei Trümpfe in der Hand: Zum einen legte die bearishe Symmetrie Ihnen einen bearishen Bias nahe, welcher sich als sinnvoll bestätigte (siehe Abbildung 4, pinkfarbener Pfeil) und zum anderen konnten Sie auf der Long-Seite bei einem Annähern an die 600er-Marke sinnvolle Gewinnmitnahmen erwägen (siehe Abbildung 5).

Marktdynamik

Wie oben schon angedeutet, bildet der SOX aktuell eine neue Symmetriestruktur aus. Wir haben es nämlich mit einem dynamischen Markt zu tun, der seine Eigenschaften fortlaufend verändert. Die aus der Marktdynamik resultierende laufende Veränderung der Marktstruktur bleibt auch nicht ohne Folge für die Symmetrie. Letztere wird wieder andere wiederkehrende Muster ausbilden, die es zu beobachten gilt.

Die Marktdynamik, die sich aus einer ständig wiederkehrenden Symmetrie in Preis und Zeit ergibt, kann durchaus mit Ozeanwellen verglichen werden, um einmal ihre Eigenschaften zu versinnbildlichen.
Stellen Sie sich eine Gruppe von Wellen vor, die an den Strand gespült werden. Es sind sowohl größere als auch kleinere Wellen. Zwischendurch gibt es immer wieder Pausen mit nur wenigen Wellen und danach wieder größere Wellen. Zusätzlich existieren Ebbe und Flut, während derer die Wellen unterschiedlich sind, sowohl in punkto Geschwindigkeit als auch in punkto Größe. Wenn Sie dieses Phänomen lange genug studieren, sind Sie in der Lage, mit einer hohen Wahrscheinlichkeit und Akkuranz vorauszusagen, wie das generelle „Pattern“ der herannahenden Wellen ist. Diese Erfahrung durch Beobachtung ist es auch, was erfahrenen Surfern äußerst dienlich ist. Sie warten auf bestimmte Wellen, um bestmögliche Bedingungen für möglichst große Surftouren zu erhalten. Ähnlich sollte es als Trader ihr Ziel sein, Charts zu lesen wie die Surfer Wellen lesen, um mittels des Tools Symmetrie Trading-Opportunitäten zu entdecken, die eine hohe Wahrscheinlichkeit bei geringem Risiko beinhalten.

Bitte beachten Sie zum Schluss noch den üblichen Disclaimer:
Sehen Sie das Konzept der Symmetrie in Preis und Zeit als ein zusätzliches Tool an, welches Ihnen in ihrer Entscheidungsfindung neben anderen Tools weitere Aufschlüsse geben kann! Handeln Sie also nie lediglich aufgrund einer Preis- und/oder Zeitsymmetrie, denn es kann sein, dass sie sich nicht in ihrem Sinne bewahrheitet! Auch Brüche einer bullishen oder bearishen Symmetrie müssen nicht zwangsläufig in einen Trendwechsel resultieren, denn es gibt auch Beispiele dafür, dass auch nach diesen Brüchen trotzdem der zuvor geltende Trend weiterhin Bestand hatte.

Auch wenn die Indikation einer Preis- und/oder Zeitsymmetrie zusammen mit anderen Tools der Technischen Analyse im Einklang stehen sollte, sollten Sie nicht in fallende Kurse kaufen beziehungsweise in steigende Kurse verkaufen/leerverkaufen, sondern Trades bei einem Bounce/Reversal mit den Ihnen bekannten Entry- und Exit-Techniken eingehen und ein striktes Positionsmanagement anwenden.

Autor: Frank Thönnißen

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