Kommentar
18:37 Uhr, 21.03.2022

Powell: Fed will Inflation schnell bekämpfen

Fed-Chef Jerome Powell gibt sich hawkish: Man müsse schnell reagieren, um die zu hohe Inflation unter Kontrolle zu bringen, sagte Powell am Montag. Die Wahrscheinlichkeit für einen doppelten Zinsschritt im Mai schoss daraufhin stark nach oben. Doch ist das mehr als Augenwischerei?

Nachdem die US-Notenbank Fed in der vergangenen Woche zum ersten Mal seit Dezember 2018 den Leitzins wieder erhöht hat, gibt sich Fed-Präsident Jerome Powell zu Beginn der neuen Woche hawkish.

Die Inflation sei "viel zu hoch" und man müsse schnell reagieren, um die hohe Inflation unter Kontrolle zu bringen, sagte Powell bei einer Rede am Montag. Wenn nötig werde man die Zinsen auch um mehr als 25 Basispunkte pro Sitzung anheben, so Powell.

Es bestehe die offensichtliche Notwendigkeit, die Preisstabilität wiederherzustellen, so Powell. Maßnahmen zur Bilanzverkleinerung der Fed könnten bereits bei der Sitzung im Mai beschlossen werden, es sei jedoch noch keine Entscheidung getroffen worden. Der Krieg in der Ukraine könne erhebliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben, aber das Ausmaß und die Dauer seien höchst ungewiss. Die Geldpolitik der Fed werde dazu beitragen, die Inflation in den nächsten drei Jahren auf ungefähr zwei Prozent zu senken, so Powell. Die Geschichte gebe Anlass zu Optimismus, dass die Fed eine sanfte Landung erreichen könne.

Die Worten verfehlten ihre beabsichtigte Wirkung nicht: Die am Terminmarkt eingepreiste Wahrscheinlichkeit, dass die Fed den Leitzins beim nächsten Zinsentscheid Anfang Mai gleich um 50 Basispunkte und nicht nur um 25 Basispunkte anheben wird, stieg am Montag im frühen Handel auf rund 60 Prozent, wie das CME FedWatch Tool zeigt. Am Freitag hatte die Wahrscheinlichkeit noch bei gut 40 Prozent gelegen.

Obwohl sich Powell damit zu Beginn der neuen Woche noch "hawkisher" anhört als nach dem Zinsentscheid am vergangenen Mittwoch, bedeuten die Aussagen kaum, dass die Fed mit ihrer Geldpolitik die Inflation wirksam abbremsen wird.

Die Projektionen der einzelnen Offenmarktausschuss-Mitglieder, die beim Zinsentscheid in der vergangenen Woche veröffentlicht wurden, zeigen nämlich recht deutlich, wohin die Reise geht: Ende 2022 wird der Leitzins im Mittel zwischen 1,75 Prozent und 2,00 Prozent und am Ende der beiden Folgejahre dann zwischen 2,75 Prozent und 3,00 Prozent gesehen. Obwohl Powell betonte, dass es sich um die individuellen Prognosen der Fed-Notenbanker handele, bezog er sich auch selbst in der Pressekonferenz auf diese Prognosen, die sechs weitere Zinsschritte um jeweils 25 Basispunkte im Jahr 2022 und vier entsprechende Zinsschritte im kommenden Jahr vorsehen.

Je nach weiterer Entwicklung von Inflation und Konjunktur ist es zwar durchaus möglich, dass die Fed von diesem Pfad abweicht. Doch klar ist auch: Die Abweichungen dürften sich insgesamt in Grenzen halten. Gut möglich also, dass es ein paar Zinserhöhungen zusätzlich oder ein paar Zinserhöhungen weniger geben wird, das Basisszenario sieht aber moderat steigende Leitzinsen bis ins kommende Jahr vor.

Perspektivisch wird der Leitzins Ende 2022 bei knapp zwei Prozent und Ende 2023 bei knapp drei Prozent stehen. Das ist nicht Stein gemeißelt, aber doch sehr wahrscheinlich. Einer Inflationsrate von zuletzt 7,9 Prozent im Februar wird die Fed damit nicht gefährlich. Die Realzinsen bleiben zumindest vorerst stark negativ.

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Um die Inflation wirksam zu bekämpfen, müssten die Zinsen eigentlich höher sein als die Inflationsrate. Davon ist die Fed nicht nur meilenweit entfernt, sondern es ist auch absehbar, dass die Fed davon meilenweit entfernt bleiben wird. Die "hawkishen" Kommentare von Fed-Chef Jerome Powell sollen wohl vor allem die Öffentlichkeit beruhigen. Ein ernsthafter Kampf gegen die Inflation ist damit aber zumindest vorerst nicht verbunden.

Die Inflation bleibt ein riesiges Problem für die Notenbanken. Würden sie angemessen reagieren, so wie es ihr Mandat vorsieht, müssten sie eigentlich die Konjunktur stark abbremsen und auch die Finanzmärkte zur Vollbremsung zwingen. Dazu wird es aber wohl nicht kommen.


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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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