Kommentar
00:00 Uhr, 11.12.2008

Positionen mittels Knock Outs absichern - So hedge ich mich ab!

Fragestellung im Premium Ausbildungspaket an mich: Lieber Herr Berteit, ich danke für Ihren Artikel „Man leerverkaufen“. Eine Anleitung zum Handel mit Knock-Out Produkten habe ich schon lange vermisst. Trotzdem bleibt für mich noch eine Frage offen: wie gehe ich vor, wenn ich eine Position mittels Knock-Outs absichern will?

z.B.: Ich will 20 Unzen Gold absichern

Szenario: ich erwarte fallende Kurse bis zumindest 680 (hat das Ziel noch einen anderen Sinn als den des Ausstiegs?); Stoploss 860, dann gehe ich von weiter steigenden Kursen aus.

Oder ich will 100 OMV absichern – Szenario: ebenfalls fallende Kurse, Stoploss 29.

Für eine Antwort wäre ich sehr dankbar.
Mit freundlichen Grüßen



Guten Tag Herr...
grundsätzlich soll eine Absicherung zu einer Wertstabilität führen, d.h. das abzusichernde Produkt soll im Preis einen Grenzwert nicht unterschreiten oder überschreiten. Folglich sind die zu tätigenden Geschäfte so zu wählen, dass das Absicherungsziel erreich wird.

Bleiben wir bei Ihrem Beispiel in Gold, das aktuell zu 774,50 $ je Feinunze gehandelt wird. Wir nehmen an, Sie hätten sich die Ware physisch gekauft und nicht nur ein Finanzgeschäft darauf abgeschlossen. Den von Ihnen erwarteten Fahrplan habe ich im folgenden Chart kurz skizziert:

Hedge oder Spekulation?

Zunächst einmal gilt es ganz klar zu unterscheiden, was Sie wollen. Absicherungsgeschäfte sind keine Spekulationgeschäfte, sondern dienen der Preiserhaltung. Wenn Sie Gold physisch besitzen, wollen Sie den Wert dessen stabil halten, so dass Sie, wenn Sie das physische Gold wieder verkaufen wollen, mindestens Ihren Kaufpreis (als Beispiel) wiederbekommen. Wäre Gold dann mehr wert, umso bessern.

Der Hedge zur Preissicherung
Schauen wir uns exemplarisch die Absicherung für den negativen Fall, einen sinkenden Goldpreis an. Ihr klares Ziel ist es, den aktuellen Preis von 774,50 $ abzusichern und zwar für 20 Feinunzen. Die Rechnung ist nun ganz einfach. Sie müssten genau so viele Shortzertifikate auf Gold kaufen, dass die hier auflaufenden Gewinne die Verluste aus dem Halten der physischen Ware wettmachen.

Fällt der Goldpreis um einen Dollar, so verliert Ihre Ware 20 $ an Wert (20 Feinunzen x 1$). Wir müssen jetzt also nur schauen, was ein beliebiges Zertifikat (am besten geheblt, damit die Absicherung nicht zu viel Kapital bindet) gewinnt, wenn Gold um einen Dollar fällt. Dazu brauchen wir uns lediglich das Bezugsverhältnis eines beliebigen Knock Outs angucken. Beträgt dieses 0,10 (1:10), so steigt oder fällt das Zertifikat um 0,10 $, wenn Gold um 1 $ steigt oder fällt.
Damit beide gleich verlieren/gewinnen müssen wir also 10 Zertifikate kaufen. Fällt Gold dann um 1$, steigen die 10 Shortzertifikate zusammen auch 1 $. Da wir nun aber 20 Unzen, als 20 mal so viel absichern wollen, müssen wir 20 x 10 Zertifikate = 200 Zertifikate kaufen. So lange das Bezugsverhältnis 0,10 ist, spielt es für die Absicherung als solche keine Rolle, ob Sie ein Knock Out mit einem Hebel von 2 oder 200 wählen. Dies legt lediglich fest, wieviel Kapital Sie in der Absicherung binden.

Wenn Sie also einen Preis von 774,50 $ im Gold einfrieren wollen, müssten Sie 200 Put Knock Outs mit einem Bezugsverhältnis von 0,10 kaufen. In diesem Satz liegt die Betonung auf zwei Punkte:

- Der erste ist, dass Sie den Dollarbetrag einfrieren. Wollen Sie Ihren tatsächlichen Europreis, den Sie beim Kauf der Ware bezahlt haben, einfrieren, müsste noch eine Währungsabsicherung erfolgen. Entweder nutzen Sie von vornherein solche Knock Outs oder aber Sie müssen ein zweites Sicherungsgeschäft nach oben beschriebenem Muster abschließen.
- Der zweite Punkt ist inhaltlich jedoch wesentlich mehr von Bedeutung. Sie frieren den Preis ein. Da Sie das Absicherungsgeschäft einiges Kosten wird (Gebühren, Finanzierungskosten...) können Sie aber nicht genau Ihren Kaufpreis einfrieren, sondern nur diesen abzüglich Gebühren. Desweiteren gilt die Preissicherung auch in die andere Richtung. Es wäre aus Ihrer Sicht zwar wünschenswert, wenn Gold steigt, aber durch die Absicherung verliert Ihr Zertifikat in gleichem Umfang an Wert und beides hebt sich auf. Sie profitieren folglich nicht von einer Wertsteigerung.

An dieser Stelle nochmals ein wichtiger Punkt: Absicherung ist keine Spekulation. Die Bewegunggründe für eine Absicherung sind ganz andere und häufig wird versucht, beides zu mischen. Aber macht dies wirklich Sinn?

Die Antwort können Sie sich sicherlich schon denken und Sie haben Recht. Grundsätzlich ist zu bezweifeln, dass eine Absicherung einer von vornherein spekulativ orientierten Position Sinn macht.

Nehmen wir Ihr Beispiel in Gold, dass Sie zu 774,50 $ eingekauft haben in der Annahme, Gold wird weiter an Wert zulegen und Sie können es dann teurer wieder verkaufen (reines Spekulationsgeschäft). Ihre Erwartung tritt nach dem Kauf aber nur bedingt ein. Gold steigt zwar auf 800,00 $ beginnt dann aber wieder zurückzukommen. Nun haben Sie Angst, dass Ihre Buchgewinne schmelzen und oft ist das die Geburtsstunde der Hedgingidee (bei direktem Verlustfall gelten die folgenden Überlegungen analog).

Aber was machen Sie damit tatsächlich? Richtig, Sie machen nichts anderes als Ihre Position zu verkaufen. Ein vollständiger Hedge hat genau die gleiche Wirkung wie ein vollständiger Verkauf der spekulativen Position. Ein teilweiser Hedge hat die gleiche Wirkung, wie ein Teilverkauf der spekulativen Position.
Entscheidungstechnisch gibt es zwischen Hedge und Verkauf keinerlei Unterschiede. Sie müssen entscheiden, wann Sie Hedgen, wie groß die Hedgeposition sein soll und wann Sie den Hedge wieder auflösen. Die gleichen Entscheidungen müssten Sie auch mit Blick auf die spekulative Position treffen. Nur lauten die Fragen hier: Wann soll ich verkaufen? Wie groß soll der Verkauf sein? Und wann steige ich wieder ein?
Auch mit Blick auf den Ertrag der Spekulation bleibt ein Hedge fraglich, denn hier könnten Sie sich mit einem Absicherungsgeschäft nur besser stellen, wenn die Transaktionskosten für diesen geringer wären, als der Verkauf der spekulativen Position selbst. Die Gebühren die Sie sparen, würden in Ihre Tasche wandern, aber auch zu dem Risiko, dass Sie sich eim Hedge (bedenken Sie auch das Währungsrisiko) verrechnet haben.

Viel Erfolg
Rene Berteit - Technischer Analyst und Coach bei GodmodeTrader.de

Termine für die nächsten beiden Eintages-Seminare von GodmodeTrader.

07.02.2009 in Frankfurt am Main

27.06.2009 in Berlin

Fokus: Charttechnische Analyse & Professionelles Trading im kurzfristigen Zeitfenster. DAX Trading.

Referenten: Rocco Gräfe und Rene Berteit.

Details und Anmeldemöglichkeit unter folgendem Link : http://www.kursplus.de/seminar.php?seminar=19

Ansonsten findet fortlaufende Ausbildung im Coachingpaket statt : http://www.godmode-trader.de/premium/einsteigerpaket/

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Passender Service

Mehr Services

Über den Experten

Rene Berteit
Rene Berteit
Dein Trading-Coach

Über 25 Jahre professioneller Trader und Tradingmentor! Tausende von real durchgeführten Trades in Aktien, Indizes und Währungen! Fast 20 Jahre Mentorin und tausende von zufriedenen Ausbildungsteilnehmern! Diplom Betriebswirt mit Fokus Börse! Das ist unser Trader(mentor) René Berteit, der Ende der 90er die Börse für sich entdeckt hat. Börse, Trading und die Trader-Ausbildung sind für Ihn keine Berufe, sondern seine Berufung und Leidenschaft.

Mehr über Rene Berteit
  • Kurzfristiges Daytrading
  • Tradingcoach
  • Handelsstrategien
Mehr Experten