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13:14 Uhr, 09.11.2017

Portugal: Vom Krisenherd zum Musterschüler

Portugal hat in den vergangenen Jahren eine erstaunliche und positive Entwicklung vollzogen. Diese Woche konnte das Land erstmals in seiner Geschichte Schulden mit zehnjähriger Laufzeit bei einem Zinssatz von unter zwei Prozent aufnehmen.

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Lissabon/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Portugal hat am Mittwoch eine zehnjährige Anleihe im Volumen von 1,25 Mrd. Euro zu einer durchschnittlichen Rendite von 1,94 Prozent emittiert, wie die portugiesische Schuldenagentur mitteilte. Solch eine niedrige Risikoprämie musste das jahrelang kriselnde Land noch nie schultern. In diesem Jahr hat sich der Renditeaufschlag für Portugal im Zuge wachsendem Vertrauens der Kapitalmärkte nach und nach verringert. Im September hatte die US-Ratingagentur Standard & Poor's die Spar- und Reformschritte geadelt und die Bonität des Landes aus dem Ramsch-Bereich genommen und stuft Portugal seither wieder als sicheren Gläubiger ein.

Portugal hat in den vergangenen Jahren eine erstaunliche Entwicklung vollzogen. Seit 2014 ist das Haushaltsdefizit von sieben auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gesunken und liegt damit deutlich unter der geforderten Grenze gemäß Maastricht-Vertrag. Die Arbeitslosenquote konnte das Land innerhalb von vier Jahren von fast 18 auf 8,5 Prozent mehr als halbieren, die Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres zog um 2,9 Prozent im Jahresvergleich an - so stark wie seit 2007 nicht mehr. Neben der verbesserten Inlandsnachfrage resultiert das Wachstum vor allem aus höheren Exporten von Waren und Dienstleistungen. Auch der boomende Tourismus trägt seinen Teil zur ökonomischen Gesundung bei. Und die Regierung unter António Costa tut ihr Übriges, um dem Wachstum auf die Sprünge zu helfen. Löhne und Renten wurden angehoben, die von der Vorgängerregierung eingeführte Mehrwertsteuererhöhung im wichtigen Hotel- und Gaststättengewerbe wieder zurückgenommen. Portugal sei auf einem "sehr positiven" Weg, konstatierte Währungskommissar Pierre Moscovici diesen Donnerstag.

Ein wichtiger Faktor, der die positive Entwicklung begünstigt hat, sind die Niedrigzinsen der EZB. Hier besteht freilich die Gefahr, dass, sollten diese wieder steigen, die Staatsverschuldung durch höhere Zinszahlungen ebenfalls wieder ansteigen wird. Ungeachtet der zuletzt relativ geringen Neuverschuldung liegt der über Jahre angesammelte portugiesische Schuldenberg noch immer über 130 Prozent der Wirtschaftsleistung. Im Euroraum stehen nur Griechenland und Italien noch mieser da.

In 2011 musste das südeuropäische Land von der EU und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) mit einer Hilfe eines 78 Milliarden Euro schweren Pakets vor de Staatspleite gerettet werden. Portugals Finanzminister Mario Centeno kündigte diese Woche nun an, eine Rückzahlung in Höhe von drei Milliarden Euro an den IWF bereits „sehr bald“ vorzeitig leisten zu können.

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