Kommentar
15:35 Uhr, 22.02.2017

Politische Finanzmärkte - Adieu freie Marktwirtschaft

Unter Führung der US-Aktien zieht es viele Aktienmärkte in der Welt nach oben. Geld gibt es immerhin mehr als genug und Käufer für die Staatsanleihen (in welchen man in den letzten Jahren aus Gründen der Vorsicht große Summen geparkt hat) sind ausreichend vorhanden, es sind die Notenbanken.

Gastbeitrag von Dr. Christoph Bost

Sie sind bereit, das Risiko steigender Zinsen und damit anstehende Kursverluste zu übernehmen. Dies macht grundsätzlich Sinn, haben die Notenbanken doch zunächst eine nie zuvor erlebte Hausse am Anleihemarkt herbeigeführt, man senkte manipulativ den Zins auf 0 Prozent und nun will man auf Biegen und Brechen die Inflation anheizen, was notgezwungen zu Verlusten bei einer Vielzahl von Anleihen führen wird. Ist es da nicht gerecht, dass der Verursacher auch die Kosten zu tragen hat?

Es stellt sich allerdings die Frage, ob diese Verluste, wie von vielen Analysten prognostiziert, tatsächlich gering bleiben werden oder ob eine stärker als erwartet anziehende Inflation zu erheblichen Verlusten führen wird. Die Unternehmen guter Bonität sollten also die aktuelle Lage nutzen und noch schnell große Volumina an Anleihen begeben, natürlich zu 0 Prozent Zins. Die EZB und die BoJ werden sich freuen, wenn man ihnen noch die Möglichkeit gibt, den großen Unternehmen Wettbewerbsvorteile zu verschaffen und die damit verbundenen Verluste zu übernehmen. Nachdem die Marktwirtschaft abgeschafft wurde, braucht man sich auch nicht mehr über bewusst in Kauf genommene Wettbewerbsverzerrungen aufzuregen.

China hat den Anstoß zur Trendwende gegeben und die Versprechungen von Trump scheinen die
Bereitschaft der Unternehmen wieder verstärkt zu investieren drastisch zu verbessern, glaubt man den
Aktivitätenindizes. Führt diese Bereitschaft auch zu einer Realisierung der Investitionen, so wird der
Inflationsanstieg nicht nur auf einem Basiseffekt (Öl) beruhen, welchen die Märkte inzwischen eingepreist
haben, dann könnte die Inflation stärker steigen als man dies wünscht und derzeit wahrhaben will.

Hinzu kommen beabsichtigte Lohnsteigerungen in den USA ebenso wie eine steigende Teuerung durch
angekündigte Importzölle. Die US Währungshüter rätseln derzeit noch über die Folgen, welche die neue
Politik mit sich bringen könnte.

Auf der einen Seite geht man davon aus, dass Steuersenkungen die Wirtschaft stimulieren werden, auf der anderen Seite befürchtet man aber, dass die angestrebte Handelspolitik der Wirtschaft schaden wird. Besorgt ist man auch über die Entwicklung in Europa aufgrund der anstehenden Wahlen.

Konsequenterweise signalisieren einige Notenbankmitglieder, dass auch in der März Sitzung keine Beschlüsse gefasst werden dürften, benötigt man doch mehr Klarheit.
Einig ist man sich allerdings bereits jetzt, dass der nächste Beschluss eine Zinsanhebung bedeuten wird. Unter Umständen müssen die Zinsen sogar rascher steigen als die Märkte dies derzeit erwarten.

Der Anstieg der Produzentenpreise liegt zwar erst bei 1,7 Prozent, dies ist der höchste Stand seit August 2014, doch der Konsumentenpreisindex hat bereits das Niveau vom März 2012 erreicht mit +2,5 Prozent.
In China stiegen die Produzentenpreise übrigens bereits um 6,9 Prozent, im letzten Jahr verzeichneten sie noch ein Minus von 5,3 Prozent. Gewinnt die Konjunktur an Schwung, kann davon ausgegangen
werden, dass die US-Notenbank der Inflation hinterherlaufen wird. Der Goldpreis dürfte aufgrund der damit verbundenen sinkenden Realzinsen von dieser Entwicklung profitieren.

Sollte sich allerdings herausstellen, dass die vollmundigen Versprechungen des neuen Präsidenten nicht erfüllt werden, wird das Enttäuschungspotenzial enorm sein. Der hohe Optimismus an den Aktienmärkten
dürfte sich in diesem Fall rächen, die Aktienkurse dürften 20 Prozent an Wert verlieren. Eine gewisse Vorsicht scheint daher angebracht zu sein.

3 Kommentare

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  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    [quote author=Bitze link=topic=26136.msg17942565#msg17942565 date=1487795608]
    Ich sehe auch keinen Grund zu verkaufen :-)
    Ich denke der 11.3 wird positiv ausfallen und das wissen gewisse Leute schon
    [/quote]

    nun was die Blockchain wert? Nichts! Alles! ;)

    .

    .

    22:20 Uhr, 22.02.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    [quote author=Bitze link=topic=26136.msg17942565#msg17942565 date=1487795608]
    Ich sehe auch keinen Grund zu verkaufen :-)
    Ich denke der 11.3 wird positiv ausfallen und das wissen gewisse Leute schon
    [/quote]

    nun was die Blockchain wert? Nichts! Alles! ;)

    [quote]Was ist Jerusalem wert ?
    [/quote]

    Ich übersetz das mal, du wurdest als Sklave der Elite und Banken geboren?
    [quote]
    Erhebt euch als Ritter!
    [/quote]

    22:18 Uhr, 22.02.2017
  • Pullman
    Pullman

    http://www.goldseiten.de/artikel/319948--Goldstand...

    Gold wird sich noch bewähren

    15:38 Uhr, 22.02.2017

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