Politik und Wirtschaft wollen bis 2025 Marktreife für bidirektionales Laden
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BERLIN (Dow Jones) - Auf dem Europäischen Gipfel für sogenanntes "bidirektionales Laden" in Berlin haben Vertreter aus Politik und Industrie einen zügigen Ausbau und einen Abbau von Hemmnissen für diese Ladetechnologie zugesagt. Bei diesem Laden wird im E-Auto zwischengespeicherter Strom zurück ins Stromnetz eingespeist und die besonders leistungsstarken Batterien in E-Autos können auch für andere Zwecke nutzbar gemacht werden. Das Ziel ist, die Technologie bis 2025 zur Marktreife zu bringen, wie das Wirtschaftsministerium nach dem Treffen auf Einladung von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck erklärte.
Von dieser Lademöglichkeit erhofft man sich, dass sie nicht nur dazu beitragen kann, die Stromnetze in Zeiten zunehmender erneuerbarer Energien stabil zu halten. Sie wird dem Ministerium zufolge auch neue Geschäftsmodelle eröffnen. Denn als mobile Stromspeicher könnten E-Autos das Eigenheim oder ein Gewerbe mit Strom versorgen, wenn dieser gerade teuer ist, oder sie könnten am Strommarkt selbst Gewinne erwirtschaften.
"In Verbindung mit einer Photovoltaik-Anlage können sie günstigen Solarstrom auch dann bereitstellen, wenn die Sonne nicht scheint", erklärte das Ministerium.
Unter den rund drei Dutzend Anwesenden bestand laut Ministerium Einvernehmen, das Strommarkt, -netz- und systemdienliche bidirektionale Laden in Europa möglichst zügig voranzubringen. Hierfür sollen technische, rechtliche und organisatorische Hemmnisse abgebaut werden, die einer Markteinführung aktuell noch im Wege stehen.
Es wurde demzufolge vereinbart, einen gemeinsamen rechtlichen und regulatorischen Rahmen so zu entwickeln, dass Steuern, Abgaben und Umlagen kein Hemmnis mehr für die Entwicklung des Geschäftsmodells darstellen. Darüber hinaus werde die Industrie die Entwicklung europäischer Normen und Standards für bidirektionale Laden vorantreiben. In rund einem Jahr soll ein nächstes Treffen auf gleicher Ebene stattfinden.
BDEW fordert standardisierte Ladelösungen
Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) forderte nach dem Treffen, dass "Plug & Play"-Lösungen entwickelt werden müssten, damit das bidirektionale Laden einfach genutzt werden könne. "Voraussetzung hierfür sind standardisierte Ladelösungen", sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.
Daneben müssten rechtliche Fragen geklärt werden. Der Knackpunkt liegt dabei im diskriminierungsfreien Zugriff auf die Batteriedaten im Fahrzeug. Nutzer und die von ihnen für das Lademanagement und die Abrechnung beauftragten Dritten müssten Zugriff auf den Batteriestatus erhalten - unabhängig davon, welche Marke und welches Modell gerade be- oder entladen werden soll. "Dieser Zugriff ist Grundvoraussetzung für einen fairen Wettbewerb und vermeidet Lock-in-Effekte bei den Nutzerinnen und Nutzern", so der BDEW.
An dem europäischen Gipfel haben laut Wirtschaftsministerium hochrangige Vertreter aus sieben Europäischen Nachbarstaaten, den Regulierungsbehörden, der Europäischen Kommission sowie der Automobil-, Ladeinfrastruktur- und Energieindustrie teilgenommen.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/err
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