Polen – Politische Unklarheit, wirtschaftliche Zuversicht
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Der Bruch der Regierungskoalition hat Ministerpräsident Jaroslaw Kaczynski dazu veranlasst, Wahlen für den 21. Oktober anzukündigen. Allerdings ist sehr schwer abzuschätzen, ob dies zu einer Stabilisierung der politischen Lage und einer anschließenden Neuausrichtung der Wirtschaftspolitik führt, die einen besseren Rahmen für strukturpolitische Impulse schafft. Diese sind vor allem im Hinblick auf die zunehmend erkennbaren Engpässe auf dem Arbeitsmarkt wichtig, die sich in steigenden Lohnzuwächsen widerspiegeln. Als struktureller Engpass ist diese Entwicklung deshalb zu bezeichnen, da bei einer Arbeitslosenrate von weiterhin über 10% nicht zwangsläufig mit einem zunehmenden Lohnwachstum zu rechnen ist. Mit anderen Worten, die angespannte Arbeitsmarktsituation reflektiert vor allem Defizite im Anforderungsprofil der Arbeitskräfte. Insbesondere in der Industrie, ganz besonders im Bausektor, haben Unternehmen zunehmend Schwierigkeiten eine ausreichende Anzahl an qualifizierten Arbeitskräften zu finden. Ein Grund hierfür ist das anhaltend hohe Wirtschaftswachstum. Es ist demnach nicht nur eine Aufgabe der Wirtschaftspolitik, sondern auch der Bildungspolitik die Engpässe auf dem Arbeitsmarkt zu entschärfen. Diese Aufgabe ist hoch zu bewerten, da das Angebot an passend qualifizierten Arbeitskräften entscheidend dafür ist, dass die Wirtschaft längerfristig spannungsfrei mit einer höheren Rate expandieren kann. Ein Lohnastieg, der dazu führt, dass Arbeitskräfte aus dem Ausland wieder zurückkommen, dürfte das Problem allein nicht lösen, da ein wichtiger Wettbewerbsvorteil der polnischen Wirtschaft schrittweise wegfallen würde, der den Aufholprozess der Wirtschaft untermauert.
Aufgrund der Engpässe auf dem Arbeitsmarkt und der stabilen Konjunkturdynamik liegen die Risiken für die Geldpolitik auf der oberen Seite. Das gilt trotz der wiederholt zuversichtlichen Stellungnahmen seitens der Notenbank. Wir rechnen bis Jahresende mit mindestens einer weiteren Straffung um 25 Basispunkte. Im kommenden Jahr erwarten wir aber bereits aus jetziger Sicht eine zusätzliche Straffung um rund 75 Basispunkte. Aktuelle Preisrisiken resultieren vor allem aus der zunehmend binnenwirtschaftlich getriebenen Konjunktur. Nach der Bewertung der Notenbank expandiert die Wirtschaft seit Mitte 2006 stärker als das Potenzialwachstum, das aktuell noch auf 5,0% geschätzt wird. Das robuste Wachstum untermauert das Vertrauen von Finanz- und Unternehmensinvestoren, so dass das Leistungsbilanzdefizit gegenwärtig nicht als Risikofaktor einzuschätzen ist. Herausforderungen sieht sich die neue Regierung vor allem auf seiten der Finanzpolitik gegenüber. Angekündigte Steuererleichterungen und niedrigere Sozialversicherungsbeiträge haben eine weitere Ausweitung des Budgetdefizits und damit einen Anstieg der öffentlichen Verschuldung zur Folge. Aufgrund der höheren Zinsen wird der Zloty davon zunächst nicht belastet.
Quelle: cominvest
Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.
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