Kommentar
15:00 Uhr, 23.02.2005

Platin & Palladium: Die Rolle der Schmuckindustrie

„Edle“ Zukunft – Platin und Palladium als Allzweckmittel

Teil II/II:

Verwendung von Platin

Das Haupteinsatzgebiet für Platin ist nach wie vor die Katalysatorherstellung für Kraftfahrzeuge (42,3 Prozent). Dies liegt an der sehr guten katalytischen Eigenschaft von Platin, das sowohl Wasserstoff als auch Sauerstoff und andere Gase im aktivierten Zustand bindet. So werden beim Drei-Wege-Katalysator Kohlenmonoxid in Kohlendioxid und Kohlenwasserstoff zu Kohlendioxid oxidiert und Stickstoffoxid zu Stickstoff reduziert. Kurzfristig profitiert Platin auch davon, dass die preisgünstigeren Palladium-Katalysatoren für die Dieseltechnik noch nicht marktreif sind. Weitere katalytische Anwendungen finden sich in der Chemie (5,4 Prozent), wo Platin für eine Reihe von Herstellungsprozessen verwendet wird (z.B. Ammoniumnitrat) und in der Petrochemie (2,3 Prozent), wo mit Hilfe von Platin-Katalysatoren schwere Fraktionen des Erdöls in leichtere konvertiert werden.

Schmuckindustrie

Zweitwichtigster Abnehmer von Platin ist die Schmuckindustrie (34 Prozent). Trotz des sehr hohen Schmelzpunktes von 1768 °C ist Platin ein sehr gut zu verarbeitendes Material. Es lässt sich zu sehr dünnen Folien von 0,0025 mm walzen oder zu einem Draht mit einem Durchmesser von 0,001 mm ziehen. Bereits im 18. Jahrhundert kamen Platin und Platinlegierungen wegen des schönen silbrigen Glanzes und der hohen Polierbarkeit in Mode. Mit einer Härte von 4,3 Mohs ist Platin stabiler als Gold und wird daher auch sehr oft für Schmuckfassungen oder für Präzisionsuhrwerke genutzt. Obwohl in den letzten beiden Jahren die Nachfrage nach Platin in der Summe stark abgenommen hat und man eine allgemeine Substitution durch Palladium vermuten könnte, trifft dies nur bedingt zu. Während der Absatz in Japan und dem Rest der Welt (speziell China) um knapp 8 Prozent auf insgesamt 61 Tonnen fiel, blieb er in Europa mit 5,3 Tonnen und in den USA mit 9,6 Tonnen unverändert.

Elektroindustrie

In der Elektroindustrie (4,3 Prozent) werden Platin und Platinlegierungen vielfach für Elektroden, Sensoren oder bei der Herstellung von Computerkomponenten eingesetzt. Ohne den Einsatz von Platin/Rhodium- Legierungen wäre die Herstellung von Glasfasern, LCD-Displays oder hochwertiger Glaskeramik nicht möglich. Zusammengefasst wird dieser Bereich unter der Rubrik Glas (3,7 Prozent). Die Geldanlage (0,1 Prozent) in Platin ist in den letzten Jahren ständig zurückgegangen und spielt momentan mit einem Anteil von 0,2 Tonnen kaum noch eine Rolle. „Hoffnungsträger“ ist mit einem aktuellen Anteil von 0,1 Prozent die noch unbedeutende Brennstoffzellen-Produktion, die bis zum Jahre 2015 jedoch bereits 10 Prozent der Platin-Produktion abnehmen soll. Im Jahre 1962 wurde die für die Medizin sehr bedeutende Entdeckung gemacht, dass Platin die Fähig- keit besitzt eine Zellteilung zu verhindern. Seit dieser Zeit sind eine Reihe von Platin-Krebsmitteln entwickelt worden. Aufgrund der sehr guten Bioverträglichkeit kommt Platin auch in vielen medizinischen Geräten (z.B. im Herzschrittmacher) zum Einsatz.

Börsenhandel

Platin wird an der New York Mercantile Exchange (Abteilung: COMEX, Futures und Optionen), dem Chicago Board of Trade (Futures), dem London Platin and Palladium Market (Cash und Forwards) und der Tokio Commodity Exchange (Futures) gehandelt.

Ausblick und Fazit

Von Ende Oktober 2001 bis zum Februar 2004 konnte sich der Platinpreis weit mehr als verdoppeln. Das relativ knappe Angebot, sowie spekulative Fondskäufe stützen die Aufwärtsbewegung. Im nächsten Jahr könnte zum ersten Mal das Angebot die Nachfrage übersteigen. Die Nachfrage im nächsten Jahr im Bereich der Auto-Katalysatoren dürfte, speziell in Europa, weiter steigen, da Palladium-Katalysatoren für Diesel-Fahrzeuge noch nicht marktreif sind. In der Industrie gibt es ebenfalls zu Platin keine Alternativen, so dass bei wachsender Wirtschaft auch in diesem Bereich mit steigender Nachfrage zu rechnen ist. Daher wird es auf der Nachfrageseite maßgeblich davon abhängen, ob sich der Trend in der japanischen und chinesischen Schmuckindustrie fortsetzt, verstärkt Palladium anstelle von Platin einzusetzen. Insgesamt überwiegen im Platin momentan eher die Risiken, so dass mit einer Abwärts- oder Seitwärtsbewegung zu rechnen ist.

Quelle: Deutsche Bank

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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