Platin & Palladium: Alternative zu Gold & Silber?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
„Edle“ Zukunft – Platin und Palladium als Allzweckmittel
Vom „kleinen Silber“ zum gefragten Rohstoff
Lange Zeit wurde der Wert von Platin nicht erkannt. Die Spanier, die es bei der Goldwäsche fanden, nannten es abwertend platina (was soviel wie „kleines Silber“ bedeutet) und warfen es wieder in die Flüsse. Erst im Jahre 1750 wurde es von den Briten William Watson und William Browning eingehend charakterisiert, und 1783 entwickelte der Franzose Guyton de Morveau ein industrielles Schmelzverfahren, um reines Platin zu gewinnen. Im 19. Jahrhundert entdeckten Wissenschaftler bei näherer Untersuchung, dass in Platin noch andere Metalle enthalten sind, die in der Literatur als PGM (Platingruppenmetalle) bezeichnet werden. Die PGM (Osmium, Iridium, Palladium, Rhodium, Ruthenium) kommen meist in gediegenem Platin vor. Vorkommen in der Natur Platin kommt in der Natur fast nur gediegen und meist zusammen mit den übrigen Metallen der PGM vor. Als gediegen bezeichnet man Mineralien, die in der Natur als Reinform, also nicht in Verbindung mit anderen Elementen vorkommen. Es tritt mit etwa derselben Häufigkeit wie Gold (0,005 g/t) auf, jedoch muss der Platin-Gehalt in abbauwürdigen Lagerstätten um ein Vielfaches höher sein. Platin und die anderen PGM fallen vor allem als Nebenprodukt bei der Kupfer- und Nickelproduktion an. Die ersten größeren Platinfunde kamen aus Kolumbien, 1819 wurde Platin in Russland entdeckt, und bis zum Jahre 1920 kamen mehr als 90 Prozent der weltweiten Förderung aus diesem Land. Im Jahre 1925 wurden die ersten Platinfunde in Südafrika gemacht.
Förderung
In der heutigen Zeit kommen über drei Viertel der weltweiten Produktion aus Südafrika, hier liegen auch ca. 90 Prozent der bekannten Reserven. Mehrheitlich kommt die Produktion aus dem Bushveld Igenous Complex (BIC), der aus drei (riesigen) abbaubaren Erzkörpern mit einer Größe von 66.000 Quadratkilometern besteht; der PGM-Gehalt des Erzes liegt hier zwischen vier und sieben Gramm je Tonne. Entstanden ist dieser Komplex vor Jahrmillionen, als flüssiges Magma in die Erde eindrang und sich während der Abkühlung des Magmas Chromit- Kristalle bildeten. Diese sanken aufgrund ihrer hohen Dichte zusammen mit PGM-reichen Sulfidtropfen zu Boden und lagerten sich dann im Laufe der Zeit zu Erzkörpern ab. Neben der PGMGruppe wird dort auch noch Nickel, Silber und Gold gewonnen. Die beiden bedeutendsten Platinproduzenten der Welt, die Impala Platinum und Anglo Platinum, fördern in diesem Gebiet.
Produktion
Der zweitwichtigste Produzent Russland besitzt lediglich einen Marktanteil von 13,2 Prozent, die marktbeherrschende Stellung dort hat die Firma Norilsk Nickel. In den letzten Jahren hat die Platin- Produktion ständig zugenommen, und zur Deckung der Nachfrage wurden immer weniger Lagerverkäufe benötigt. Sollte sich diese Entwicklung fortsetzen, so ist im nächsten Jahr zum ersten Mal seit vielen Jahren mit einem Überangebot zu rechnen. Zunehmende Bedeutung für die Angebotsseite erhält auch die Rückgewinnung von Platin aus ge- brauchten Katalysatoren (unter Nachfrage erfasst).
Verwendung von Platin
Das Haupteinsatzgebiet für Platin ist nach wie vor die Katalysatorherstellung für Kraftfahrzeuge (42,3 Prozent). Dies liegt an der sehr guten katalytischen Eigenschaft von Platin, das sowohl Wasserstoff als auch Sauerstoff und andere Gase im aktivierten Zustand bindet. So werden beim Drei-Wege-Katalysator Kohlenmonoxid in Kohlendioxid und Kohlenwasserstoff zu Kohlendioxid oxidiert und Stickstoffoxid zu Stickstoff reduziert. Kurzfristig profitiert Platin auch davon, dass die preisgünstigeren Palladium-Katalysatoren für die Dieseltechnik noch nicht marktreif sind. Weitere katalytische Anwendungen finden sich in der Chemie (5,4 Prozent), wo Platin für eine Reihe von Herstellungsprozessen verwendet wird (z.B. Ammoniumnitrat) und in der Petrochemie (2,3 Prozent), wo mit Hilfe von Platin-Katalysatoren schwere Fraktionen des Erdöls in leichtere konvertiert werden.
Schmuckindustrie
Zweitwichtigster Abnehmer von Platin ist die Schmuckindustrie (34 Prozent). Trotz des sehr hohen Schmelzpunktes von 1768 °C ist Platin ein sehr gut zu verarbeitendes Material. Es lässt sich zu sehr dünnen Folien von 0,0025 mm walzen oder zu einem Draht mit einem Durchmesser von 0,001 mm ziehen. Bereits im 18. Jahrhundert kamen Platin und Platinlegierungen wegen des schönen silbrigen Glanzes und der hohen Polierbarkeit in Mode. Mit einer Härte von 4,3 Mohs ist Platin stabiler als Gold und wird daher auch sehr oft für Schmuckfassungen oder für Präzisionsuhrwerke genutzt. Obwohl in den letzten beiden Jahren die Nachfrage nach Platin in der Summe stark abgenommen hat und man eine allgemeine Substitution durch Palladium vermuten könnte, trifft dies nur bedingt zu. Während der Absatz in Japan und dem Rest der Welt (speziell China) um knapp 8 Prozent auf insgesamt 61 Tonnen fiel, blieb er in Europa mit 5,3 Tonnen und in den USA mit 9,6 Tonnen unverändert.
Elektroindustrie
In der Elektroindustrie (4,3 Prozent) werden Platin und Platinlegierungen vielfach für Elektroden, Sensoren oder bei der Herstellung von Computerkomponenten eingesetzt. Ohne den Einsatz von Platin/Rhodium- Legierungen wäre die Herstellung von Glasfasern, LCD-Displays oder hochwertiger Glaskeramik nicht möglich. Zusammengefasst wird dieser Bereich unter der Rubrik Glas (3,7 Prozent). Die Geldanlage (0,1 Prozent) in Platin ist in den letzten Jahren ständig zurückgegangen und spielt momentan mit einem Anteil von 0,2 Tonnen kaum noch eine Rolle. „Hoffnungsträger“ ist mit einem aktuellen Anteil von 0,1 Prozent die noch unbedeutende Brennstoffzellen-Produktion, die bis zum Jahre 2015 jedoch bereits 10 Prozent der Platin-Produktion abnehmen soll. Im Jahre 1962 wurde die für die Medizin sehr bedeutende Entdeckung gemacht, dass Platin die Fähig- keit besitzt eine Zellteilung zu verhindern. Seit dieser Zeit sind eine Reihe von Platin-Krebsmitteln entwickelt worden. Aufgrund der sehr guten Bioverträglichkeit kommt Platin auch in vielen medizinischen Geräten (z.B. im Herzschrittmacher) zum Einsatz.
Börsenhandel
Platin wird an der New York Mercantile Exchange (Abteilung: COMEX, Futures und Optionen), dem Chicago Board of Trade (Futures), dem London Platin and Palladium Market (Cash und Forwards) und der Tokio Commodity Exchange (Futures) gehandelt.
Ausblick und Fazit
Von Ende Oktober 2001 bis zum Februar 2004 konnte sich der Platinpreis weit mehr als verdoppeln. Das relativ knappe Angebot, sowie spekulative Fondskäufe stützen die Aufwärtsbewegung. Im nächsten Jahr könnte zum ersten Mal das Angebot die Nachfrage übersteigen. Die Nachfrage im nächsten Jahr im Bereich der Auto-Katalysatoren dürfte, speziell in Europa, weiter steigen, da Palladium-Katalysatoren für Diesel-Fahrzeuge noch nicht marktreif sind. In der Industrie gibt es ebenfalls zu Platin keine Alternativen, so dass bei wachsender Wirtschaft auch in diesem Bereich mit steigender Nachfrage zu rechnen ist. Daher wird es auf der Nachfrageseite maßgeblich davon abhängen, ob sich der Trend in der japanischen und chinesischen Schmuckindustrie fortsetzt, verstärkt Palladium anstelle von Platin einzusetzen. Insgesamt überwiegen im Platin momentan eher die Risiken, so dass mit einer Abwärts- oder Seitwärtsbewegung zu rechnen ist.
Quelle: Deutsche Bank
Disclaimer:
Einzelheiten zu der Ausgestaltung der erwähnten Wertpapiere bzw. Geschäfte sind demjeweiligen Verkaufsprospekt zu entnehmen. Die in diesem Dokument enthaltenen Angaben stellen keine Anlageberatung dar, sondern dienen ausschließlich der Beschreibung der Wertpapiere bzw. Geschäfte. Eine Anlageentscheidung sollte in jedem Fall auf Grundlage des Verkaufsprospekts getroffen werden. Alle Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung der Deutsche Bank AG wieder, die ohne vorherige Ankündigung geändert werden kann. Obwohl die in diesem Dokument enthaltenen Angaben Quellen entnommen wurden, die als zuverlässig erachtet werden, kann für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Angemessenheit keine Gewähr übernommen werden. Alle Kurse sind freibleibend. Sie werden nur zu Informationszwecken zur Verfügung gestellt und dienen nicht als Indikation handelbarer Kurse/Preise. Aus der Wertentwicklung in der Vergangenheit kann nicht auf zukünftige Erträge geschlossen werden. Der Vertrieb der Wertpapiere ist in verschiedenen Rechtsordnungen eingeschränkt. Dieses Dokument und die in ihm enthaltenen Informationen dürfen nur in solchen Staaten verbreitet oder veröffentlicht werden, in denen dies nach den jeweils anwendbaren Rechtsvorschriften zulässig ist. Der direkte oder indirekte Vertrieb dieses Dokuments in den Vereinigten Staaten, Großbritannien, Kanada oder Japan, sowie seine Übermittlung an US-Personen, sind untersagt.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.