Kommentar
08:24 Uhr, 04.11.2014

Pipeline-Aktien: No-Brainer Kauf?

Der Ölboom in den USA bringt vieles, nicht aber unbedingt hohe Gewinne bei Ölunternehmen wie Exxon. Bei Pipeline Betreibern könnte das ganz anders aussehen.

Erwähnte Instrumente

  • Martin Midstream Partners L.P. - WKN: 765872 - ISIN: US5733311055 - Kurs: 35,35 $ (NASDAQ)

Der US Ölboom ist keine Neuigkeit mehr. Wie man von diesem Boom als Anleger profitieren kann, ist hingegen nicht so ganz klar, obwohl die Rechnung recht einfach ist: wo Öl ist, fließt Geld. Wer Öl hat, es fördert und verkauft, der hat sich eine goldene Nase verdient. Das gilt derzeit nicht notwendigerweise. Die Zeiten, in denen Exxon 50 Mrd. im Jahr verdiente, sind vorerst vorbei. Es gibt einfach zu viel Öl. Der Ölboom in den USA hat ein Überangebot verursacht. Der Ölpreis ist stark gefallen, die Margen sind noch deutlich rückläufig.

In den kommenden Jahren dürften die Einnahmen und die Gewinne der großen Ölunternehmen tendenziell stagnieren. Als Aktionär hat man vom Ölboom natürlich nichts, wenn die Gewinne dadurch nicht steigen, sondern teilweise sogar zurückgehen. Die eigentlichen Profiteure des Ölbooms sind wohl gar nicht die klassischen Unternehmen in der Ölförderung und Verarbeitung, sondern die Unternehmen, die in der Wertschöpfungskette dazwischen liegen.

Wegen des Überangebots sinken die Margen im Upstream Geschäft (die eigentliche Förderung) und im Downstream Bereich (Raffinerien). Dazwischen gibt es allerdings noch den Midstream Bereich. Die einen fördern das Öl, die anderen verarbeiten es und die dritten transportieren es. Letzteres tun die Midstream Unternehmen. Sie betreiben Pipelines, Lagerstätten und Terminals, um das Öl vom Förderort zur Raffinerie und von dort zum Verbraucher zu transportieren.

Das Midstream Geschäft ist momentan ein lukratives Geschäft, weil die Pipeline Kapazität stark begrenzt ist. Die Anzahl an vorhandenen Pipeline Meilen wächst in den USA seit Jahren nicht. Der ganze Sektor hat sich lange Zeit eher auf sinkende Nachfrage eingestellt. Im Gasbereich stagniert die Gesamtlänge der Pipelines, im Ölbereich liegt sie sogar unter den Werten der Jahrtausendwende.

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Derzeit hat der Markt ausreichend Kapazität. Viele Pipelines sind ausgebaut oder erneuert worden. Obwohl es unterm Strich vielleicht nicht mehr Meilen sind, die zur Verfügung stehen, können die Pipelines mehr transportieren. Um mit dem Anstieg der Fördermenge in den kommenden Jahren schrittzuhalten, müssten allerdings jährlich ca. 30 Mrd. in die Infrastruktur gesteckt werden. Derzeit werden etwa zwei Drittel davon aufgebracht. Die Lücke zwischen Transportkapazität und Nachfrage dürfte in den kommenden Jahren steigen. Für Pipelinebetreiber ist das eine gute Nachricht. Ein knappes Angebot stärkt die Margen.

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Bis Ende des Jahrzehnts dürfte das Ungleichgewicht anhalten. Die US Energiebehörde rechnet in ihrem Basisszenario bis zum Jahr 2020 mit einem Anstieg der Fördermenge von ca. 50%. Im konservativen Szenario wären es 30%. Der aktuelle Ausbau reicht für das konservative Szenario. Wächst die Fördermenge wie im Basisszenario vorhergesagt, dann kommt es früher oder später zu spürbaren Engpässen.

Die ganze Story klingt nach einem No-Brainer, also nach einer ganz eindeutigen Investmentopportunität, über die man nicht lange nachdenken muss. Natürlich gibt es einen Haken. Midstream Unternehmen investieren vielleicht noch nicht genug, um die Nachfrage nach Transportkapazität langfristig zu befriedigen, doch bereits die aktuell getätigten Investitionen lasten auf den Ergebnissen. Viele Aktien legen daher auch nicht unaufhörlich zu. Wegen der hohen Investitionen, die erst in der Zukunft mehr Umsatz und Gewinn bringen, sinken die Gewinne teilweise sogar.
Ein möglicher Investmentkandidat ist Martin Midstream. Hier sollten sich die Investitionen bereits in diesem Jahr in steigenden Gewinnen bemerkbar machen. Sieht man von dem Rekordjahr 2012 ab, welches wegen Sondereffekten nicht wirklich vergleichbar ist, sollte das Unternehmen wieder zu den alten Rekordgewinnen zurückkehren.

Martin Midstream Partners LP
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Die Aktie wurde zuletzt abgestraft. Einerseits, weil die Gewinne kurzfristig rückläufig waren, andererseits, weil die niedrigen Ölpreise Sorgen geweckt haben. Bleiben die Ölpreise langfristig sehr niedrig, dann stellt sich die Frage, ob die Unternehmen wie Exxon ihre Förderkapazität wirklich weiter ausbauen. Würden sie das nicht tun, dann könnte es zu einem Überangebot von Transportkapazität kommen. Die Margen der Pipelinebetreiber würden rapide fallen und die getätigten Investments keinen Return bringen. Persönlich gehe ich nicht davon aus, dass wegen einer vorrübergehenden Preisschwäche ein Großteil der Projekte gestoppt wird. Dazu müsste der Preis noch etwas weiter sinken und dort für längere Zeit (2 Jahre) verharren.

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Preisschwäche sind bei Midstream Unternehmen Kaufgelegenheiten. Nicht zuletzt, weil sie auch enorme Dividendenrenditen bringen. Martin Midstream bringt aktuell über 8% Rendite. Insgesamt sind die Aktien des Sektors aber nichts für schwache Nerven. Im zurückliegenden Sell-off haben viele Aktien 20% verloren. Das war deutlich mehr als der Marktdurchschnitt. Kurzfristig sehe ich auch noch weiteres Abwärtspotential. Martin Midstream sehe ich unter 30 USD als interessant an.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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