Kommentar
12:30 Uhr, 04.08.2025

Peking dreht den Rohstoffhahn zu - Preise explodieren teilweise

Mit verschärften Exportkontrollen auf kritische Mineralien verschärft China den Druck auf westliche Rüstungshersteller. Die Folge: explodierende Preise, unterbrochene Lieferketten und zunehmende Unsicherheit bei strategisch zentralen Komponenten.

So hat sich der Preis für Samarium – ein hitzebeständiges Element für Magnete in Jet-Triebwerken – versechzigfacht. Auch andere Mineralien verzeichnen Aufschläge um den Faktor fünf. Ein US-Zulieferer für Drohnenmotoren musste bereits Liefertermine um bis zu zwei Monate verschieben – eine direkte Folge der chinesischen Restriktionen. So berichtet es heute das renommierte Wall Street Journal.

China sitzt derzeit noch am längeren Hebel

China kontrolliert rund 90 % der globalen Produktion seltener Erden und dominiert damit den Nachschub an Elementen wie Germanium, Gallium, Antimon oder Samarium – allesamt unverzichtbar für moderne Rüstungstechnologien wie Nachtsichtgeräte oder auch Satelliten. Seit Dezember gelten für bestimmte Metalle vollständige Exportverbote in die USA. Der verbleibende Handel unterliegt scharfen Auflagen – insbesondere bei militärisch sensiblen Verwendungen.

Die Auswirkungen sind spürbar. "Um Lieferfähigkeit sicherzustellen, muss sich der Materialfluss in der zweiten Jahreshälfte spürbar verbessern“, mahnte Bill Lynn, CEO von Leonardo DRS, der US-Tochter des italienischen Rüstungskonzerns Leonardo. Sein Unternehmen verfüge derzeit nur noch über sogenannte Sicherheitsbestände an Germanium – einem Schlüsselmaterial für Infrarotsensoren.

Auch der Antriebsspezialist ePropelled aus New Hampshire wurde zum Handeln gezwungen, nachdem chinesische Lieferanten detaillierte Informationen über Kunden, Anwendungen und Produkte verlangten – mit dem offensichtlichen Ziel, militärische Verwendungen auszuschließen. "Selbstverständlich geben wir der chinesischen Regierung keine Auskunft über unsere Kunden“, erklärte Vertriebschef Chris Thompson. Die Konsequenz: Die Lieferung chinesischer Magneten wurde gestoppt, so das Wall Street Journal.

Zwar suchen westliche Unternehmen nach alternativen Quellen – etwa in Japan, Taiwan oder bei US-Start-ups wie Vulcan Elements und USA Rare Earth –, doch kurzfristig sind die Kapazitäten begrenzt. Erste heimische Lieferungen erwartet ePropelled frühestens Ende des Jahres.

Das US-Verteidigungsministerium hat reagiert und greift nun direkt in die Rohstoffversorgung ein. Im Juli investierte das Pentagon 400 Mio. USD in den US-Konzern MP Materials (wir berichteten), Betreiber der größten Seltene-Erden-Mine Nordamerikas, und sicherte sich damit eine Beteiligung von bis zu 15 %. Doch der Aufbau eigener Lieferketten werde Jahre dauern.

Besonders verwundbar zeigen sich kleine und mittelgroße Drohnenhersteller, viele von ihnen Start-ups, denen es an strategischen Reserven und Beschaffungsnetzwerken mangelt. Laut der Datenplattform Govini hängen über 80.000 Komponenten in US-Waffensystemen von chinesischen Rohstofflieferanten ab – eine Abhängigkeit mit wachsendem Risiko.

Fest steht: Die westliche Verteidigungsindustrie steht vor einer großen Bewährungsprobe. Eine schnelle Lösung ist nicht in Sicht. Und Peking zeigt zunehmend selbstbewusst, wie wirkungsvoll sich Kontrolle über kritische Rohstoffe als geopolitisches Druckmittel einsetzen lässt.

Fazit: China hat mit seinen seltenen Erden ein wichtiges Druckmittel an der Hand. Die USA haben die Lieferung von KI-Chips wieder aufnehmen müssen und auch Trump verhandelt mit China weiter und verlängert immer wieder Fristen für neue Zölle. Der Gegenspieler von Trump hat offensichtlich starke Karten in der Hand, die er auch nicht zögert auszuspielen.

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