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14:01 Uhr, 27.08.2001

PC-Sektor: Ursachen des Deliriums

Das Wall Street Journal (WSJ) schreibt in der aktuellen Online-Ausgabe über den nach Meinung des Redakteurs Gary McWilliams größten Grund, warum es dem PC-Sektor derzeit so schlecht geht.

Er zieht als Beispiel eine Durchschnittsfamilie aus den USA heran: Die Familie benutzt mehrere PCs, die nicht neuer als 2 Jahre sind. Für die Zwecke eCommerce, im Internet surfen, eMail und für die Hausaufgaben der Kinder reicht das Gerät noch völlig aus, so ein Zitat des Familienvaters. Er beabsichtigt nicht, im nächsten Jahr oder gar in den nächsten zwei Jahren neue PCs anzuschaffen.

Der PC-Sektor, einst der leistungsstärkste Motor des Technologie-Booms, stottert. Die größten PC-Fabrikanten haben zur Anpassung an die schwache Nachfrage tausende Mitarbeiter entlassen und insgesamt $2.1 Mrd. an Abfindungs- und Reorganisationskosten verbucht. Selbst Dell Computer, das am schnellsten wachsende Unternehmen im Segment signalisierte, dass der Umsatz nicht den ursprünglich gemachten Prognosen entsprechen wird und dass man die Gewinnschätzungen der Analysten das erste Mal in der 17 Jahren alten Unternehmensgeschichte nicht erreichen könne.

Es gibt Anzeichen dafür, dass die Situation über einen zyklischen Abschwung hinaus reicht - die sogenannten "back to school" Umsätze, also der PC-Absatz an Weihnachten, wird voraussichtlich hinter den Erwartungen zurückbleiben.

Das jährliche Absatzwachstum von 15%, dass wir während der meisten Zeit in den 90ern erleben konnten, droht nie wieder zurückzukehren.

Die PC-Fabrikanten haben ihre Forschungsbudgets drastisch gekürzt und überlassen nun den Großteil der Erforschung neuer Innovationen den Marktführern Intel und Microsoft. Die Software- und Chip-Unternehmen haben größere Gewinnmargen als die PC-Fabrikanten, haben aber auch Probleme damit, neue Technologien zu entwickeln, die den Kunden dazu motivieren, neue Geräte und Produkte zu kaufen.

Das WSJ beschreibt, warum genau dieser Trend sich unaufhaltsam fortzusetzen scheint. Die Finanzzeitung schreibt über einen PC-Nutzer, der den Computer bevorzugt für seine Büroarbeiten benutzt. Seit Anfang der 90er hatte er alle zwei Jahre eine neue Version des Microsoft Software-Paktetes Office gekauft.

In der neuesten Version von Office, dem Office XP, gäge es nicht genügend nützliche Neuerungen, die den Nutzer zu einem Upgrade veranlassen würden.

Nachdem mehr als 500 Mio. PCs in zwei Dekaden verkauft wurden, hat sich der Sektor dem Delirium anderer "reifer" Industriezweige angeschlossen: Wie die Automobil- oder TV-Hersteller müssen nun auch die PC-Fabrikanten erkennen, dass die Computer für eine relativ lange Zeit nicht erneuert werden. Eine Erneuerung wird nur in Erwägung gezogen, sobal eine neue Innovation, wie das Abspielen von digitalen Audiodateien, dies erfordert.

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