Kommentar
10:01 Uhr, 18.12.2015

Pariser Klimagipfel: Das Ende von Big Oil?

Big Oil ist in diesen Tagen gar nicht mehr so groß, doch es geht noch schlimmer. Die Beschlüsse der Pariser Abschlusserklärung haben das Potential, Big Oil noch weiter zusammenzustutzen. Was bedeutet das für Anleger?

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Kursstand: 36,29 $/Barrel (Deutsche Bank Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Der Klimagipfel (COP21 – 21st Conference of Parties to the United Nations Framework Convention on Climate Change) in Paris hat Resultate gebracht. Das kam für viele überraschend, denn es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass sich Länder nicht auf Klimaziele einigen konnten. Frühere Beschlüsse wurden bestenfalls ignoriert, insbesondere, weil die Verbindlichkeit fehlte. Diesmal ist das anders. Die Beschlüsse sind bindend und werden regelmäßig überprüft.

Die zwei Eckpfeiler des 31-seitigen Abschlusspapiers sind eine Begrenzung des Temperaturanstiegs im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter auf 2° (im Idealfall sogar 1,5°) und die finanzielle Unterstützung von Entwicklungsländern. Diese finanzielle Unterstützung soll bei mindestens 100 Mrd. Dollar pro Jahr liegen und ab dem Jahr 2020 gültig sein. Bis dahin sollen die entwickelten Länder und reiche Schwellenländer festlegen wie viel sie jeweils zu den 100 Mrd. beitragen wollen.

Die Ziele zu erreichen wird nicht einfach werden. Es bedarf einer deutlichen Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen. Die Investitionen und finanziellen Hilfen für Entwicklungsländer können einen großen Beitrag leisten, wenn es darum geht, das Wachstum des Treibhausgasausstoßes zu vermindern. Vielen Ländern wird ermöglicht, gar nicht erst auf fossile Brennstoffe setzen zu müssen, wenn sie sich entwickeln. Der wachsende Energiebedarf wird nicht erst durch fossile Brennstoffe gedeckt und dann durch erneuerbare Energie ersetzt, sondern gleich aus Erneuerbaren gedeckt.

In den entwickelten Ländern sieht das anders aus. Hier muss bestehende Infrastruktur ersetzt werden. Das ist teuer und dürfte sehr lange dauern. Dennoch: wenn die Ziele eingehalten werden, dann bedeutet das für Kohle, Öl und Gas das Aus – früher oder später.

Grafik 1 zeigt den Energiemix der Welt nach Szenarien. Hätte es COP21 nicht gegeben, dann würde der Energieverbrauch bis 2035 einfach weiter steigen wie bisher. Der Öl-, Gas- und Kohleverbrauch würde im Vergleich zu heute deutlich zulegen. Der Ausbau der Erneuerbaren schreitet auch in diesem Fall voran, doch deutlich langsamer als in anderen Szenarien. Das NPS (New Policy Scenario) sieht eine Begrenzung des zusätzlichen CO2 Ausstoßes vor, entspricht aber nicht den Beschlüssen von Paris.

Das Szenario „450“ (steht für 450 ppm (parts per million) – entspricht der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre, um den Temperaturanstieg auf 2° zu begrenzen) ist das jetzt beschlossene Ziel. In diesem Fall muss der Verbrauch von Öl und Kohle deutlich zurückgehen und zwar schnell.

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Im Detail bedeutet das für die einzelnen Energieträger einen raschen Trendwechsel. Statt steigendem Verbrauch muss der Verbrauch von Kohle und Öl sinken. Grafik 2 zeigt, wie viele Tonnen Öläquivalent pro Jahr pro Energieträger eingespart werden müssen.

In den kommenden Jahren bis 2035 würde der jährliche Kohleverbrauch nicht um 1.500 Mtoe (Mio. Tonnen Öläquivalent) steigen, sondern muss um fast 1.500 Mtoe pro Jahr sinken. Bei Öl beträgt die Reduktion fast 500 Mtoe. Konkret entspricht dies einer Reduktion des jährlichen Kohleverbrauchs von einem Drittel. Bei Öl beträgt der Rückgang 12 %.

Geht man nun davon aus, dass diese Einsparungen gelingen, dann verschärft sich die aktuelle Lage auf dem Markt für fossile Energie. Kohle, Öl und Gas sind alles andere als knapp. Von allem gibt es derzeit zu viel. Die Überproduktion ist erheblich. Stellt man sich nun vor, dass der Verbrauch nur noch sehr langsam steigt und ab 2020 rückläufig sein sollte, dann kann man erahnen, was auf dem Öl- und Kohlemarkt langfristig los sein wird.

Der einzige fossile Brennstoff, der mehr verbraucht werden darf, ist Gas. Gas trägt wie Öl und Kohle auch zum CO2 Ausstoß bei, doch Gas ist im Vergleich weniger schädlich. Das Wachstum des Gasverbrauchs wird sich allerdings deutlich verlangsamen müssen. Für Gasproduzenten ist das ein großes Problem.

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Es geht letztlich nicht nur um geringeren Verbrauch. Es geht auch um die vorhandenen Reserven an fossilen Brennstoffen. Grafik 3 zeigt die vorhandenen Reserven in Gigatonnen CO2. Von vorhandenen Reserven von 2.500 Gigatonnen dürfen nur noch ein gutes Fünftel verbraucht werden. Die hohen Reserven an Öl, Gas und Kohle, die darauf warten von Ländern wie Saudi-Arabien, Venezuela, Russland oder Brasilien geborgen zu werden, dürfen niemals vollständig gefördert werden, wenn es die Welt wirklich ernst meint.

Die COP21 Beschlüsse sind unerwartet ernst, konkret und verbindlich. Das bedeutet noch immer nicht, dass sie auch so umgesetzt werden. Erst 2020 wird sich zeigen, ob entwickelte Länder tatsächlich 100 Mrd. USD pro Jahr aufbringen werden, um Entwicklungsländern den Ausbau regenerativer Energie zu ermöglichen. Es muss sich auch erst noch zeigen, ob die Energiewende in Ländern wie den USA gelingt. Vieles hängt hier von der zukünftig regierenden Partei ab. Republikaner tendieren dazu, die COP21 Beschlüsse zu ignorieren.

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COP21 ist ein Erfolg gewesen – wenigstens auf dem Papier. Ob alles umgesetzt wird wie beschlossen bleibt abzuwarten. Doch wenn man davon ausgeht, dass sich die Staaten an die Beschlüsse halten, dann wird die Zukunft für Big Oil sehr schwierig. Wachstum ist nicht mehr zu erwarten. Durch einen Überfluss an Reserven darf man auch nicht mit hohen Gewinnmargen rechnen. Wer wirklich langfristig orientiert ist, sollte sich als Investor darüber Gedanken machen.

Lars Gottwik

Partner & COO JFD Brokers

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www.jfdbrokers.com

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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