Kommentar
17:53 Uhr, 30.07.2000

Pacific Century Cyberworks

Analyse vom 8.2.00

Allgemeines zur Gründung des Unternehmens

Die Pacific Century Group wurde aus dem Verkaufserlös von Star TV gegründet.

Star TV war der erste Satelittensender für Gesamtchina, welcher heute in mehr als 50 Ländern operiert. Star TV wurde damals an Rupert Murdoch von NewsCorp.com verkauft. Zum Abschlußzeitpunkt des Verkaufs von Star TV war die neu gegründete Pacific Century Group $950 Mio. wert. Das ursprüngliche Investment, welches der jetzige CEO der Pacific Century Group, Richard Li, 1990 in Star TV investierte, betrug $125 Mio. In den drei Jahren, in denen Richard Lee Star TV leitete, wurden 53 Mio. Mitglieder an Land gezogen. Gelistete Unternehmen der Pacific Century Group sind:

Pacific Century Cyberworks (Reuters: 1186.HK; Bloomberg: 1186 ), Hongkong

Singapure Pacific Century Regional Developments Limited (Reuters: PCEN.SI; Bloomberg: PAC SP), Singapure

Pacific Century Insurance Limited (Reuters: 0065.HK; Bloomberg: 65), Hongkong

Zur Karriere von Richard Li

Richard Li hat sein Studium 1987 in Stanford in Computer-Wissenschaften abgelegt. Anschließend arbeitete er für Gordon Capital, einer Investment-Bank in Toronto. 1990 kehrte er nach Hongkong zurück um im Familienunternehmen mitzuarbeiten. Er erhielt von seinem Vater $125 Mio. und gründete Star TV. Nach dem Verkauf von Star TV gründete der damals 28 jährige die Pacific Century Group, welche sich hauptsächlich mit Versicherungs- und Immobiliengeschäften befasste. Richard Li ist Ratsmitglied der "Strategic and International Studies International Councillors Group" in Washington und Mitglied des "World Economic Forum". Li ist Mitglied von "of ITU's World Telecommunications Advisory Council" und ist im Beirat des "Center for International Development" der Harvard Universität. Ferner wurde er vom Time Magazine im Oktober 1998 als einer der 50 wichtigsten Menschen im Cyberspace gekürt.

Zu Pacific Century Cyberworks

Der im Mai 1999 neu gegründete Ableger der Pacific Century Group ist der Hightech-Kern der Gruppe. Am 3. Mai 1999 kauft die Pacific Century Group den Mantel von Tricom, insgesamt 4.8 Mrd. Aktien, und gründet Pacific Century Cyberworks. Pacific Century Cyberworks möchte zukünftig der führende Anbieter von Breitband-Content in Asien werden. Um dies zu erreichen, beteiligt sich PCCW an Firmen. So ist PCCW zum Teil vergleichbar mit einer CMGI oder einer Softbank. Besonders wenn man die beiden CEOs von Softbank und CMGI vergleicht, liegt dieser Vergleich nahe. So hat Richard Li (CEO PCCG) sowie Masayoshi Son (CEO Softbank) in den USA studiert, eine Firma gegründet (Li StarTV und Son gründete Unison). Beide verkauften ihre ersten Unternehmen wieder um neue Unternehmen zu gründen (eben PCCW und Softbank). Beide haben große Partner: Li Intel, CMGI, CISCO und Daimler Chrysler, Son CISCO und Yahoo.

Die Bestandteile von Pacific Century Cyberworks:

Die oben angesprochene Pacific Convergence, welche zu 13 % Intel gehört, möchte der größte Breitbandanbieter in Asien werden. Durch die Einführung von Satelliten- und Breitbandnetzen entsteht ein Zielmarkt von 110 Mio. Menschen, welche Access zu den Services haben. Pacific Convergence arbeitet mit lokalen Anbietern zusammen, um TV und Internet über das Portal "NOW" zusammenzuführen.

Cyberworks Ventures investiert und bildet Partnerschaften mit internationalen IT und Internet-Unternehmen.

Der dritte Ableger der Pacific Century Cyberworks ist das am 2.März 1999 bekanntgegebene CyberPort-Projekt. Dieses Projekt macht Pacific Century Cyberworks zum Partner der Regierung Chinas. Im Grunde entsteht hier im Süden Hongkongs ein 26 Hektar großes Silicon Valley. Das Land wird von der Regierung zur Verfügung gestellt. Hier hofft man, dass sich moderne Technolgieunternehmen ansiedeln. Die Vorteile für Firmen werden niedrige Mieten, moderne Einrichtungen und die attraktive Lage des Cyberport sein. Auch wird CyberPort als Trainingscenter gesehen, wo Berufsanfänger Erfahrungen sammeln können. Die Pacific Century Group wird dieses Projekt entwickeln, verwalten und finanzieren. Das $1.6 Mrd. teure Projekt soll durch Aktienverkäufe an institutionelle Anleger finanziert werden. Im Gegenzug erhält die Pacific Century Group fast ein Drittel der Besitztümer, welche sie später gewinnbringend verkaufen kann. Das Projekt startete im September 1999 und wird voraussichtlich 2007 fertiggestellt werden.

Strategische Beteiligungen

Pacific Convergence

SoftNet Systems/ISP Channel 23 % (13.10.99) Die im SiliconValley der USA quartierte SoftNet Systems ist einer der drei größten Breitband-Provider in den USA.

Cyberworks Venture

CMGI 3.4 % (23.9.99) Die 1986 gegründete CMGI ist ein Beteiligungsunternehmen. Es hat in seinem Portfolio rund 50 Unternehmen, darunter bekannte Namen wie Lycos und Altavista.

Action Ace.com 10 % Die in Richmond, Kalifornien gelegene ActionAce generiert seine Gewinne durch eine Plattform für den vertikalen e-commerce-Markt. Die Site ActionAce.Com ist eine der größten e-tailer-Seiten für amerikanische und japanische Unterhaltungsmedien wie Videospiele oder Comics.

Biz Travel 3 %

Cash On-Line, inc. 5 %, weitere 5 % optional (15.10.99) Cash On-Line ist eine Tochtergesellschaft der Celestial Asia Securities Holding. Das Unternehmen bietet zwei Produkte an, In-Trade und SmartTrade. Cash bietet in Hongkong online-banking und Finanzservices an.

Clarent Corp 3 %

Creditland 5 % Creditland ist eine in den USA beheimatete Online-Finanzseite, bei der Kunden online Darlehen aufnehmen oder Finanzierungsprogramme eröffnen können.

Ilink.net 80 % Das Hauptquartier liegt in Hong Kong. Ilink ist ein Anbieter von Servern (WebHosting) und ist der Verwalter der Netzwerke von Pacific Century Cyberworks.

Intelligenisis 6 % Intelligenisis ist ein Hersteller von Produkten im Bereich der künstlichen Intelligenz. Das Hauptprodukt des Unternehmens ist WebMind, welches aufgrund von Datensammlungen Vorhersagungen für die Zukunft machen soll.

MediaRing 6 % Der im Jahre 1993 gegründete MediaRing ist ein in Singapur stationiertes Unternehmen, welches Voice-Funktionen über das Internet anbietet. Die Haupt-Software des Unternehmens, Media Ring Talk, wird aktuell in mehr als 140 Ländern mit führender Hardware als Paket ausgeliefert.

Outblaze 20 % (17.8.99) Outblaze bietet Community-Content für WebSites an. Der Clue an dem Businessmodel ist, dass Outblaze diese Content-Lösungen nicht an seine Kunden verkauft, sondern sich die erwirtschafteten Umsätze mit den Kunden teilt.

SilkRoute 25 %, weitere 5 % optional (11.10.99) SilkRoute ist eine Beteiligungsgesellschaft, welche aufstrebende e-commerce-Unternehmen finanziell und organisatorisch unterstützt.

StarEast Information Technology 20 %, weitere 5-10 % optional (27.9.99) StarEast ist eine von 71 asiatischen Stars gehaltene Entertainment-Site.

City Telecom 8 % (5.11.99) Die City Telecom ist ein führender Anbieter von Fax, Voice-Funktionen und Internet. Mit rund 300.000 Internet-Kunden ist die City Telecom der zweitgrößte ISP in China.

Sina.Com 1,4 % Sina.com betreibt ein Portal für die Zielmärkte China, Hong Kong, Taiwan und die USA.

CMGI Asia

Zusammen mit CMGI gründet am 25. Januar 2000 die Pacific Century Cyberworks CMGI Asia. Die Besitzanteile werden 50 zu 50 aufgeteilt. Finanziert wird dieses Unternehmen durch die Plazierung von 188 Mio. PCCW-Aktien bei insitutionellen Anlegern. Unter CMGI Asia möchte CMGI seine 18 Beteiligungen im asiatischen Raum zusammenfassen. AltaVista, Engage Technologies, iCAST und 1ClickCharge werden die ersten Unternehmen sein, die CMGI Asia in Asien etablieren möchte. Weitere Unternehmen, welche CMGI hält, werden zukünftig auch die Möglichkeit haben, mit Hilfe von CMGI Asia in den asiatischen Raum einzudringen.

Andere Firmen, welche an Pacific Century Cyberworks beteiligt sind

Pacific Century Cyberworks

CMGI 5,5 %

Intel 8,2 %

Pacific Convergence

Intel 13,18 %

Zusammenfassung:

Positive Aspekte

PCCW's Markt: 110 Mio. Haushalte, welche an die Breitband-Kabel von PCCW angeschlossen sind, eröffnen PCCW einen breiten Markt. Auch wenn die Einkommen geringer sind, als zum Beispiel in den USA oder Europa, eröffnet sich für PCCW ein großer Markt.

Das Management von PCCW: Richard Li, der Gründer von StarTV, Alex Arena, der früherer Regulator des Telekommunikations-Marktes in Asien, Hubert Ng, der fühere CEO von SmarTone und Michael Johnson, welcher Gründer des AsiaNets ist. Alle Mitglieder des Managements verfügen über eine große Erfahrung im Bereich Medien, Telekommunikation und Internet.

Beteiligungen von PCCW: PCCW hat Beteiligungen in SoftNet, Intel, CMGI und Silkroute. Neben diesen Beteiligungen wurden weitere Kooperationen zu Content-Anbietern in Asien geschlossen (siehe Strategieentschlüsselung oben).

Beziehungen von PCCW: Durch die Mitarbeiter (siehe Pkt. 2) hat PCCW entscheidende Beziehungen zu anderen Firmen und zur Regierung von China, welches ein entscheidender Punkt sein dürfte. Dies wird für die weiteren Entwicklung von PCCW entscheidend sein, da es in China immer wieder Einschränkungen durch Regulatorien gibt.

Negative Aspekte

Das Unternehmen Pacific Century Cyberworks ist jung. So sind die in den letzten Jahren entwickelten Pläne über den Breitband- und Satellitenzugang des Internet noch nicht gestartet. Es ist extrem wichtig, dass Pacific Century Cyberworks seine gesteckten Ziele erreicht, um so das Vertrauen seiner Investoren nicht zu verspielen.

In den USA hat man gesehen, dass der Zugang zum Internet per Set-Top-Boxen bisher kein Erfolg war. Doch das lag unter anderem auch daran, dass die Infrastrukturgegebenheiten in den USA anderer Art sind, als es in Asien der Fall ist. In Asien haben 110 Mio. Haushalte Access zu den Breitband-Netzen. Auch ist die Zahl der installierten Fernsehgeräte höher als die Zahl der PCs, wodurch der Zugang über Set-Top Boxen attraktiver ist. Außerdem fallen keine großen zusätzlichen Hardware-Ausgaben (z.B. für Computer) an, was der niedrigeren Einkommensstruktur in Asien entgegenkommen dürfte. Folglich muß sich noch zeigen, ob die Verbreitung des Internetzugangs über Set-Top Boxen zügig ausbauen läßt.

Der Content: Pacific Century Cyberworks wird Content für Breitband-Netze entwickeln müssen. Die Entwicklungskosten für den Content werden teurer sein, als das bei herkömmlichen Access-Möglichkeiten über Kupferkabel der Fall ist.

Die Kabelnetz-Betreiber sind für die "letzte Meile" zum Kunden zuständig. Pacific Century Cyberworks ist abhängig von diesen Providern.

Die Konkurrenz wird in Asien zunehmen. Zumindest hat Pacific Century Cyberworks hier den "first mover advantage", welcher sich bei kluger Umsetzung als Vorteil entpuppen kann und auch der zunehmenden Konkurrenz widerstehen kann.

Die politische Lage in Asien könnte einen Strich durch die Pläne von Pacific Century Cyberworks machen. Erst kürzlich wurden wieder Begrenzungen seitens der Regierung im Internet gemacht. So müssen alle Unternehmen der Regierung die Seriennummern von Software überliefern. Die Regierung möchte es sich über diesen Weg erleichtern, empfindliche Daten, welche über das Internet verbreitet werden könnten, zu entdecken.

Extreme Kosten werden weitere Kapitalerhöhungen z.B. in Form von Aktienplazierungen nötig machen. So wird es nötig sein, dass Pacific Century einen Netzwerkcenter aufbauen muß, um den Traffic und die verschiedenen Server zu verwalten. Auch wird Pacific Century Cyberworks Entwicklungsstätten für die Content-Entwicklung errichten müssen. U.a. deshalb wird besonders, wie im Punkt III. angesprochen, der Breitband-Content teuer und aufwendig in der Entwicklung sein.

Zukünftige Plandaten

Cyberworks Ventures

CV verspricht sich mindestens je 5 IPOs aus den Beteiligungen während dem Jahr. CV hat $100-150 Mio. zur Verfügung, um das geplante globale Portal zu entwickeln.

Cyber-Port

Im Jahr 2000 wird begonnen, die Infrastruktur aufzubauen. Die Phase I wird 2001 erreicht: 23.000 m² Büro- und 10.000 m² Wohnfläche werden fertiggestellt. 2002 sollen 29.000 m² Bürofläche, 29.000 m² Einkaufsfläche, 4.500 m² Fläche für Dienstleistungen und 18.000 m² Wohnfläche hinzukommen. 2004 werden weitere 40.000 m² Bürofläche und Hotels auf einer Fläche von 7.500 m² hinzukommen. In der Phase 4 im Jahr 2005 werden weitere 168.000 m² Wohnfläche fertiggestellt werden. 2007 schließlich, wird der Abschluss des Cyber-Port-Projekts mit der Fertigstellung von weiteren 208.000 m² Wohnfläche erreicht.

Pacific Century Convergence

Der Start des globalen Portals und des Pacific-TV wird in der ersten Hälfte 2000 sein. Der Start des Service und des Breitband-Content-Service ist für die 2. Hälfte 2000 vorhergesehen. In der ersten Hälfte 2001 soll der Satelitten-Access, downstream/upstream, verfügbar sein.

Finanzdaten

Für das Jahr 2000 werden ca. 30 Mio. Dollar Umsatz erwartet. Bereits für das Jahr 2001 kann man einen 6,5 fach höheren Umsatz erwarten. Für das Jahr 2002 könnten sich die Umsätze dann noch einmal vervierfachen. Im 5-Jahreszeitraum von Ende 1999 bis Ende 2004 sollen die Nutzerzahlen in Asien (Japan ausgeklammert) von 21.8 Mio. auf 95.2 Mio. anwachsen. Der online generierte Umsatz soll im gleichen Zeitraum von US$2.2 Mrd. auf insgesamt US$87.5 Mrd. anwachsen (Quelle: IDC).

Einschätzung:

Pacific Century Cyberworks (PCCW) ist bereits jetzt sehr gut positioniert im sich erst entwickelnden Internet - und Medienmarkt Asiens. Grob geschätzt könnte man Asien einen Rückstand von ca. 4-5 Jahren gegenüber den USA zugestehen. Im selben Entwicklungsstadium, einem sehr frühen, befindet sich PCCW. Hong Kong dürfte das zukünftige Gateway für den Eintritt westlicher Unternehmen zum Riesenmarkt China werden. Durch Partnerschaften mit führenden Unternehmen, wie Intel und CMGI (und das gemeinsame Joint Venture) wird PCCW eine Schlüsselrolle in den Zukunftsbereichen von Internetzugang über Breitband bis zu Contentverteilung besetzen. Natürlich bestehen wie bei jedem Unternehmen in diesem Entwicklungsstadium Risiken, wie beispielsweise hoher Kapitalbedarf und die bereits erwähnten negativen Aspekte. Einige dieser negativen Aspekte können jedoch bei geschicktem Management zu Vorteilen mutieren. Trotz einer bereits beachtlichen Marktkapitalisierung und bei allgemeiner Unsicherheit vorhandenem Korrekturpotential überwiegen unserer Meinung nach langfristig die Chancen. PCCW sollte als langfristiges Basisinvestment für den asiatischen Markt ins Depot aufgenommen werden.

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