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09:42 Uhr, 02.02.2022

Overnight Impressionen: Inflation in der Eurozone dürfte vorerst nahe 5% bleiben

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Verschiedenen Vertretern der US Notenbank ist es gelungen, mit ihren Äußerungen die Leitzinsanhebungserwartungen der Marktteilnehmer zu stabilisieren. In Kombination mit Unternehmensberichten, die von den Anlegern teils mit großem Zuspruch aufgenommen wurden, finden wir heute früh ein insgesamt sehr freundliches Marktumfeld vor. Das kritische Ereignis des heutigen Tages ist die Veröffentlichung der Verbraucherpreisdaten für die Eurozone, nur einen Tag vor der Ratssitzung der Europäischen Zentralbank. Die Mitgliedsländer der OPEC+ dürften heute entscheiden, an ihrem Plan zu einer schrittweisen Ausweitung der Förderquoten festzuhalten. Allerdings haben die vergangenen Monate gezeigt, dass die tatsächliche Fördermenge deutlich hinter den Plänen der OPEC+ zurückblieb.

Im Nachgang zur FOMC-Sitzung in der vergangenen Woche preisten die Anleger einen deutlich steileren Zinsanhebungspfad der Fed ein als noch zuvor. Teilweise wurde vermutet, die US Notenbank könnte ihren Leitzins bei jedem der noch anstehenden sieben FOMC-Treffen in diesem Jahr anheben, auch ein Schritt um 50 Bp gleich zu Beginn des Straffungszyklus im März gilt im Markt als Option. Einer Reihe von Fed-Vertretern ist es in den vergangenen Tagen gelungen, die Erwartungen der Marktteilnehmer einzufangen. Keiner der bislang in dieser Woche öffentlich auftretenden sechs Fed-Vertreter sprach sich in Richtung einer solchen Entscheidung aus. Mehrheitlich wurde auf die weiterhin hohen Unsicherheiten verwiesen und betont, der weitere Inflationsverlauf sei entscheidend für Geschwindigkeit und Ausmaß der Zinsanhebungen.

Im Geldmarkt sind nun relativ stabil knapp 125 Bp an Zinsanhebungen in diesem Jahr eingepreist. In der Folge haben auch die Renditeschwankungen im US Treasurymarkt spürbar nachgelassen. Fast 11 Millionen offene Stellen ausweislich des gestern veröffentlichten JOLTS-Reports zeugen von einer weiterhin sehr robusten Arbeitsmarktentwicklung. Allerdings gibt es von verschiedenen Seiten Warnungen, der Beschäftigungsbericht am kommenden Freitag könnte vergleichsweise schwach ausfallen. Die Datenerhebung im Januar erfolgte offenbar genau zum Höhepunkt der Omikron-Welle. Etliche Fed-Vertreter wiesen auf die Möglichkeit verzerrter Arbeitsmarktdaten hin, und selbst aus dem Weißen Haus kamen entsprechende Hinweise. Heute wird der ADP-Bericht über die Schaffung neuer Stellen in der Privatwirtschaft veröffentlicht.

Auch in der Eurozone entwickelt sich der Arbeitsmarkt trotz der Ausbreitung der Omikron-Variante robust. In Deutschland ging die Arbeitslosenquote im Dezember um ein Zehntel auf 5,1 % zurück, für die Eurozone insgesamt wurde mit 7,0 % der niedrigste Wert seit Erstellung dieser Datenreihe im Jahr 1998 ausgewiesen. Diese Zahlen, zusammen mit anhaltendem Preisdruck auf Unternehmensebene ausweislich der finalen PMI-Umfragen, waren wohl ursächlich für den weiteren Anstieg der Bundrenditen. Erstmals seit dem Jahr 2015 notiert die 2J Bundrendite oberhalb des Einlagesatzes der EZB, und die 10J Bundrendite schloss auf einem neuen Jahreshoch knapp unter 0,04 %.

Entscheidend für den kurzfristigen Renditeausblick werden die heutigen Inflationszahlen für die Eurozone und vor allem die Äußerungen von Notenbankpräsidentin Christine Lagarde im Anschluss an die morgige Ratssitzung der EZB sein. Der Preisauftrieb dürfte im Januar mit 4,8 % ggü. Vj. etwas geringer ausfallen als im Dezember (5,0 % yoy). Allerdings wird der Rückgang der Inflationsrate damit geringer ausfallen als noch vor wenigen Wochen vermutet. Insbesondere eine in Italien angekündigte Anhebung der Preise für Elektrizität und Gas von rund 50 % im ersten Quartal dürfte eine deutlichere Abschwächung des Preisdrucks verhindert haben.

Im Tagesverlauf werden die OPEC+ Staaten über eine Fortsetzung ihres Plans zu einer schrittweisen Ausweitung der Fördermengen um 400.000 Barell pro Monat beraten. Es zeigt sich jedoch, dass einige Förderstaaten es zuletzt nicht schafften, ihre Förderquoten zu erfüllen. Das tatsächliche Rohölangebot blieb damit deutlich hinter den Plänen zurück. Der Rohölpreis (Brent) war zwischen Anfang Dezember und Ende Januar von 70 USD/bbl auf 90 USD/bbl angestiegen – auch dies ein Faktor für den anhaltend hohen Inflationsdruck weltweit. Ein außergewöhnliches Beispiel ist die Türkei, wo morgen früh ein Anstieg der Verbraucherpreise im Jahresvergleich um fast 50 Prozent veröffentlicht werden dürfte…

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