Ostwärts ho ?!
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In 2003 gehörten die osteuropäischen Staaten zu den Performanceführern. Auch die Wachstumsraten des Bruttoinlandsproduktes ließen sich sehen.
Polen, Ungarn und Tschechien z.B. legten 2003 mit Wachstumsraten zwischen 2,9% (Tschechien) und 3,7% (Polen) deutlich kräftiger zu als die EU der 15 mit 0,8% oder der Durchschnitt der Industriestaaten (2,1%), ganz zu schweigen von der Bundesrepublik (-0,1%). Und jetzt? Bleiben die neuen EU-Mitgliedsstaaten auch über den am 1. Mai erfolgten Beitritt hinaus interessant? Aus der Vogelperspektive der Volkswirtschaften zumindest bleiben die Aussichten gut. Die starken Anstiege der Industrieproduktion zeigen weiterhin eine Wachstumsdynamik in 2004 an. Nach Schätzungen der Dresdner Bank Volkswirte sind im laufenden Jahr Zuwächse zwischen 3,4% (Ungarn) und 5,0% (Polen) nicht unplausibel und für 2005 liegen die Prognosen um 4%. Wenn der EU-Beitritt auch an den Kapitalmärkten weitestgehend unbemerkt blieb, so spricht doch einiges dafür, dass die Wachstumsaussichten mittelfristig von der Einbindung in den Binnenmarkt gestärkt werden. U.a. drei Faktoren sprechen dafür:
- Der inländische Konsum: Mit einem zu erwartenden Aufschließen der Löhne in Richtung der alten EU steigt die Kaufkraft, was die private Nachfrage stärkt.
- Die Exporte: Auf Grund bestehender Lohndifferenzen bleibt Outsourcing in die neuen Mitgliedsstaaten attraktiv. Der Binnenmarkt dürfte zusätzlich zu einer Ausweitung des Handels führen, wobei die Verflochtenheit schon jetzt sehr hoch ist. Während der letzten zehn Jahre wuchs der Außenhandel der mittel-/osteuropäischen Staaten um mehr als das Dreifache. Zum Vergleich: Der Welthandel verdoppelte sich im Betrachtungszeitraum nur knapp. Dazu kommt: Die beigetretenen Staaten sind als Tor zu Südosteuropa zusätzlich attraktiv. - Ausländische Direktinvestitionen: Steigende Kaufkraft bei geöffneten Märkten und niedrigeren Löhnen sollten die Zuströme ausländischen Kapitals auch weiterhin auf einem hohen Niveau halten.
Erst EU, dann EWU?
Und steht nicht sogar der Beitritt zur Europäischen Währungsunion vor der Tür? Gemäß den Verträgen von Maastricht sind die EU-Staaten gleichzeitig Kandidaten für die Einheitswährung. Ihr Beitritt ist an die Erfüllung der Konvergenzkriterien gekoppelt. Während sich im Falle Tschechiens, Ungarns und Polens die Inflationsraten deutlich dem Durchschnitt des Einheitswährungsraumes angenähert haben und sich die Staatsschulden in Relation zum Bruttoinlandsprodukt unter der Hürde von 60% bewegen, stellen die laufenden Haushaltsdefizite sicher die größte Hürde dar. Die Dreiprozentmarke wird von den betrachteten Ländern deutlich verfehlt. So betrugen die Budgetdefizite Polens und Tschechiens im Jahr 2003 6,5% des BIPs. In Ungarn belief es sich auf 5,8%. Eine Konsolidierung dürfte auf politische Schwierigkeiten stoßen. In Anbetracht des erklärten Willens zu einem Beitritt, erscheint das Ende dieser Dekade für eine EWU-Erweiterung jedoch nicht als unrealistisch. Das brächte auch mehr als genügend Zeit mit sich, um das EWS-Kriterium zu erfüllen, das eine mindestens zweijährige Mitgliedschaft der Aspirantenwährungen, bei einer hohen Stabiltät der Wechselkurse, vorsieht.
Ostwärts ho?!
Die Zugehörigkeit zum gemeinsamen Binnenmarkt sowie der in Aussicht gestellte Beitritt zur EWU, der schon jetzt zum Teil die Zinsen am Geldmarkt auf niedrigem Niveau hält, dürften sich
somit auch auf Dauer positiv auf die Volkswirtschaften der neuen Mitglieder auswirken. Die zusätzlichen Wachstumsimpulse sollten sich in den Unternehmensgewinnen niederschlagen. Risiken und Nebenwirkungen, die sich mit dem Blick des Investors nach Osteuropa ergeben, sollen nicht verschwiegen werden:
- Das Wachstum der mittelosteuropäischen Länder bleibt mit der alten EU verknüpft. Bleibt dort das Wachstum hinter den, ohnehin moderaten, Erwartungen zurück, wird sich dies mittels der Exporte übertragen. Polen setzt ca. 70% seiner Exporte in die EU-15 ab. Sie machen über 10% des BIPs aus. Bei Tschechien und Ungarn sind die Exportanteile in die EU ähnlich hoch, wobei die Anteile am BIP deutlich stärker ausfallen: etwa 45% bei Tschechien und über 40% im Falle Ungarns.
- Die Outperformance der letzten Jahre ließ den Bewertungsabschlag, der für Emerging Markets üblich ist, abschmelzen. Die Bewertungen können, in Anbetracht der höheren Wachstumsaussichten aber immer noch als attraktiv bezeichnet werden.
Quelle: dit
Der dit (Deutscher Investment Trust) verfügt über mehr als 45 Jahre Fondsmanagement-Erfahrung in Deutschland und ist Teil einer der größten Vermögensverwalter der Welt - der Allianz Dresdner Asset Management. Die Gesellschaft verwaltet derzeit in über 700 Wertpapier- und Geldmarktfonds ein Anlagevolumen von über 125 Mrd. Euro.
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