Osteuropäische Währungen in der Krise
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Seit der zweiten Märzwoche gerieten die osteuropäischen Währungen unter erheblichen Abwertungsdruck. Nach Einschätzung von Invesco trugen das Ausmaß und vor allem die Geschwindigkeit der Abwertung Züge einer kleinen Krise.
Was war passiert? In Polen seien die Parlamentswahlen vorgezogen worden, der ungarische Forint habe sich gefährlich nahe dem unteren Rand des Wechselkursbandes genähert, und die slowakische Notenbank habe versuchte, mit Interventionen die Aufwertungsgeschwindigkeit ihrer Währung zu bremsen, so die Experten in einem aktuellen Marktkommentar. Aber all diese Faktoren seien bereits seit einiger Zeit bekannt gewesen und hätten die stetige Aufwertung der vier Währungen kaum gebremst, geschweige denn umgekehrt.
Die Ursache sei dieses Mal vielmehr von ganz anderer Seite gekommen: "Die US-Notenbank deutete an, dass sie die Leitzinsen schneller als erwartet erhöhen werde". Nun seien zumindest der polnische Zloty und der ungarische Forint für spekulative Investoren vor allem wegen ihrer großen Zinsdifferenz zu den großen Währungen Dollar und Euro attraktiv. Schneller steigende US-Zinsen reduzierten diesen Vorteil rascher als erwartet. Damit nehme die Attraktivität der Hochzinswährungen ab, und spekulative Anleger schließen ihre Positionen in diesen Währungen.
Dass dabei auch Währungen mit niedrigen Zinsen - nämlich die tschechische und die slowakische Krone - in Mitleidenschaft gezogen wurden, mag ungerecht erscheinen, sei aber aus Währungskrisen in Asien und Lateinamerika ein bekanntes Phänomen: "Die spekulativen Investoren scheren eine ganze Region über einen Kamm und verabschieden sich aus ihr komplett".
Nach Ansicht von Invesco seien die osteuropäische Währungen aber nach wie vor attraktiv. Die höheren Zinsen, die man mit einigen dieser Währungen erzielt, seien zwar nicht geschenkt - mit ihnen werde das höhere Risiko gerade solcher Krisen bezahlt - letztendlich entscheide aber die mittel- bis langfristige Sicht, ob sich Investitionen in osteuropäischen Währungen auszahlen. Und hier spreche weiterhin alles für die Osteuropäer: "Sie streben einen möglichst raschen Beitritt zum Europäischen Wechselkursmechanismus (ERM II) und zur Europäischen Währungsunion (EWU) an. Bis dahin müssen sie aber - um dauerhafte ökonomische Ungleichgewichte zu vermeiden - ihre Währungen real aufwerten", so Invesco.
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