Kommentar
12:24 Uhr, 27.01.2011

Orangensaft: Performance Pur

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In den vergangenen zwei Jahren stieg der Preis für gefrorenes Orangensaftkonzentrat um 166% von 64 auf 173 Cents pro amerikanisches Pfund an. Obwohl Orangensaft in den Medien fast keine Beachtung erhält, ist der Saft aus der Zitrusfrucht einer der heißesten Tipps für Rohstoffanleger. Denn immerhin kommen 42% aller Orangen aus dem Süden der USA, wo im Sommer und Herbst Hurrikans die Orangenhaine bedrohen. Das war noch nicht immer so. Früher standen die meisten Orangenbäume noch weiter im Norden Floridas und waren von den Hurrikans im Süden relativ gut geschützt. Wegen der Gebirgsketten, die vertikal zur amerikanischen Landmasse verlaufen, kann es immer wieder, trotz tropischer Temperaturen in Florida, zu plötzlichen Frosteinbrüchen kommen. Man hatte deshalb die Plantagen mehr und mehr in die südlichen Gebiete Floridas verlegt, ohne an Hurrikans zu denken. Die Orangenpreise stiegen in den letzten Jahren immer wieder steil an, wenn sich Hurrikans über der Karibik zusammenbrauten. Die Frostgefahr ist trotzdem nicht gebannt. Der kalte Winter im Dezember setzte der heranwachsenden Ernte in Florida zu. Gleich zum Anfang des neuen Jahres senkte das Agrarministerium seine Ernteprognosen. Weitere Senkungen sind nicht auszuschließen. Da Orangen mehrjährige Pflanzen sind, kann die Produktion nicht beliebig von einem auf das andere Jahr ausgeweitet werden. Wird eine Plantage von Hurrikans oder Frost zerstört, so dauert es 3-7 Jahre, bis die neu gepflanzten Bäume verwertbare Früchte tragen. Orangenbäume werfen ihre Blätter im Winter nicht ab und sind damit dem kalten Wetter schutzlos ausgesetzt. Des einen Leid ist des anderen Freud! Brasilien rückte in den vergangenen Jahrzehnten vom unbedeutenden Grenzanbieter zum Weltmarktführer für Orangen auf. Seit den 80er Jahren konnte das Land am Zuckerhut seine Produktion mehr als verdoppeln. Mexiko und Costa Rica dürfen ihren gefrorenen Orangensaft seit Juli 2009 auch den Käufern an der Börse in New York andienen. Die Warenterminbörse ICE ist der weltweit exklusive Handelsplatz für gefrorenes Orangensaftkonzentrat. Die dort gehandelten Kontrakte dienen den Herstellern als Benchmark und ermöglichen ihnen, ihr Preisrisiko gegen die volatilen Kursschwankungen abzusichern. In den vergangenen Jahren wuchs das Volumen stetig an, und auch Spekulanten, die keine physische Ware besitzen, versuchen, von den Schwankungen zu profitieren. Gefrorenes Orangensaftkonzentrat fristet zu Unrecht ein Schattendasein unter den Rohstoffen. Ein Blick auf die handelbaren Zertifikate könnte sich für Anleger lohnen. Denn die Preise könnten in diesem Jahr angesichts der schlechten Ernteaussichten wieder das Niveau des Jahres 2007 bei über 200 Cents ansteuern.

Autor: Jochen Stanzl - Chefredakteur Finanznachrichten BoerseGo.de

BoerseGo.de ist ein Service der BörseGo AG: http://www.boerse-go.ag

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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