Kommentar
08:14 Uhr, 11.09.2008

OPEC kürzt tatsächliche Produktion - nicht offizielle Quote

1. Die heute veröffentlichen Lagerdaten aus den USA für die Woche bis einschließlich 5. September stehen massiv unter dem Einfluss von Hurrikan Gustav. Die Rohölvorräte schrumpften mit 5,8 Mio. Barrels noch stärker als erwartet (Bloomberg-Median: -3,5 Mio. Barrels). Ähnlich sieht es bei den Benzinlagern aus, die um 6,5 Mio. Barrels zurückgingen (Bloomberg-Median: -4,5 Mio. Barrels). Einzig die Heizölund Dieselvorräte blieben mit -1,3 Mio. Barrels relativ stabil (Bloomberg-Median: -2,1 Mio. Barrels). Einen massiven Einbruch gab es aufgrund von Evakuierungsmaßnahmen bei der Auslastung der USRaffineriekapazitäten. Diese sank um 10,4 Prozentpunkte auf 78,3 %. In 2005 erreichte die Auslastung ihren Tiefpunkt im Zuge von Hurrikan Katrina bei knapp 70 %. Davon sind wir nicht weit entfernt. Allerdings kann die Auslastung diesmal aufgrund der bislang nur geringen Beschädigung der Ölanlagen auch schnell wieder steigen. In der nächsten Woche wird dies jedoch noch nicht der Fall sein, weil Hurrikan Ike zurzeit verhindert, dass die Ölanlagen im Golf von Mexiko wieder ihre Arbeit aufnehmen.

2. Der Ölpreis setzte in den vergangenen Tagen seinen Sinkflug fort. Der Ölmarkt schenkte Hurrikan Ike keine Aufmerksamkeit, obwohl dieser dafür sorgte, dass die Evakuierung der Ölförderanlagen im Golf von Mexiko und die damit verbundenen Produktionsausfälle ein paar Tage länger anhielten. Auch der Beschluss der OPEC am heutigen Mittwoch ließ den Ölmarkt kalt. Die OPEC-Ölminister haben bei ihrem 149. Treffen in Wien zwar wie erwartet die offizielle OPEC-Förderquote unverändert gelassen. Zugleich einigten sie sich aber auf eine striktere Einhaltung dieser Quote und somit auf eine Kürzung der tatsächlichen Rohölförderung in der Größenordnung von 520.000 Barrels pro Tag. Sie begründeten diesen Beschluss mit einer Überversorgung an den Märkten. Dass die offizielle OPEC-Quote ab jetzt anstatt 29,67 Mio. Barrels pro Tag 28,8 Mio. Barrels pro Tag beträgt, hängt mit dem Aussetzen der Mitgliedschaft Indonesiens zusammen (entspricht einem Minus von 0,865 Mio. Barrels). Aus den Äußerungen der OPEC ließ sich zudem ableiten, dass eine Kürzung der offiziellen Quote beim nächsten Treffen am 17. Dezember beschlossen werden könnte, sollte der Ölpreis bis dahin nachhaltig unter die 100 US-Dollar-Marke fallen.

3. Die Ölspekulanten an der Warenterminbörse in New York reduzierten in der Woche bis einschließlich 2. September trotz der Hurrikangefahren im Golf von Mexiko ihre Netto-Long-Positionen am Ölmarkt. Im gleichen Zeitraum ging der Ölpreis für die Sorte WTI geringfügig – auf einen Wochendurchschnitt von 115 US-Dollar – zurück.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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