Kommentar
12:11 Uhr, 01.08.2008

Olympiade der Börsen

Im August schaut die Sportwelt gebannt auf China. Die Anleger fragen sich: Werden nur die Olympia-Zuschauer auf den Rängen Beifall klatschen oder auch die Akteure an den Kapitalmärkten? Finden die weltweiten Märkte zu ihrer Stärke zurück oder lauern beim konjunkturellen Ritt über den olympischen Parcours weitere Stolperfallen?

Die erste Hürde konnte genommen werden: Die laufende Berichtssaison in den USA und Deutschland verlief bis dato deutlich besser als erwartet. So konnten 71 % der US-Konzerne die Erwartungen übertreffen, während die Analysten gleichzeitig ihre Gewinnprognosen für 2008 zurücknahmen. Diese Diskrepanz zwischen Gewinnrevisionen und tatsächlich ausgewiesenen Gewinnen der Unternehmen spiegelt sich bisher allerdings kaum im Aktienmarkt wider. Das könnte somit Spielraum für weitere positive Überraschungen eröffnen.

Ebenso konnten wichtige technische Hürden, wie die 6000er-Marke beim DAX, gehalten werden. Nicht zuletzt auch, weil die globalen Märkte sich in einem überverkauften Terrain befanden (gemessen am Relative-Stärke-Index). Auch die attraktiven Bewertungsniveaus mit zum Teil einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnissen lösten erste Käufe aus.

Als besonders schwieriges Hindernis erweist sich nach wie vor die Krise im Finanzsektor. Neue Nahrung erhielt diese durch den Bankrott einer US-Hypothekenbank sowie durch finanzielle Schieflagen weiterer US-Hypothekenfinanzierer. Doch der Mannschaftsarzt handelte: Die US-Notenbank griff unverzüglich ein, indem sie Notfallkredite mit sofortiger Wirkung zur Verfügung stellte, um der heimischen Wirtschaft und den Hypothekenfinanzierern wieder auf die Beine zu helfen. Doch Vorsicht und Risikoscheu sind nach wie vor ausgeprägt. Ein Indiz: steigende Prämien beim iTraxx Crossover, der die Kosten für die Kreditabsicherung widerspiegelt.

Doch die Notenbanken haben mehr als ein Symptom zu verarzten: Ein zuletzt schwächerer, aber dennoch hoher Ölpreis ließ z. B. die Verbraucherpreise in der EU im Vorjahresvergleich um 4 % ansteigen – dies ist die höchste Steigerungsrate seit 14 Jahren. Die Inflationsentwicklung ist momentan noch eine Stolperfalle, die Kaufkraft abzieht, doch ein sinkender Ölpreis könnte – allerdings zusammen mit einer allgemeinen Wirtschaftsabschwächung – entlastend wirken.

Die Gefahr bleibt, beim Hürdenlauf über den olympischen Parcours ins Straucheln zu geraten, sodass wir unsere taktische Untergewichtung beibehalten. Gelder sollten auf der Reservebank geparkt werden, um sie an schwachen Tagen am Aktienmarkt einzusetzen.

Quelle: Allianz Global Investors

Mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 900 Milliarden Euro ist Allianz Global Investors einer der größten Fondsmanager der Welt. Seit 2007 ist das gesamte Vermögensverwaltungsgeschäft der Allianz-Gruppe in Deutschland unter dem Dach von Allianz Global Investors vereint. Dazu gehört auch der im Jahr 1955 gegründete "Deutsche Investment Trust" (dit). Weltweit unterhält Allianz Global Investors mehr als 25 Standorte in allen wichtigen Wirtschafts- und Wachstumszentren.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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