Kommentar
14:04 Uhr, 28.04.2014

Offene Immobilienfonds: Es wird wieder investiert

Nach Jahren der Stagnation und gelegentlichen Liquidation ziehen Offene Immobilienfonds wieder verstärkt Gelder an. Vor allem der deutsche Markt bietet Investoren Chancen.

Erwähnte Instrumente

Die Börse Hamburg berichtet: Zu den umsatzstärksten Fonds zählten im März 2014 einmal mehr die Offenen Immobilienfonds (OIF), allen voran der CS Euroreal (WKN: 980500). Mit einem Umsatzvolumen von rund 14 Millionen Euro war das Handelsinteresse an diesem Fonds sogar um 50 Prozent höher als in den Monaten zuvor. Der Hintergrund: Anleger schätzten den Fonds als unterbewertet ein und haben sich positioniert. Während im Spätsommer 2013 ein Fondsanteil noch 23 Euro kostete, beträgt der Wert derzeit 29 Euro – ein Plus von 26 Prozent. Ganz risikolos ist das Investment allerdings nicht: Der CS Euroreal gehört zu den Offenen Immobilienfonds, die im Zuge der Finanzkrise geschlossen wurden und sich seither in Abwicklung befinden. Doch die Anleger sehen Potenzial, weil der Immobilienmarkt in seiner Gesamtheit weiter anzieht. Vor allem in Deutschland.

So hat die Beratungsfirma EY Real Estate Deutschland kürzlich 100 in Deutschland tätige Immobilieninvestoren nach ihrem bevorzugten Investitionsstandort befragt. Die Antwort ist eindeutig: 99 der Befragten votieren ganz klar für Deutschland. Als Begründung werden die geringen Leerstandsquoten sowie die wirtschaftliche Stärke und Stabilität des Landes angeführt. Sogar die Frankfurter KanAm Grund-Gruppe fasst wieder Mut und hat mit ihrem Leading Cities Invest (WNK: 679182) den ersten neuen Offenen Immobilienfonds für Privatanleger seit Jahren aufgelegt. Ihr Kauf eines Bürohauses am Hamburger Jungfernstieg signalisiert nach der gravierenden Marktbereinigung des Segments durch die Liquiditätskrise, in der die KanAm Grund-Gruppe kräftig Federn lassen musste, einen Neuanfang. Flankiert wird der Neubeginn bei den Offenen Immobilienfonds durch die seit Juli 2013 wesentlich verschärften Anlegerschutz-Mechanismen.

Neben den Immobilienhochburgen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und Stuttgart boomt München weiterhin kräftig: In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres wurden hier gewerbliche Immobilien im Wert von mehr als 1 Milliarde Euro gehandelt, rechnet der Gewerbeimmobilien-Dienstleister Colliers International vor und ergänzt: Die Zahl entspricht einem Plus im Vorjahresvergleich von fast 20 Prozent. In der bayerischen Landeshauptstadt als Top-Destination für nationale und internationale Investoren werden harte Bietergefechte um das limitierte Angebot an Core-Produkten geführt. Offene Immobilienfonds und Spezialfonds beteiligten sich zuletzt mit 243 Millionen Euro am Geschäft, erwarben also knapp ein Viertel der zum Verkauf stehenden Immobilien.

Deutschlandweit hat der Gewerbeinvestmentmarkt einen fulminanten Jahresauftakt hingelegt. Mit 10 Milliarden Euro Transaktionsvolumen – eine Steigerung von 41 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal – hat der Markt sein zweitstärkstes je verzeichnetes Quartal erlebt. Lediglich 2007 fiel noch besser aus. „Die Steigerung … ist Ausdruck eines hohen Anlagedrucks vieler Marktteilnehmer … und der Konzentration auf liquide und gleichzeitig Sicherheit verheißende Immobilienmärkte“, weiß Ignaz Trombello, Investmentchef bei Colliers International Deutschland. Mittlerweile macht das Schlagwort ABBA die Runde, beobachtet Trombello: Gesucht werden zunehmend A-Standorte in B-Städten und B-Standorte in A-Städten.

Anleger, die sich am Aufschwung des Gewerbeimmobilienmarktes beteiligen möchten, haben im Hinblick auf Offene Immobilienfonds attraktive Möglichkeiten. So hat jüngst die Fondsgesellschaft Union Investment für Schlagzeilen gesorgt: Zum Portfolio gehören zwei ShoppingCenter in Deutschland, die zu den beiden besten in Europa ausgezeichnet wurden. Auf der Jahresversammlung des International Council of Shopping Centers (ICSC) in Istanbul wurde das Einkaufszentrum "Limbecker Platz" in Essen in der Kategorie "Established Center" als europäische Nummer Eins ausgezeichnet. Das Center gehört zum Portfolio des Offenen Immobilienfonds UniImmo: Europa (WKN: 980551). Den zweiten Platz unter den europäischen Shoppingtempeln nimmt das "Alexa" in Berlin-Mitte ein. An dem vor wenigen Jahren eröffneten Center hält der Schwesterfonds UniImmo: Deutschland (WKN: 980550) 91 Prozent der Anteile. Insgesamt setzt sich das breit diversifizierte ShoppingCenter-Portfolio von Union Investment aus 38 Objekten mit einem Gesamtvolumen von rund 6 Milliarden Euro zusammen.

Anleger, die über eine Beteiligung an einem Offenen Immobilienfonds nachdenken, schätzen die Vorteile, sich schon mit vergleichsweise geringen Beträgen Betongold ins Portfolio legen zu können. Neben dem nötigen Kleingeld sollten sie auch ein wenig Zeit mitbringen: Für Neuanleger gilt seit Sommer 2013 eine zweijährige Mindesthaltedauer. Und nicht zuletzt wegen der relativ moderaten Jahresrenditen von durchschnittlich gut zwei Prozent, ein Teil davon steuerfrei, dürfte sich ein Engagement nur auf längerfristige Sicht lohnen.

Helge Rehbein

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen