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07:00 Uhr, 19.07.2010

Ölsand – der Boom hat gerade erst begonnen

Erwähnte Instrumente

  • VONTOBEL OIL SAND BASKET
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Wie endlich die Ölreserven wirklich sind und welch hohe Risiken mittlerweile bei der Förderung neuer Vorkommen in der Tiefsee eingegangen werden, hat der Untergang der Ölplattform „Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko jüngst wieder eindrücklich vor Augen geführt. Die Folgen solcher Supergaus für die Umwelt, aber auch für die Betreiber selbst wie aktuell den von der Katastrophe heimgesuchten Ölmulti BP lassen sich dabei kaum abschätzen, geschweige denn in Zahlen genau beziffern. Doch eines scheint angesichts der Misere ganz klar zu sein: Die Ölförderung wird in Zukunft nicht nur immer gefährlicher, sondern auch entsprechend kostspieliger. Denn mit einem bloßen Anzapfen einer Quelle egal wo auf der Welt, ist es längst nicht mehr getan. Diese Tatsache bringt auf der anderen Seite aber auch immer mehr Ölreserven ins Spiel, die sich in schwerer zugänglichen Regionen bzw. Bodenformationen befinden, wie z.B. Ölschiefer oder Ölsand, denen der immer kostbarer werdende Rohstoff erst mühsam mit schwerem Gerät im Tagebau abgerungen werden muss. Die Folge ist eine neue Art von „Ölrausch" in den betreffenden Gebieten wie beispielsweise im Westen Kanadas in der Provinz Alberta. Wie mühsam die Ölgewinnung aus dem aus Quarzsand, Lehm, Schlick, Wasser und Bitumen bestehendem Grundmaterial dabei wirklich ist, zeigt die gerade einmal aus einer Tonne erzielbare Menge synthetischen Öls von einem halben Barrel. Nicht viel besser sieht es bei den Kosten aus, die z.B. bei Ölschiefer mit 30 bis 40 US-Dollar über dem aktuellen Marktpreis veranschlagt werden müssen. Was dennoch für einen neuen Boom sprechen könnte, ist die Tatsache, dass sich die betreffenden Erdölvorkommen weniger in politisch instabilen Ländern wie Iran, Irak, Russland oder Venezuela befinden. Darüber hinaus ist das Geschäft viel stärker privat organisiert und dadurch in geringerem Maße von staatlichen Eingriffen abhängig.

Die Ölsand-Industrie bietet deshalb auch aus Investorensicht interessante Perspektiven für die Zukunft und kann über diverse Zertifikate schon seit einiger Zeit anlagetechnisch erschlossen werden. So hat die Royal Bank of Scotland bereits im Frühjahr 2007 ein Index-Papier auf den Sustainable Oil Sands Sector Total Return Index (AA0SAN) auf den Markt gebracht, das auf Jahressicht eine Rendite von über 41 Prozent erzielen konnte. Die nur kurze Zeit später lancierte währungsgesicherte aber ansonsten identische Variante der RBS (AA0KF6) brachte es im gleichen Zeitraum nur auf ein Plus von gut 17 Prozent. Ein weiterer schon Ende 2006 aufgelegter Endlos-Tracker kommt von der Deutschen Bank und bezieht sich auf den Solactive (früher S-BOX) Ölsand TR Index (DB8BTS), bei dem ebenfalls die Dividenden eingerechnet werden und keine Währungsabsicherung besteht. Seine Performance kann sich im 12-Monatsvergleich mit einem Anstieg um fast 37 Prozent durchaus sehen lassen.

Als dritter Emittent hat sich nun auch noch Vontobel mit einem Partizipations-Zertifikat in das Thema eingeklinkt. Der größte Unterschied dabei, die nur zweijährige Laufzeit. Der zugrundeliegende acht einschlägige Werte umfassende Basket enthält ähnlich wie das Deutsche Bank-Papier eine Auswahl von fast ausschließlich an der Toronto Stock Exchange notierten Werten, die ebenso wie der einzige an der NYSE gehandelte Wert Devon Energy allesamt anfänglich gleichgewichtet ins Rennen geschickt werden. Auf eine Währungssicherung wird auch hier verzichtet.

Der Rohstoff-Report Tipp:
Ungeachtet der zweifellos interessanten Themenstellung lässt sich bei dem neuen Vontobel-Papier kein signifikanter Mehrwert erkennen, obwohl man von Emittentenseite auf eine Managementgebühr verzichtet, die allerdings auch nicht gerechtfertigt wäre, handelt es sich doch hier nur um einen statischen Basket und nicht wie bei den beiden anderen Zertifikaten um einen halbjährlich angepassten Index. Darüber hinaus fehlt auch eine Anrechnung der Dividenden. Die lediglich zweijährige Laufzeit erklärt zwar den Verzicht auf eine „Blutauffrischung" im Basket, wird aber der eher langfristig ausgerichteten Thematik in keinster Weise gerecht.

Oil Sand Basket-Zertifikat
Emittent/WKN: Vontobel / VT0NZZ
Laufzeit: 16.07.2012
Preis: (13.07.2010) Geld / Brief 99,90 € / € 100,50

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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