Kommentar
11:16 Uhr, 09.12.2004

Ölpreis fällt auf 3-Monatstief

Großbritannien: Trotz der Abwärtsbewegung des Ölpreises beendete der britische Markt die Woche praktisch unverändert, denn der Blue Chip-Index FTSE 100 gab in GBP gerechnet 0,5 Prozent nach, während der den breiteren Markt widerspiegelnde FTSE All Share Index 0,3 Prozent einbüßte.
Der entscheidende Faktor, der eine positive Stimmung zunichte machte, war der sich abschwächende USD, da 50 Prozent der Gewinne britischer Unternehmen aus den USA stammen. Das Verlagshaus Reed warnte in der letzten Woche, dass der Rückgang des USD gegenüber dem EUR und dem GBP sein Gewinnwachstum in diesem Jahr neutralisieren würde. Darüber hinaus gab es Gewinnwarnungen von Compass, dem weltweit größten Auftrags-Gastronom, sowie von Rentokil.
Öl-, Bergbau- und Pharmatitel haben eine schmerzhafte Börsenwoche hinter sich. Obwohl wir Pharmatitel im Allgemeinen untergewichten, sind wir in den beiden anderen Branchen übergewichtet.
Ähnlich wie in den USA waren Einzelhändler im Vorfeld der Weihnachtssaison nervös, wobei Marks & Spencer an einem Handelstag einen einmaligen Rabatt von 20 Prozent einräumte.

USA: Der US-Aktienmarkt stieg in der letzten Woche, denn der Ölpreis fiel auf sein 3-Monatstief. Der S&P 500- und der NASDAQ-Index legten in USD gerechnet 1,0 bzw. 2,1 Prozent zu.
Die konjunkturelle Entwicklung sandte uneinheitliche Signale aus. So wurden einige ermutigende Daten aus dem weiterverarbeitenden Gewerbe sowie zu den Konsumausgaben durch die enttäuschenden Beschäftigtenzahlen aus dem Monat November wieder ausgeglichen.
Aufgrund der Spekulationen um schwache Umsätze in der diesjährigen Weihnachtssaison gerieten Aktien aus der Einzelhandelsbranche unter Druck. Ölaktien erlebten verständlicherweise eine schwierige Phase. Wir bleiben im Segment Öl jedoch übergewichtet, haben aber Dienstleister zugunsten von Unternehmens- und Produktionstitel umgeschichtet, die attraktiver sind.
Technologietitel entwickelten sich zuletzt besser, da das Kaufinteresse an Risikopapieren anstieg. Wir bleiben insgesamt neutral gewichtet, aber in Softwareaktien übergewichtet.

Europa: Die europäischen Aktienmärkte folgten den Tendenzen der Wall Street. Sie beendeten die Woche im Plus und nähern sich einem 2-Jahreshoch. So stieg der FTSE World Europe ex. UK-Index in lokaler Währung um 0,3 Prozent an.
Wie erwartet ließ die EZB die Leitzinsen unverändert. Man macht sich jedoch Sorgen um die Auswirkungen des starken EUR auf die Gewinne im vierten Quartal.
Das Kaufinteresse an Risikopapieren ist angestiegen. Dies spiegelte sich in der letzten Woche in der überdurchschnittlichen Entwicklung von Aktien mit einem höheren Beta wider. Angeführt wurde diese Tendenz durch Unternehmen aus den Branchen Papier, Stahl, Chemie und Technologie.
Wir sind in Unternehmen mit einem höheren Beta untergewichtet und bleiben darauf ausgerichtet, von der allgemein erwarteten Abschwächung zu profitieren. In der letzten Woche tendierten Telekommunikationstitel, begünstigt durch Unternehmensaktivitäten in dieser Branche, ebenfalls sehr fest, was unseren Portfolios zugute kam.

Japan: Der japanische Markt entwickelte sich in der letzten Woche seitwärts, da er weiter innerhalb eines engen Handelskorridors feststeckte.
Der Markt konzentrierte sich auf die am 8. Dezember anstehende Veröffentlichung der korrigierten BIP-Zahlen. Diese basieren auf einer neuen Berechnungsmethode. Es gibt Besorgnisse, dass diese neue Vorgehensweise zu einer Korrektur nach unten führen wird.
Was die führenden Branchen betrifft, so gab es eine leichte Veränderung, denn der schwache Technologiesektor wies Anzeichen für eine Erholung auf. Positiv beeinflusst wurde er dabei durch eine erfreuliche Meldung von Intel sowie durch NEC, deren Aktie nach der Ankündigung einer Restrukturierung um 15 Prozent anstieg.
Trotz der Spekulationen gab es seitens der japanischen Notenbank keine Intervention zur Stützung des USD. Auf dem derzeitigen Niveau sind die Gewinne der japanischen Exportunternehmen für das Jahr 2004 durch eine Währungsabsicherung geschützt.
Im Rahmen unserer Portfolios setzen wir nach wie vor auf das Thema einer Erholung der Binnenkonjunktur.

Asien & Schwellenländer: Die asiatischen Märkte legten zu, weil der Rückgang des Ölpreises die Besorgnisse um die Auswirkungen des schwachen USD auf die Exportbranchen wettmachte. Der FTSE World Asia Pacific ex. Japan-Index legte in lokaler Währung 1 Prozent zu.
Der schwache USD bleibt für die Region angesichts der Auswirkungen auf die Gewinne innerhalb der Technologiebranche ein großes Problem. Die Zentralbank Koreas würde gerne in Hinsicht auf die Währung intervenieren, wartet jedoch ab, bis sich die Wechselkurse wieder beruhigen.
Der Erfolg der jüngsten Neuemission von Real Estate Investment Trusts (REITs) an der Börse in Hongkong spiegelt das Interesse der Anleger an Renditen wider.
Die Märkte warten auf die anstehenden Parlamentswahlen in Taiwan, die zu erneuten Konfrontationen mit China führen könnten.
Wir übergewichten weiterhin die Immobilienbranche Hongkongs sowie den Rohstoffsektor Australiens im Rahmen unserer Portfolios.

Anleihen: Staatsanleihen tendierten in der letzten Woche richtungslos. Die schwachen US-Beschäftigtenzahlen vom Freitag waren für US-Staatanleihen positiv. Britischen Staatsanleihen (Gilts) kamen schwache Zahlen aus dem weiterverarbeitenden Gewerbe zugute. Die Renditen sind aber bereits sehr niedrig. Obwohl viel dafür spricht, dass die britischen Leitzinsen ihr Hoch erreicht haben, sind die Märkte überzeugt, dass sie in den USA ansteigen werden.
Anleihen mit Investmentstatus verzeichneten eine ruhige Woche. Trotz der engen Zinsdifferenzen bevorzugen wir aufgrund unserer Gewinneinschätzungen im Vergleich zu Staatsanleihen nach wie vor Unternehmensanleihen.
Das Kaufinteresse der Anleger an Hochzinsanleihen hält an. So werden Neuemissionen vom Markt sehr gut aufgenommen, obwohl die Renditen auf ein einstelliges Niveau gesunken sind. Wir bevorzugen dieses Anleihensegment, sind aber nun zurückhaltender eingestellt. Der Markt wird durch die soliden Fundamentaldaten weiter gestützt und durch die sehr gute technische Lage nach oben getrieben.

Quelle: Threadneedle

Die britische Fondsgesellschaft Threadneedle Investments wurde 1994 gegründet und zählt mit einem verwalteten Anlagevolumen von 86 Milliarden Euro - davon 18,8 Milliarden Euro in Publikumsfonds - zu den namhaftesten Investmentgesellschaften in Europa (Stand: 30.06.2004). Das gesamte Investmentteam, aber auch die Fonds verdienen sich Jahr für Jahr Höchstnoten von renommierten Rating-Agenturen.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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