Analyse
19:04 Uhr, 04.01.2008

Ölpreis Brent - Damit muß man rechnen

Erwähnte Instrumente

Wenn in den Medien vom Ölpreis die Rede ist, dann ist damit das Leichtöl, man sagt auch Rohöl (Crude Oil) gemeint.

Öl wird an den Terminmärkten über Futures gehandelt.

Die wichtigsten Rohöl-Kontrakte sind:

1.) Brent Crude Oil: Rohöl aus der Nordsee (Brent Ölfeld). Wichtigste Rohölsorte für Europa und so genannte „Benchmark“ für den Ölhandel. Die Nordseesorte wird weltweit an folgenden Börsen gehandelt: Intercontinetal Exchange (ICE, ehemalige IPE), New York Mercantile Exchange (NYMEX) und an Spotmärkten wie New York und Rotterdam.

Light Sweet Crude Oil: Oberbegriff für eine Reihe von Ölsorten mit einem Schwefelgehalt von maximal 0,42 Prozent. Sorten sind unter anderem: West Texas Intermediate, Oklahoma Sweet und New Mexican Sweet.

2.) WTI Light Sweet Crude Oil: West Texas Intermediate (WTI) ist auch bekannt als Texas Sweet Light. Diese Sorte wird als Basiswert für Rohölkontrakte an der New York Mercantile Exchange verwandt und fungiert als US-Öl-Benchmark. WTI hat eine höhere Qualität, enthält zirka 0,24 Prozent Schwefel und ist somit „süßer“ als Brent. Gewonnen wird WTI im Mittleren Westen der USA und in der Golf-Region.

Professionelle Marktteilnehmer handeln Öl direkt an den Terminbörsen mit Futures. Im Retailmarkt (Privatanleger) werden Zertifikate oder CFDs für den Handel von Öl eingesetzt. Sowohl auf Brent Öl als auch WTI Light Sweet Crude Oil (US Leichtöl) gibt es eine wohlsortierte Palette an Zertifikaten.

Auf GodmodeTrader.de werten wir sowohl das europäische Brent Öl als auch das US-amerikanische WTI Light Sweet Crude Oil charttechnisch aus.

Brent Crude Oil Future

Kursstand: 96,77 $

Kurz-Kommentierung: Brent Öl beendete bereits in den ersten Tagen 2007 eine Zwischenkorrektur auf einer bei 51,95 $ liegenden Unterstützungsmarke und lief das Gesamtjahr über tendenziell aufwärts. Der mit dem Ausbruch über die 78,66 $ auf ein neues Allzeithoch aufkommende Schub konnte den Ölpreis dann bis auf 96,65 $ hebeln. Nach der Konsolidierung zum Jahresende ist bei Brent durchaus direkt eine Fortsetzung der Rallye möglich. Die auch psychologisch wichtige Marke von 100,00 $ sollte angesteuert werden. Geht es darüber, dann bietet sich noch Kurspotenzial bis auf 118,00 $ bevor spätestens von einer größeren Zwischenkorrektur ausgegangen werden muss. Ein Umweg über 78,66 $ ist wahrscheinlich, sofern Brent in den ersten Handelswochen noch einmal unter 86,56 $ zurück fällt. Für nachgebende Notierungen unter 78,66 $ oder eine größere Trendwende zur Unterseite gibt es aktuell keine Hinweise. Ein neues Allzeithoch wird in dieser Woche bereits erreicht.

Kursverlauf vom 01.03.2005 bis 04.01.2008 (log. Kerzenchartdarstellung/ 1 Kerze = 1 Tag)

Im Folgenden einige fundamentale Hintergrundinformationen zu Öl.Rohöl entstand vor Millionen von Jahren aus den Rückständen von Meerespflanzen und Tieren, die die Urmeere bevölkerten. 1854, mit der Erfindung der Kerosin-Lampe, begann die Nutzung von Rohöl im heutigen Sinne, als Energiequelle. Bisher wurden etwa 650 Mrd. Barrel Öl gefördert, weitere 1000 Mrd. Barrel werden noch im Erdreich vermutet.

Die OPEC rechnet in ihrer Studie „Oil outlook to 2025“ mit einer weltweit ständig weiter steigenden Ölnachfrage. Von 2002 bis 2010 geht das Öl-Kartell von einem Anstieg der Ölnachfrage um 12 Millionen Barrel auf 89 Millionen Barrel pro Tag (MbpT) (1.8% p.a.) aus. Von 2010-2020 werde die Nachfrage um weitere 17 Millionen Barrel auf 106 MbpT (ansteigen. In den darauffolgenden 5 Jahren sieht die OPEC einen weiteren Anstieg um 9 Millionen Barrel auf 115 MbpT. Somit wird die weltweite Nachfrage nach Öl bis 2025 um fast 50% zunehmen. Drei Viertel dieser Nachfragesteigerung werde durch Entwicklungsländer – primär sei hier Asien genannt - generiert.

Außerhalb der OPEC organisierte Öllieferanten werden nach Einschätzung der OPEC nach 2010 ein Angebotsmaximum bei 55-57 MbpT erreichen. Nach 2010 rechnet die OPEC mit einem zunehmenden Einfluss auf das weltweite Ölangebot. Nach Einschätzung der OPEC sei in den nächsten zwei Jahrzehnten mit einem ausreichenden Angebot an Rohöl zu rechnen, sodass der OPEC-Korbpreis für die weltweit sieben wichtigsten Ölsorten sich bei durchschnittlich $20-$25 einpendeln dürfte (Die OPEC testet derzeit eine Ausweitung des OPEC-Baskets auf 11 Ölsorten). Dabei seien kurzfristige Preisausschläge in beide Richtungen nicht auszuschließen.

Vorläufigen Schätzungen von Oil Market Intelligence zufolge lag das Ölangebot weltweit im März 2005 400,000 Barrel pro Tag über der weltweiten Nachfrage. Der prozentuale Zuwachs des weltweiten Ölverbrauchs sank im Vergleich zum Vorjahr, jedoch lag das Verbrauchsvolumen im März 2.1% über dem Vorjahr. Im März 2005 wurden durchschnittlich 84.7 Millionen Barrel pro Tag konsumiert. Das Angebot stieg auf 85.1 Millionen Barrel pro Tag. Wichtigster Punkt dieser Studie ist jedoch, dass das Wachstum der weltweiten Nachfrage beginnt, abzuebben, was den Erwartungen des Marktes entspricht. Auf der anderen Seite wirft der Markt einen genauen Blick auf die weltweiten Rohölvorräte, besonders im Vorfeld der Sommerzeit in Europa und den USA, zu der die Nachfrage nach Benzin wieder ansteigen wird. Der Angebotsüberschuss bleibt weiterhin knapp. Deutliche Nachfragespitzen und die eher träge Reaktion auf der Angebotsseite könnten in den nächsten Monaten weitere Preisspitzen bei Rohöl auslösen.

Obwohl die Preiselastizität der Ölnachfrage in den letzten Monaten relativ hoch war – dass heisst, die Nachfrage reagierte nur unterproportional negativ relativ zu den Preisanstiegen – regten sich gerade in den letzten Wochen vermehrt Stimmen aus verschiedenen Ländern, die auf eine wachsende Unbehaglichkeit bezüglich der Rohölpreise hindeuteten. Die Wachstumserlangsamung in der März-Studie von Oil Market Intelligence könnte ein Hinweis auf eine fallende Preiselastizität der Nachfrage nach Rohöl sein, jedoch dürften freilich noch weitere Datenreihen nötig sein, um einen Trend auszumachen.

Der durchschnittliche von der OPEC für die nächsten zwei Jahrzehnte prognostizierte Preis von $20-$25 sei fundamental durch mehrere Faktoren gerechtfertigt. Die erste fundamentale Annahme sei, dass in diesem Zeitraum für ein ausreichendes Angebot gesorgt werden könne. Zum Zweiten sei dieser Preis auf einer Höhe, die die Erschließung sehr teurer Ölvorräte nicht rentabel mache. Sollte es zur Erschließung sehr teurer Ölvorräte kommen, so drohe Überkapazität und ein Einbruch des Ölpreises, so die OPEC. Eine drohende Überkapazität sei jedoch bei einem langfristigen Durchschnittspreis von $20-$25 je Barrel nicht zu erwarten. Drittens sei ein Preis auf diesem Niveau ausreichend, um die nötigen Kräfte in Bewegung zu setzen, um den Markt mit dem nötigen Angebot zu versorgen. Last but not least sieht die OPEC auf diesem Preisniveau auch die Budgetanforderungen der Mitgliedsstaaten als „erfüllt“ an.

Während die OPEC einen deutlichen Rückgang der Ölpreise erwartet, gibt es namhafte Vertreter am Markt, die der aktuellen Aufwärtsbewegung bei Rohöl noch viel Potential beimessen. So warnen die Experten der renommierten US-Investmentbank Goldman Sachs vor einem weiteren deutlichen Anstieg des Ölpreises. „Die Ölmärkte könnten gerade erst am Anfang der Phase eines ,Superanstiegs’ stehen“, so die Analysten. Der Preis für US-Leichtöl könnte so in der Spitze bis auf $105 je Barrel steigen, so die Analysten. (Der Preis für US-Leichtöl liegt in der Regel $2-$3 über dem Preis für die Nordsee-Sorte Brent, die in London an der IPE gehandelt wird. US-Leichtöl wird an der NYMEX gehandelt). Innerhalb der gerade laufenden Übertreibungsphase gehen die Experten von einem Preis zwischen $50-105 aus, nach zuvor $50-$80. Goldman Sachs hoben in Folge ihre Prognose für den durchschnittlichen Ölpreis für 2005 und 2006 auf $50 bzw. $55 an. Bisher lagen die Prognosen für beide Jahre bei $40. Unter anderem begründeten die Analysten ihre Prognose mit dem „unverwüstlichen weltweiten Nachfrageanstieg“ und der wachsenden spekulativen Komponente bei der Preisbildung von US-Leichtöl. Nur bei einer deutlichen Wachstumsverlangsamung der Konjunktur der asiatischen Länder gebe es Hoffnung auf eine Entspannung beim Ölpreis, so Goldman Sachs.

Erdöl ist der bedeutendste Rohstoff der Industriegesellschaften. Es dient als Treibstoff für fast alle Transportmittel und ist bei der Erzeugung von Elektrizität und Wärme unverzichtbar. Darüber hinaus findet es Anwendung in der chemischen Industrie als Einsatzstoff bei der Herstellung unzähliger Kunststoffe.

Rohöl wird an der New York Mercantile Exchange (NYMEX), an der International Petroleum Exchange in London und an der Singapore Exchange gehandelt. In New York werden zwei Sorten gehandelt; Light sweet crude oil und Brent crude oil. Der Unterschied zwischen den Sorten liegt in der chemischen Zusammensetzung. Die Nordseesorte-Brent ist in Europa üblich. Die Sorte WTI (Western Texas Intermediate), die zweite an der NYMEX gehandelte Sorte, ist die amerikanische Benchmark.

Da an den Rohölmärkten in Dollar abgerechnet wird, lässt ein schwacher Dollar den realen Wert von Öl ansteigen. Das niedrige Angebot ist auf die geringe Produktion im Irak und auf die Limitierung der Fördermengen durch die OPEC zurückzuführen. Der Rohölpreis in New York ist, aufgrund besserer Qualität und höherer Transportkosten, in der Regel 2 USD/Barrel höher als der OPEC-Preis. Die OPEC stellt etwa ein Drittel des weltweiten Rohöl-Angebots bereit.

Mehr fundamentale Hintergrunddaten und Einschätzungen finden Sie im Rohstoff-Report.de , dem reichweitenstärkten Börsenbrief mit Fokus auf Rohstoffen und erneuerbaren Energien in Deutschland. http://www.rohstoff-report.de

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Über den Experten

Marko Strehk
Marko Strehk
Technischer Analyst und Trader

Marko Strehk blickt auf intensive langjährige Erfahrungen mit verschiedenen Strategien des auf Charttechnik basierenden Tradings zurück. Als versierter Allrounder handelt Strehk Aktien und Indizes im kurz- und mittelfristigen Zeitfenster mit bestechender Präzision. Überragende Fähigkeiten in Trend- und Kursmusteranalysen, bei der Anwendung von Risiko- und Moneymanagementstrategien sowie ein umfassendes theoretisches Wissen zu unterschiedlichen Tradingmethoden und Tradinginstrumenten wie beispielsweise Hebelzertifikate, Optionsscheine, CFDs und Anlagezertifikate zeichnen ihn aus. Auf GodmodeTrader.de betreut Strehk als Headtrader die Produktpakete „Aktien Premium Trader“ und „CFD Trader Services“.

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