Nachricht
15:37 Uhr, 21.05.2008

Ölpreis bleibt im dreistelligen Bereich

London (Fonds-Reporter.de) - Noch vor wenigen Jahren schien ein Ölpreis jenseits der 20 US-Dollar pro Barrel unvorstellbar. Beim Ausbruch des ersten Golfkrieges 2003 übersprang er dann diese Marke doch. 2007 wurden 50 US-Dollar pro Fass erreicht und Experten fragten sich, wohin der Preis noch steigen soll. Inzwischen wurde die 100-US-Dollar-Marke für ein Barrel Öl geknackt. Während viele Analysten mit einem Preisabschwung unter 100 US-Dollar rechnen, ist die britische Fondsgesellschaft Threadneedle der Meinung, dass diese Einstellung unrealistisch ist. "Es wird Zeit, dass Investoren sich mit dem aktuell hohen Preisniveau anfreunden und ihre Portfolios entsprechend ausrichten", so Dominic Rossi, Head of Equities bei Threadneedle, in einem aktuellen Marktkommentar.

Der anhaltend hohe Ölpreis habe dabei Auswirkung sowohl auf die geographische als auch auf die Sektorenausrichtung eines Aktienportfolios. "So ist beispielsweise ein massiver Transfer von Reichtum von ölimportierenden Nationen hin zu jenen, die über große Ölreserven verfügen, zu beobachten", so Rossi. Die großen Gewinner seien hierbei Länder wie Brasilien oder Russland. Brasilien habe erst kürzlich ein Investment Grade Rating von S&P erhalten, was deutlich zeige, welchen Einfluss natürliche Ressourcen auf die finanzielle Lage eines Landes haben können. Auf der Verliererseite seien hingegen Länder wie die USA zu finden, die etwa 25 Prozent des weltweiten Öls verbrauchen aber nur rund acht Prozent produzieren. Gleiches gelte für Japan: Konsumiert werden rund sechs Prozent – produziert hingegen nichts.

Attraktive Investmentmöglichkeiten lassen sich laut Rossi auf Sektorenebene finden: "Unternehmen aus dem Ölservice-Bereich profitieren, da ältere Ölquellen nach und nach versiegen und neue Vorkommen schwieriger zu erschließen sind." Als Beispiel nennt er die Ölfelder in der Nordsee: Die in den 80er-Jahren entdeckten Felder lagen in etwa 100 Meter Tiefe. Das erst kürzlich erschlossene Feld "Tupi" vor Brasilien liege dagegen 2.000 Meter tief und werde zudem von einer dicken Gesteinsschicht geschützt. "Die eher wenig einladenden Konditionen fordern spezielle Ausrüstungen. Und da in diesem Bereich ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herrscht, bestimmen die Produzenten die Preise", weiß Rossi.

Insgesamt profitieren konsumnahe Titel wie der Einzelhandel, die Immobilienbranche oder der Telekommunikationssektor von der Ölpreisentwicklung. Grund hierfür sei, dass der Wohlstand in den Ländern steigt und Kredite leichter zu bekommen sind. Hinzu kommen hohe Infrastrukturausgaben der Regierungen, die Größtenteils durch Öleinkünfte finanziert werden.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

Mehr Experten