Kommentar
14:32 Uhr, 06.11.2009

OECD-Frühindikator weiterhin stark

1. Der OECD Composite Leading Indicator (OECD CLI) hat sich im September zum wiederholten Mal stärker als von uns erwartet gegenüber dem Vormonat verbessert. Nach einem monatlichen Anstieg von 1,2 % im Vormonat hat der Indikator im September einen Zuwachs um 1,1 % verzeichnet (Prognose DekaBank: 0,8 %). Trotz der historisch einmaligen Entwicklung in den vergangenen Monaten hat es die Jahresveränderungsrate des Frühindikators mit dem Wert von 1,5 % erst jetzt in das positive Terrain geschafft. Dies zeigt eindrucksvoll, wie tief der Fall insbesondere im vergangenen Winterhalbjahr gewesen ist.

2. Der OECD CLI ergibt sich aus den (nach Kaufkraftparitäten) gewichteten Länderindizes der einzelnen OECD-Länder. Da die OECD auch für gewichtige Nicht-OECD-Länder entsprechende Frühindikatoren ermittelt, lässt sich mit deren Hilfe ein globaler Welt-Index berechnen sowie eine Unterscheidung nach Industrieländern und Schwellenländern (Emerging Markets) vornehmen. Der von uns berechnete Frühindikator für die Weltwirtschaft stieg im September um starke 1,5 % mom (+6,7 % yoy). Dies ist zwar weiterhin ein rekordverdächtiger Wert, allerdings zeigt sich eine langsame Abflachung der bisherigen Aufwärtsdynamik. Noch eindrucksvoller als die globale Entwicklung ist die des Frühindikators für die Schwellenländer. Denn dieser Indikator hat sich selbst in der schlimmsten Krisenphase weniger stark abgeschwächt und zeigt seither eine extreme Aufwärtsdynamik. Mit knapp 13 % liegt die höchste Jahresveränderungsrate seit Mitte der Neunzigerjahre vor. Allerdings gilt auch hier, dass sich die Dynamik gemessen an der monatlichen Veränderungsrate abschwächt. Der Zuwachs des Indikators gegenüber dem Vormonat betrug „nur noch“ 1,9 %. Im Juni dieses Jahres wurde mit 2,2 % der höchste Anstieg erzielt. Ähnlich dem Indikator für die OECDLänder hat auch die Jahresveränderungsrate des Indikators für die Industrieländer erstmals wieder positives Terrain erreicht. Im September stieg der Indikator um 1,2 % gegenüber dem Vormonat und um 0,6 % gegenüber dem Vorjahreswert an.

3. Zum dritten Mal in Folge taucht im Quadranten-Schema (siehe Anhang) kein Land in der unteren Hälfte auf. Dies bedeutet, dass für die vergangenen drei Monate alle Indikatoren der einzelnen Länder stets positive Veränderungsraten aufweisen und es sich daher um eine sehr breit angelegte globale Erholung handelt. Es verwundert daher auch nicht, dass ein so exportabhängiges Land wie Deutschland die zweithöchste monatliche Veränderungsrate (nach China) aufweist. Der Zahl der enttäuschenden Länder ist klein: Nur Norwegen und die Tschechische Republik sind mit monatlichen Veränderungsraten von 0,2 % weit abgeschlagen.

4. Die Interpretation der Entwicklung der globalen Frühindikatoren ist zurzeit durchaus schwierig. Der Anstieg des OECD CLI für die Weltwirtschaft findet in einem atemraubenden Tempo statt. Der Zuwachs im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal ist mit gut 5 % seit Anfang der Siebzigerjahre, also seit unserem Berechnungsbeginn, einmalig. Die Industrieproduktion der Welt haben wir erst ab Anfang der Achtzigerjahre vorliegen. Dennoch dürfte das Wachstum der Industrieproduktion im dritten Quartal ebenfalls einmalig stark gewesen sein. Bislang ergibt sich hier ein Quartalsanstieg von knapp 3 %. Der globale Frühindikator hat also die aktuelle Wachstumsdynamik recht gut angezeigt. Allerdings ist derzeit kein eindeutiger zeitlicher Vorlauf zwischen Frühindikator und tatsächlicher wirtschaftlicher Aktivität feststellbar. Somit ist es durchaus möglich, dass sich diese extreme Wachstumsdynamik nicht dauerhaft fortsetzt. Die hohe Wachstumsdynamik hat aus unserer Sicht zwei zeitlich befristete Gründe: Die Länder haben einen Aufholprozess gestartet, der im Falle der Industrieproduktion zu ca. einem Drittel bereits fortgeschritten ist. Daneben wurden sie hierbei von fiskalischer Seite unterstützt. Dieser fiskalische Impuls läuft in der Mehrzahl der Länder in den kommenden Monaten aus bzw. ist schon zu Ende gegangen. Wir halten daher eine geringere Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft in den kommenden Monaten nicht nur für möglich, sondern vielmehr für sehr wahrscheinlich.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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