Kommentar
08:52 Uhr, 20.07.2004

Nur geringe Bewegungen am Devisenmarkt

Die Rentenmärkte zeigten sich erneut freundlich. Am Devisenmarkt gab es nur geringfügige Bewegungen im Euro-Dollar-Wechselkurs. Die in der Vorwoche bekannt gewordenen Konjunkturdaten für die Eurozone entsprachen dabei im Wesentlichen den Prognosen. Mit Spannung wird die in dieser Woche anstehende Rede von FED-Chef Alan-Greenspan vor beiden Häusern des US-Kongresses erwartet.

Die Konjunktur in der Eurozone bleibt auf moderatem Erholungskurs. Die in der zurückliegenden Woche publizierten Daten (v.a. Industrieproduktion in Frankreich und Italien) bestätigten diesen Trend. Nach wie vor mangelt es jedoch an einer kräftigen Belebung der Binnennachfrage, was die Voraussetzung für einen selbst tragenden Aufschwung wäre. Positiv zu werten ist indes der leichte Rückgang der Verbraucherpreise im Juni, wird dadurch doch Druck von der Europäischen Zentralbank genommen, bereits in Kürze die Leitzinsen anzuheben. Für den Rückgang der Teuerungsrate auf 2,4 Prozent (Mai: 2,5 Prozent) waren in erster Linie die nachgebenden Ölpreise verantwortlich. Vor diesem Hintergrund veränderten sich die Renditen in den Ländern der Eurozone nur geringfügig. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren gegenwärtig mit 4,2 Prozent. Da bei diesem Niveau weitere Renditerückgänge nicht unbedingt zu erwarten sind, bleiben wir bei unserer Empfehlung für Rentenfonds mit Anlageschwerpunkt auf kurzlaufenden Papieren.

Mit Italien hat in der vergangenen Woche das erste Land der Eurozone die Quittung für seine laxe Haushaltspolitik erhalten. Die Ratingagentur Standard & Poors hat dessen Bonitätseinstufung um eine Stufe auf AA- herabgesetzt. Der Renditeaufschlag gegenüber Bundesanleihen, die in der Eurozone als Benchmark fungieren, hat sich inzwischen auf knapp 20 Punkte ausgeweitet. Damit hat auch die Diskussion über die Einhaltung des Stabilitätspaktes neue Nahrung erhalten. Die in jüngster Zeit erfolgte Aufweichung hat den Druck auf die Regierungen vermindert, eine sparsame Haushaltspolitik zu betreiben. Insbesondere die Finanzierungslücken in den sozialen Sicherungssystemen könnten sich langfristig zu einem gravierenden fiskalischen Problem entwickeln. Sollten die Investoren angesichts dieser Entwicklung eine erhöhte Risikoprämie bei Staatsanleihen von Ländern aus der Eurozone verlangen, wäre dies jedenfalls mit erheblichen Finanzierungskosten für die betreffenden Länder verbunden. Der Reformdruck sollte deshalb in diesem Bereich hoch bleiben. Damit sehen wir keine unmittelbare Gefahr für das erstklassige Rating der großen Euroländer.

Die zuletzt in den USA veröffentlichten Konjunkturdaten erfüllten teilweise nicht die Erwartungen. Insbesondere der Rückgang bei den Einzelhandelsumsätzen sorgte für Ernüchterung. Eher verhalten waren auch die Zahlen zur Industrieproduktion und der Kapazitätsauslastung. Zwar deuten diese Wirtschaftsdaten auf ein Nachlassen der Wirtschaftsdynamik hin, als ein erster Hinweis auf eine nachhaltige Konjunkturabschwächung können sie allerdings nicht angesehen werden. Dagegen spricht beispielsweise die gute Stimmung unter den Verbrauchern, welche von dem gestiegenen Michigan-Index erneut zum Ausdruck gebracht wurde. Von den Rentenmärkten wurde indes vor allem der leicht nachlassende Preisdruck positiv aufgenommen. Im Juni befand sich die monatliche Teuerung bei 0,3 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ergibt sich daraus eine Inflationsrate von 3,3 Prozent, wobei die um volatile Nahrungsmittel- und Energiepreise bereinigte Kernrate bei 1,9 Prozent lag. An den Märkten wurde aus diesen Zahlen eine verringerte Wahrscheinlichkeit für eine aggressive Zinserhöhungspolitik der amerikanischen Notenbank abgeleitet. Der von vielen Marktteilnehmern für August erwartete Zinsschritt um 50 Basispunkte ist damit wieder in weitere Ferne gerückt. Mit knapp 4,4 Prozent rentieren zehnjährige US-Treasuries nunmehr bereits 40 Basispunkte niedriger als noch Mitte Juni. Angesichts des insgesamt freundlichen makroökonomischen Umfelds sind Gegenbewegungen zu erwarten.

Die verringerten Aussichten auf kräftige US-Zinserhöhungen sorgen jedoch für wachsenden Druck auf den US-Dollar. Allein am Freitag gab die US-Währung einen Cent auf den Euro ab. Zudem zeigten gerade bekannt gewordene Kapitalflussdaten einen nachlassende Investitionsbereitschaft ausländischer Anleger in langfristige US-Wertpapiere. Für die USA wird es also wieder schwieriger, das riesige Leistungsbilanzdefizit durch entsprechende Kapitalbilanzüberschüsse zu kompensieren.

Ausblick: Impulse für die Bondmärkte dürften vor allem von der anstehenden Rede Alan Greenspans ausgehen. Die Beobachter erhoffen sich Hinweise auf die weitere US-Zinspolitik. Darüber hinaus stehen nur wenige bedeutende Datenveröffentlichungen an. Für Deutschland sollte insbesondere der ZEW-Index von Bedeutung sein, gibt er doch häufig Aufschluss darüber, wie sich der wichtigere Ifo-Index entwickelt.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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