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09:28 Uhr, 13.09.2022

Nur ein Thema: US-Inflationsrate

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Die Spannung unter den Anlegern vor den heutigen Inflationszahlen ist fast schon so groß wie vergangene Woche vor der EZB-Entscheidung. Was anders ist: Unter die Spannung mischt sich auch reichlich Vorfreude. In Erwartung eines „erfreulichen“ Inflationsberichts haben die Aktienmärkte gestern deutlich fester geschlossen. Weitgehend Einigkeit herrscht jedoch dahingehend, dass selbst freundliche Inflationszahlen die Fed wohl nicht davon abhalten werden, nächste Woche eine weitere Leitzinsanhebung um 75 Bp zu beschließen. Der Rentenmarkt in den USA verzeichnet daher im Gegensatz zu den Aktien noch keine Kursgewinne, sondern tendiert eher seitwärts.

Vor sechzehn Monaten, Mitte Mai 2021, stand in den USA plötzlich das Inflationsgespenst vor der Tür. Soeben waren die Verbraucherpreisdaten für den Monat April veröffentlicht worden, und diese verzeichneten einen Anstieg in der Teuerungsrate von 2,6 % auf 4,2 %. Die Analystenerwartungen wurden damit um mehr als einen halben Prozentpunkt übertroffen. Grundannahme war seinerzeit jedoch noch, es handele sich um eine von Sonderfaktoren getriebene, vorübergehende („transitory“) Entwicklung. Mit den Mai-Zahlen wurde dann aber die 5 %-Marke gerissen, im Oktober die 6 %-Schwelle. Im Dezember sahen wir erstmals die 7 %, im März dieses Jahres die 8 % und im Juni den mutmaßlichen Höhepunkt bei 9,1 %.

Seit Mitte Juni gehen in den USA aber die Benzinpreise zurück. In der Spitze lagen diese im landesweiten Durchschnitt knapp oberhalb von 5 USD/Gallone, zuletzt mussten nur noch rund 3,70 USD/Gallone bezahlt werden. Es war hauptsächlich diese Entwicklung, welche den gesamten Preisauftrieb zuletzt dämpfte, so dass der Verbraucherpreisindex in den USA im Juli im Vergleich zum Juni keinen Anstieg mehr verzeichnete. Ähnliches wird für die August-Zahlen erwartet, die heute Mittag um 14:30 Uhr unserer Zeit veröffentlicht werden. Das Gros der Analysten erwartet entweder erneut einen unveränderten Inflationsindex oder sogar einen kleinen Rückgang um 0,1 % oder um 0,2 %. Die Jahresteuerungsrate würde damit auf etwa 8,0 % absacken, nachdem sie bereits im Juli von 9,1 % auf 8,5 % gefallen war.

Der überwiegend Benzinpreis-getriebene Inflationsrückgang verdeckt aber den Preisdruck, der weiterhin von einer Reihe von Gütern, Dienstleistungen und vor allem von den Mieten und Mietäquivalenten ausgeht. Diesen erkennen wir beim Blick auf die Kernrate der Inflationsentwicklung, die sich seit Jahresbeginn hartnäckig bei 6 % gehalten hat. Auch für die August-Zahlen wird hier ein monatlicher Anstieg von 0,3-0,4 % erwartet, der die Jahresrate im Bereich von 6 % halten würde. Und in dieser Kernrate steckt möglicherweise auch das größte Risiko für eine erfreuliche oder unerfreuliche Überraschung im heutigen Datenpaket. Steigt die Kernrate im Vergleich zum Juli um mehr als 0,4 %, wäre die Enttäuschung im Markt vermutlich ziemlich groß. Gut möglich, dass die Aktienmärkte ihre insbesondere gestern eingefahrenen Gewinne von rund 1-2 % wieder abgeben müssten. Eine Leitzinsanhebung um 75 Bp durch die Fed in der kommenden Woche schiene mit einem solchen Preissprung in Stein gemeißelt. Sehen wir jedoch eine positive Überraschung und die Kerninflation steigt um weniger als 0,3 %, könnte dies den einen oder anderen Marktteilnehmer dazu bewegen, seine Fed-Erwartungen zu überdenken. Ein geringer Preisauftrieb im August würde dann im Kontext der gestern veröffentlichten Daten zu den Inflationserwartungen der Verbraucher durch die Fed New York betrachtet werden. Ausweislich dieser Umfrage gingen die Inflationsängste unter den Konsumenten zuletzt nämlich deutlich zurück, und das sowohl auf einem Zeithorizont von einem Jahr wie auch auf einem Horizont von drei oder fünf Jahren.

Mit dieser Betrachtung scheint klar, was den Märkten heute den stärksten Stimmungs-Booster versetzen würde: Eine Jahresteuerungsrate im Rahmen der Erwartungen (d.h. zwischen -0,2 % und 0,0 % ggü. Vm.) und eine Kernrate von höchstens 0,2 % ggü. Vm. Ein solches Datenpaket würde Aktien- und Rentenmärkten gleichermaßen starken Rückenwind verleihen und den EUR-USD-Wechselkurs wohl deutlich über die 1,02-Marke hieven. Der organisationsbedingte Ausfall der Impressionen am morgigen Mittwoch würde dann gar nicht auffallen…

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