Kommentar
11:12 Uhr, 01.02.2011

No risk no fun

Erwähnte Instrumente

  • Multi-Indexanleihe PLUS auf
    Aktueller Kursstand:  
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Wer sich mit strukturierten Produkten beschäftigt und diese in ihre Einzelteile zerlegt weiß längst, worin das Elixier für eine attraktive Zertifikate-Ausstattung besteht. In einer möglichst hohen Volatilität, die besonders bei Produkten mit sogenannten Schreibestrategien zum Ausdruck kommt, bei denen also Schwankung verkauft wird, was wiederum den Preis des Papiers für den Zertifikatekäufer insgesamt umso interessanter weil günstiger macht. Stellvertretend können hier z.B. Discounter und ihr Pendant die Aktien- bzw. Indexanleihen genannt werden. Da hohe Volatilitäten aber bekanntlich mit fallenden Kursen einhergehen, verwundert es kaum, dass es nach der beispiellosen Aktienmarktrally seit September vergangenen Jahres um das Risikomaß derzeit nicht besonders rosig bestellt ist. Dies zeigt beispielsweise auch der Blick auf den Volatilitäts-DAX, den VDAX New mit einem Niveau von mageren 16 bis 18 Prozent. Seit der Finanzkrise, in dessen Spitze sogar Werte von über 80 realisiert wurden, war der Wert nicht mehr so niedrig und mit ihm ging natürlich auch die Attraktivität entsprechender Produkte auf den Deutschen Aktienindex zurück.

Reine Index-Produkte sind zumindest unter diesem Gesichtspunkt deshalb momentan lange nicht mehr so angesagt wie noch vor zwei Jahren oder auch nur vor einem Jahr. Das Risiko muss bei solchen Papieren für eine ansprechende Rendite folglich weiter erhöht werden. Statt einem Index kommen in Sachen Basiswert also beispielsweise volatilere Einzelwerte in Frage. Genügt auch das nicht mehr, greift man wieder zu dem vor zwei Jahren nach den schlechten Erfahrungen des Finanzmarkt-Crashs eigentlich schon ausgemusterten „Worst-of"-Prinzip, das ausgehend von mehreren Basiswerten bei einer negativen Entwicklung das Schicksal des jeweiligen Zertifikats von der Performance der schlechtesten Aktie abhängig macht und die Leistung der übrigen Werte damit einfach unter den Tisch fallen lässt. Der Zeichnungskalender zeigt ganz klar einen entsprechenden Trend hin zu dieser Risikostruktur an. Wenn am Ende wieder der nächste Absturz an den Aktienmärkten stehen sollte, wiederholt sich die unangenehme Geschichte aber wieder von vorne.

Während viele Emittenten bei ihren Produkten dabei auf mehrere Einzelaktien setzen, versucht Macquarie Oppenheim sein Glück bei der neuen nur ein Jahr laufenden Multi-Indexanleihe Plus mit einem Basket bestehend aus drei bekannten internationalen Indizes. Wer bei dem modifizierten Weltansatz der Australier aber auf die gängigen großen Drei Euro STOXX 50, S&P 500 und Nikkei 225 tippt, liegt knapp daneben, wird doch die Asien-Komponente hier stattdessen durch den deutlich volatileren chinesischen Hang Seng China Enterprise Index (HSCEI) gebildet. Auf der Habenseite kann der Anleger bei dem Produkt auf jeden Fall einen Kupon in Höhe von acht Prozent p.a. verbuchen, egal was aus den drei Basiswerten wird. Dies ist aber nur die halbe Wahrheit, da bekanntermaßen die Tilgung wiederum von der Entwicklung des Basiswertekorbs abhängt. Da es sich im vorliegenden Fall um eine Protect-Variante handelt, kommt der bei mindestens 60 Prozent des Auflageniveaus zu fixierenden Barriere die Funktion des Züngleins an der Waage zu, d.h. sollte kein einzelner Index während der nächsten 12 Monate zu irgendeinem Zeitpunkt um 40 oder mehr Prozent abstürzen, hätte der Investor seine Schäfchen sprich den Nennbetrag im Trockenen und bekäme neben dem Kupon auch das Nominal in voller Höhe zurückerstattet. Sollte zwischenzeitlich ein Basiswert aus der Reihe tanzen und die Schwelle verletzen, käme es noch immer zu dem erwünschten Rückzahlungs-Szenario, wenn alle drei Indizes am Ende wieder auf ihren Ausgangsniveaus notieren würden. Allein nur die kurze Laufzeit von einem Jahr spricht gegen diese Variante, es sei denn, es würde nach einem heftigen Kurssturz zu einer noch größeren Erholung kommen. Wahrscheinlicher ist da schon der negative Fall, dass sich die Börsen nach dem Schwellenereignis nicht mehr ganz so stark erholen können. Dann wäre der Anleger im „Worst-of"-Mechanismus gefangen und müsste mit einer Rückzahlung entsprechend der tatsächlichen Entwicklung des schlechtesten Index vorlieb nehmen. Die Wechselkursveränderungen spielen dabei allerdings keine Rolle, da das Papier währungsgesichert ist.

Das neue Produkt eignet sich vor allem für Anleger, die höchstens mit einer Seitwärts- bis leichten Abwärtsentwicklung bei allen drei Benchmark-Indizes rechnen und mögliche Probleme Chinas auf Jahressicht ausschließen. Da hier jeder Einzelindex das Gesamtinvestment zu Fall bringen kann, sollte im Vorfeld jeder Basiswert noch einmal einer eingehenden Analyse unterzogen werden, denn selbst die relativ kurze Laufzeit in Verbindung mit dem üppig aussehenden Puffer lässt das Papier bei einem Basiswert wie dem HSCEI, der allein 2008 um rund 60 Prozent einbrach, zu keinem Selbstläufer werden. Die Darstellung der 1- und 5-Jahresperformances der Einzelindizes im Produktflyer ist in diesem Zusammenhang eher als Momentbetrachtung im positiven Marktumfeld als eine echte Entscheidungshilfe zu sehen.

8,00 % p.a. Multi-Indexanleihe-PLUS

Emittent/WKN:

Macquarie Oppenheim / MQ2FFF

Laufzeit:

03.02.2012

Preis: (in Zeichnung bis 28.01.2011)

Ausgabepreis: 100 % (zzgl. 0,5 % Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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