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15:30 Uhr, 03.05.2021

Niemand weiß, wie das alles enden wird!

Was Starinvestor Warren Buffett jungen Anlegern rät, wie es an den Märkten weitergehen wird und warum niemand weiß, wie das alles enden wird... Dies sind einige der Highlights von der diesjährigen Hauptversammlung von Berkshire Hathaway mit Warren Buffett und Charlie Munger.

Warren Buffett und Charlie Munger gelten als die erfolgreichsten Anleger aller Zeiten. Doch eine Zeit wie die Corona-Pandemie haben die beiden legendären Anleger trotz ihres fortgeschrittenen Alters (90 bzw. 97) auch noch nicht erlebt. Auf der diesjährigen Hauptversammlung von Berkshire Hathaway waren Buffett und Munger wieder vereint, nachdem Munger der letztjährigen Veranstaltung ferngeblieben war. Um Mungers Teilnahme zu ermöglichen, wurde die Veranstaltung von Omaha nach Los Angeles verlegt, wo Munger seit Jahrzehnten lebt. Wie im vergangenen Jahr fand die Veranstaltung als reines Online-Event statt. Mehr als drei Stunden lang stellten sich Buffett und Munger am Samstag den Fragen ihrer Aktionäre. Auf einige der Highlights geht dieser Artikel ein.

Was Starinvestor Warren Buffett jungen Anlegern rät

Im vergangenen Jahr haben viele jüngere Menschen die Börse neu für sich entdeckt. Wer Geld im Nullzinsumfeld sinnvoll langfristig anlegen will, für den ist die Börse alternativlos. Und so widmete sich Buffett auch ausdrücklich der Frage, was junge Anleger beachten sollten. Die Kernbotschaft Buffetts: Das Spiel ist nicht so einfach, wie es vielleicht aussieht. Und auf dem Höhepunkt eines Bullenmarktes glaubt jeder, man könne mit Aktien leichtes Geld verdienen. Dem durchschnittlichen Anleger rät Buffett, Geld in einen Indexfonds auf den S&P 500 zu investieren, statt in Einzelaktien zu investieren und zu versuchen, den Markt zu schlagen. 90 Prozent des Geldes, das er seiner Frau hinterlassen werde, werde in einen Indexfonds auf den S&P 500 angelegt, sagt Buffett. Das, was viele Robinhood-Anleger machen, betrachtet Buffett als reines Glücksspiel. Es reiche auch nicht aus, eine Zukunftsbranche zu identifizieren, die in Zukunft stark wachsen werde. Dies verdeutlicht Buffett anhand der Automobilbranche, die im 20. Jahrhundert stark gewachsen ist. Doch Anfang des 20. Jahrhunderts war überhaupt nicht klar, welche Autobauer sich letztlich durchsetzen würden. Insgesamt gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts mindestens 2.000 Autohersteller in den USA. Im Jahr 2009 waren es noch drei US-Autobauer, davon waren zwei bankrott und mussten vom Staat gerettet werden.

Der Kapitalismus funktioniert unglaublich gut...

... und zwar vor allem für Kapitalisten, aber auch für alle anderen, meint Buffett. Im Jahr 1989 war das wertvollste Unternehmen der Welt (Industrial Bank of Japan) 104 Milliarden Dollar wert, heute ist das wertvollste Unternehmen der Welt (Apple) 2,05 Billionen Dollar wert. "Das sagt einem etwas darüber, was mit der Gleichheit passiert ist, mit der Inflation.. [Es zeigt], dass der Kapitalismus unglaublich gut funktioniert hat, vor allem für die Kapitalisten. Aber auch für die Gesamtbevölkerung sei der Kapitalismus vorteilhaft: Im Jahr 1790 hatten die USA ein halbes Prozent der Weltbevölkerung, so Buffett. "Irland hatte mehr Menschen als die USA. Russland hatte fünf Mal mehr Menschen, die Ukraine hatte doppelt so viele wie die USA. Aber was hatten wir? Wir hatten eine Karte für die Zukunft, eine inspirierende Karte der Zukunft, die nur 232 Jahre später dazu geführt hat, dass fünf der sechs größten Unternehmen der Welt US-Unternehmen sind. Und es hat nichts damit zu tun, dass wie viel klüger oder stärker wären", sagt Buffett. "Das System funktioniert." Charlie Munger sieht es genau so: "Der Kapitalismus erhöht das BIP für alle ... Ich bin es ein bisschen leid, ständig sauer auf Leute zu sein, die nur ein bisschen mehr Geld haben." China sei deshalb so erfolgreich, weil es den Kapitalismus in den Kommunismus integriert habe. "Sie haben den Kommunismus verändert. Sie haben Adam Smith einfach akzeptiert und zu ihrem Kommunismus hinzugefügt, und jetzt haben wir Kommunismus mit chinesischen Charakteristiken, nämlich China mit einem freien Markt und einer Gruppe von Milliardären."

Die Welt verändert sich viel stärker, als man annimmt

Von den 20 Konzern, die im Jahr 1989 nach Marktkapitalisierung die größten Unternehmen der Welt waren, ist heute kein einziger mehr unter den Top 20 zu finden, betont Buffett. Und das, obwohl sich der Aktienmarkt insgesamt seit 1989 sehr gut entwickelt hat. 1989 war ein Großteil der weltgrößten Konzerne aus Japan. Das lag daran, dass sich das Land gerade auf dem Höhepunkt einer Spekulationsblase befand. "Sehen Sie sich die 20 größten Unternehmen aus dem Jahr 1989 an. Zwei Dinge sollten ihre Aufmerksamkeit erregen: Keines der 20 größten Unternehmen von vor 30 Jahren ist heute noch auf der Liste zu finden – null. Damals waren sechs US-Unternehmen auf der Liste, keines davon hat es auf die heutige Liste geschafft.


Was sind die besten Unternehmen?

"Wir haben immer gewusst, dass die besten Unternehmen diejenigen sind, die nur sehr wenig Kapital benötigen und stark wachsen. Und Apple und Google und Microsoft und Facebook sind wunderbare Beispiele dafür. Apple hat 37 Milliarden Dollar an Sachanlagen, wir haben 170 Milliarden Dollar oder so, aber sie verdienen viel mehr Geld als wir. Es ist ein viel besseres Unternehmen, als wir es haben. Und das Geschäft von Microsoft ist viel besser, als das unsere. Google hat das viel bessere Geschäft. Wir wissen das seit langer Zeit, wir haben das mit See's Candies im Jahr 1972 gelernt", sagt Buffett mit Blick auf den Pralinenhersteller, den Berkshire Hathaway 1972 komplett übernommen hat und der eine Abkehr von Buffetts vorheriger Philosophie darstellte, nur sehr günstig bewertete Unternehmen zu kaufen. "Es sind die besten Unternehmen, allerdings auch die, die am meisten kosten. Und es gibt nicht so viele davon und sie bleiben auch nicht immer so. Wir schauen ständig danach."

Der US-Wirtschaft geht es jetzt fantastisch

"Die Wirtschaft ist im März von einer Klippe gefallen und wurde durch Maßnahmen der Federal Reserve und später durch den Kongress auf außerordentliche Weise wiederbelebt", sagt Buffett. Die Rettung der Wirtschaft durch Notenbank und Regierung habe "besser funktioniert, als irgendjemand erwartet", hätte betont Buffett. "Unsere Geschäfte haben sich wirklich sehr gut entwickelt. Dies war eine sehr, sehr, sehr ungewöhnliche Rezession, da sie in außerordentlichem Maße auf bestimmte Bereiche begrenzt war. Derzeit läuft das Geschäft in sehr vielen Wirtschaftsbereichen wirklich sehr gut. Aber es gibt immer noch Probleme, wenn Sie in einigen Arten von Unternehmen tätig sind, die dezimiert wurden, wie zum Beispiel internationale Flugreisen oder ähnliches." In 85 Prozent der Wirtschaftsbereiche sei die Aktivität derzeit sehr hoch.

Niemand weiß, wie alles enden wird

Durch die Geldmengenausweitung und die Konjunkturpakete sehe man bereits eine "erhebliche Inflation", betont Buffett. "Die Leute haben Geld in der Tasche und zahlen höhere Preise ... es ist fast ein Kaufrausch." Die Wirtschaft sei "glühend heiß". "Wir erhöhen die Preise. Die Leute erhöhen die Preise für uns. Trotzdem habe man keine Ahnung, ob Warnungen wie die von US-Ökonom Larry Summers vor einer deutlich anziehenden Inflation richtig seien, so Buffett. Bisher hätten die Konjunkturmaßnahmen vor allem dazu geführt, dass es der Wirtschaft besser gehe. "Wir wissen nicht, was durch die aktuelle Politik passieren wird. (...) Wir haben gelernt, dass sehr viele Dinge, die wir bisher für die Wahrheit gehalten haben, nicht gestimmt haben", sagt Buffett. "Bisher hatten wir keine unangenehmen Konsequenzen" durch die Zahlungen von Helikoptergeld an die Bürger, meinte Buffett. "Menschen, die das Geld bekommen, fühlen sich besser. Durch das Geld steigen die Aktienkurse. Es lässt Unternehmen gedeihen. Es macht die Wählerschaft glücklich.“ Allerdings wisse man nicht, ob es nicht auch noch "etwas anderes" verursachen werde. Es sei das Beste, sich einzugestehen, was man nicht wisse. Er und Munger würden keine Anlageentscheidungen auf Basis makroökonomischer Erwartungen treffen, betont Buffett. Auch Munger stimmt zu, dass überhaupt nicht sicher sei, was passieren werde: "Ich denke nicht, dass irgendjemand von uns weiß, was passieren wird. Ich denke, dass es eine gute Chance gibt, dass diese extremen Maßnahmen plausibler sind, als alle gedacht haben. Aber ich weiß, dass wenn man das völlig ohne Limit weiter so macht, es in einem Desaster enden wird", so Munger.

Eine Aufzeichnung des gesamten diesjährigen Hauptversammlung von Berkshire Hathaway kann hier angesehen werden.


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3 Kommentare

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  • sonnyson
    sonnyson

    danke, sehr interessante Zusammenfassung

    15:25 Uhr, 03.05.2021
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