Kommentar
11:46 Uhr, 12.05.2014

Niedrige Renditen, niedrige Volatilität, geringe Spreads

Es wirkt etwas ungemütlich, dass eine niedrige Volatilität auf niedrige Renditen und den geringsten Credit Spread seit Jahren trifft.

Die Anleiherenditen sind derzeit niedriger als zum Ende des ersten Quartals, die Credit Spreads sind enger, und die Volatilität ist niedrig. „All das bedeutet, dass die Gesamterträge von Anleihen bisher deutlich besser sind, als ich zu Beginn des Jahres erwartet hätte: 2,6 Prozent für US-Staatsanleihen, 4,7 Prozent für US-Investmentgrade-Unternehmensanleihen, mehr als 8 Prozent für Staatsanleihen aus der europäischen Peripherie und solide 4 Prozent für High –Yield-Bonds“, erklärt Chris Iggo, CIO Fixed Income bei AXA Investment Managers. „Anleihen haben Aktien also bisher übertroffen, denn für den S&P 500 steht nur ein Plus von 1,5 Prozent zu Buche.“

Die Rally bei Staatsanleihen in den vergangenen Monaten habe vor allem das schwächere Wachstum in den USA, die niedrige Inflation in vielen Ländern und die Wachstumsverlangsamung in China widergespiegelt. Darüber hinaus habe die neue Fed-Präsidentin Janet Yellen sich bisher als geldpolitische Taube erwiesen. Zugleich habe die Europäische Zentralbank EZB angedeutet, sie könne im Juni möglicherweise etwas gegen die niedrige Inflation in der Eurozone unternehmen. Nicht zuletzt gebe es auch Wirtschaftswachstum, und die Erholung sei stabil oder beschleunige sich sogar leicht. „Es handelt sich nicht um einen globalen Boom, aber wir sind auch nicht nahe daran, wieder in eine Rezession abzurutschen“, erläutert Iggo. „Nicht zu heiß und nicht zu kalt – das ist traditionell eine Kombination, die günstig für Unternehmensanleihen ist, weil sich die Bedrohungen für die Cashflows und die Bilanzen der Unternehmen in Grenzen halten.“

Die positive Entwicklung der Anleihemärkte habe allerdings zu relativ hohen Bewertungen geführt, sodass es kaum noch Sicherheitsmargen für den Fall gebe, dass irgendein Ereignis den Investoren den Risikoappetit verderbe. „So etwas könnte ausgelöst werden durch enttäuschende Wachstumszahlen, schwächere Unternehmensgewinne, höhere Deflationsrisiken in Europa oder eine weitere Verschärfung geopolitischer Risiken“, so Iggo. „Ich bin nicht in der Lage, Ihnen zu sagen, was der Auslöser für eine mögliche ,Risk-Off-Episode‘ sein wird, aber ich bin besorgt wegen des Niveaus, auf dem sich die Anleiherenditen derzeit befinden.“

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