Kommentar
09:00 Uhr, 10.10.2007

Nickel: War es das jetzt?

Nickel hat eine Berg- und Talfahrt hinter sich. Eine enorme Schwankungsbreite bewegte das Metall von über 50,000 Dollar pro Tonne im Mai auf unter 25,000 Dollar Mitte August. Seither bewegt sich der Nickelpreis sehr volatil seitwärts. Eine Erholung bis über 30,000 Dollar pro Tonne wurde in den letzten Tagen wieder durch einen schwarfen Preiseinbruch revidiert. Wie sieht die fundamentale Lage um das Veredelungsmetall nun aus?

Der Grund für den Preisrückgang im Nickel war auf eine Mischung aus angebots- und nachfrageseitigen Faktoren zurückzuführen. Einige davon sind als temporär einzustufen, andere dagegen strukturell und daher dauerhaft.

Eine sehr wichtige strukturelle Entwicklung, die auf der Angebotsseite zu erkennen ist, ist die zunehmende Gewinnung des Metalls aus so genannten Laterit-Nickelerzen. Die Konzentration von Nickel in den Erzen ist zwar niedrig, sie liegt bei 2-6%, die Kosten aus der Nickelgewinnung über diese Methode sind aber deutlich niedriger. Dieses im englischen „Nickel Pig Iron“ genannte Nickel wird bisher nur in China gewonnen und wird wegen einer hohen Steuer auch nicht von dort auf dem Weltmarkt exportiert. Da aber China in den letzten Jahren einen hohen Anteil an der zusätzlichen Nickelnachfrage ausmachte, werden nun große Mengen Nickel nicht mehr verkauft und wandern in Lagerhallen. Spekulanten und Hedgefonds lesen hieran eine Entspannung der Angebots-Nachfrage-Bilanz beim Nickel ab. Das war der Hauptgrund, warum der Nickelpreis seit Mitte Mai um fast 50% gefallen ist.

Immer wieder gilt bei den Rohstoffen: Ein hoher Preis ist der beste Anreiz dafür, die Produktionsmenge zu erhöhen. Wir sehen es bei Zucker, das von einem Hoch bei über 15 cents auf unter 9 cents gefallen ist, weil die hohen Preise Zuckerproduzenten rund um den Erdball dazu angespornt hat, den Zuckeranbau zu steigern. Heute sehen wir Rekordzuckerernten in vielen Ländern und schwache Zuckerpreise. Genau das gleiche ist nun bei Nickel geschehen: Die hohen Preise haben es ermöglicht, dass alternative Laterit-Nickelerze zur Edelstahlherstellung genutzt werden. Im Jahr 2006 betrug die Produktion von Laterit-Nickelerzen 40,000 Tonnen, was das Weltnickeldefizit auf 45,000 Tonnen senken konnte. In diesem Jahr wird eine Ausweitung der Produktion auf 80,000 Tonnen erwartet.

Zu hohe Preise schaffen also zusätzliches Angebot. Auf der anderen Seite zerstören zu hohe Preise Nachfrage, da diejenigen Nachfrager mit der geringsten Zahlungsbereitschaft aus dem Markt gedrängt werden. In den letzten Monaten wuchs die Nachfrage nach nickelfreiem Edelstahl oder Edelstahl mit nur niedriger Nickelbeimischung merklich an.

Doch es gibt auch gute Nachrichten. Ein großer Teil des Nickels, das zusätzlich auf den Markt gelangt ist, stammte aus der Entleerung der Lager in der Stahlindustrie. Die Stahlhersteller rund um den Globus haben Nickel zur Edelstahlherstellung aus ihren Lagern entnommen, ohne zu hohen Preisen neues Nickel zuzukaufen. Diese Lagerentleerung wird aber nicht endlos anhalten. Irgendwann müssen die Stahlhersteller wieder neues Nickel auf dem Markt einkaufen. Der Preisanstieg im Nickel in den letzten beiden Wochen dürfte zum großen Teil durch die Erwartung einer wieder steigenden Nachfrage aus der Stahlindustrie herrühren.

Ein Gros der Analysten rechnet damit, dass es bereits zum Jahreswechsel soweit sein wird, dass die Nachfrage aus der Stahlindustrie wieder anzieht. Ich rechne im Zuge dessen und angesichts der Tatsache, dass sich das Weltwirtschaftswachstum im Zuge der Kreditkrise in den USA wahrscheinlich nur schwach abkühlen wird mit einer Festigung des Nickelpreises bis ins erste Quartal 2008.

Ihr
Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de

Analysieren Sie den Nickelpreis selbst – klicken Sie hier:
http://www.godmode-trader.de/front/index.php?id=133986&p=detailchart

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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