Kommentar
11:20 Uhr, 13.06.2007

Nickel: LME geht gegen geheime Absprachen vor

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  • Nickel
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Die Preise für Nickel stiegen in den letzten 12 Monaten um 55% und erreichten im Mai dieses Jahres ein Allzeithoch bei 51.650 Dollar pro Tonne. Anfang des Jahres 2006 kostete die gleiche Menge Nickel noch 15.000 Dollar.

Viele Anleger fragen sich, wie lange diese enormen Preissteigerungen noch anhalten können, insbesondere vor dem Hintergrund der jüngsten Preisabgaben. Seit dem Allzeithoch im Mai ging es rasant abwärts. In der letzten Woche erreichte der Preis ein Tief bei 42.900 Dollar – das entspricht einem Minus von über 20%.

Preis-Lager: Steigende Korrelation

Ziehen sich die Hedgefonds zurück? Untersuchungen von Banken zufolge ist die Korrelation der Veränderungen der LME-Lagerbestände in den letzten Jahren durch die steigende Teilnahme von Hedgefonds am Nickelhandel deutlich gestiegen. Vor wenigen Jahren spielten beispielsweise Statistiken über die Veränderung der Nachfrage der führenden Industrieverbände, Prognosen über die erwartete Produktion der Minenunternehmen oder Wirtschaftsdaten aus großen Nachfrageländern eine noch weitaus größere Rolle bei der Preisbildung von Nickel (Das gilt übrigens auch für alle anderen Basismetalle an der LME). Die Veränderungen der Lagerbestände an der LME sind daher die wichtigste Determinante, die man bei der Preisbildung bei Nickel beobachten muss.

Und die Lagerbestände bei Nickel haben sich seit Mitte Mai dieses Jahres um 80% erhöht. Nun kam in dieser Woche die Börsenaufsicht der LME mit der Nachricht, ihre Regularien für jene Marktteilnehmer verschärft zu haben, die hohe Nickelbestände horten. So soll es „zwei oder mehr“ Marktteilnehmer geben, die je mehr als 25% der Nickelbestände halten.

An der LME kursieren Gerüchte über geheime Absprachen kapitalstarker Marktteilnehmer, die durch eine Aufteilung ihrer gesamten Nickelbestände versucht haben sollen, die Meldepflicht der LME zu umgehen. Damit konnten sie künstlich das Nickelangebot am Markt verknappen, so die Befürchtungen der Marktteilnehmer. Denn die Meldepflicht bedingt auch, dass zu hohe Nickelbestände zum Verkauf gestellt werden, also mit den anderen Marktteilnehmern quasi „geteilt“ werden müssen. Wenn nichts gemeldet werden muss, muss allerdings auch nichts „geteilt“ werden – das Angebot könnte so künstlich verknappt worden sein.

Die LME weist dies jedoch vehement von sich. Die Verschärfung der Regularien sei Teil eines normalen regelmäßig durchgeführten Prüfungsverfahrens, hieß es in einer Erklärung. „Der Handel am Nickelmarkt verläuft ordnungsgemäß und die Entscheidung, die Beleihungsrichtlinien zu verschärfen wurde gefasst, um die Ordnungsmäßigkeit des Handels auch weiterhin sicherzustellen.“

Ein Analyst äußert sich etwas schärfer. „Wir haben Verhaltensweisen der Marktteilnehmer entdeckt, die auf geheime Absprachen hindeuten“, sagt John Kemp, Analyst bei Sempra Metals.

Wie reagieren?

Anleger, die in Nickel investieren, sollten sich über die Möglichkeit geheimer Absprachen bewusst sein. Eine Beispielrechnung, die die Bedeutung der Lagerbestände verdeutlichen soll: Die Lagerbestände bei Nickel stiegen seit dem 18. Mai bis heute – also in ziemlich genau drei Wochen – um 80% oder 3780 Tonnen. Dies hatte einen Preisrückgang bei Nickel von 18,75% zur Folge. 3780 Tonnen Nickel kosten bei einem angenommenen Durchschnittspreis von 45000 Dollar pro Tonne insgesamt 170 Millionen Dollar. Die Summe an Erträgen, die über den gehebelten Terminhandel in Nickel bei einer Preisbewegung von 18,75% realisierbar sind, übertreffen diese Kosten um ein Vielfaches. Für kapitalstarke Marktteilnehmer, die sich zusammentun und geheime Absprachen treffen, ist somit die Manipulation der Metallpreise an der LME ein leichtes Spiel. Kleinanleger, die mit Zertifikaten in diesem Markt investieren, sollten sich dieser Gefahr bewusst sein.

Autor: Jochen Stanzl,

Chefredakteur www.rohstoff-report.de

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Über den Experten

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Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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